2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht
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Regionalliga: Die „Gewinner“ spielen Unentschieden

SV Drochtersen/Assel mit 1:1 gegen Eintracht Braunschweig II

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DROCHTERSEN. Es sind diese Spiele, an deren Ende niemand so recht weiß, ob er sich über den einen Punkt freuen oder über zwei verlorene Punkte ärgern muss. Fakt ist: Fußball-Regionalligist Drochtersen/Assel spielte gestern Abend vor 700 Zuschauern im eigenen Stadion 1:1 gegen Eintracht Braunschweig II.

Ein Tor und ein Pfostentreffer, näher sind die Kehdinger dem Erfolg nicht gekommen. Am Ende hatten sie sogar Glück, dass die Gäste die beste Chance des Spiels nicht veredeln konnten."Die Jungs fighten, wir ernähren uns nur mühsam, sind aber in einem positiven Trend" - mit diesem Fazit beendete D/A-Trainer Enrico Maaßen einen Fußballabend im Kehdinger Stadion, der vielversprechend begonnen hatte: Die Anfangsminuten gehörten eindeutig den Gastgebern, die bei leichtem Nieselregen auf schwerem Boden von Anfang an Druck entwickelten und nach zwölf Minuten belohnt wurden. Einen Eckball von Marcel Andrijanic konnten die Braunschweiger nicht aus der Gefahrenzone bringen, der Abpraller landete auf dem gut fünfzig Zentimeter über dem Rasen in der Luft stehenden Nikola Serra, der das Spielgerät mit dem Kopf aus vier Metern ins linke Toreck wuchtete. Ein Tor mit Ansage, der offensiv starke Verteidiger hatte nach seinem Klasse-Solo, das zum Elfmeter und Tor beim 1:1 in Oldenburg führte, bei TAGEBLATT TV angekündigt, demnächst selber zu treffen.

Die Freude der 700 Fans hielt gerade mal fünf Minuten, denn der erste Braunschweiger Angriff führte zum Ausgleich, weil Oliver Ioannou den Braunschweiger Lukovicz ungeschickt im Strafraum attackierte und Milislav Popovic den fälligen Elfmeter humorlos verwandelte. D/A zeigte sich zunächst allerdings unbeeindruckt von dem überraschenden Ausgleich. Die Kehdinger waren flink mit Ball und Gedanken, garstig und kompromisslos beim frühen Anlaufen des Gegners. Maaßen ließ erstmals in dieser Saison mit einer Doppelspitze spielen, neben Alexander Neumann sollte Erdogan Pini zaubern. In der Abwehr ersetze Dimitri Fiks den gelb-gesperrten Nico Mau in der dynamischen Dreierkette. Er machte das gut.

Alexander Naumann hatte in der 23. Minute die beste Chance für die Kehdinger, nach einer Körpertäuschung ließ er eine wunderschöne Bogenlampe aus gut 25 Metern Richtung Tor segeln, doch der Ball landete am linken Torpfosten.D/A war in Hälfte eins die bessere und härter agierende Mannschaft, die sich aber selbst durch schlampige Zuspiele den Weg zum Glück versperrte. Enrico Maaßen hatte dem Team zwar eine frische Taktik verpasst, sein Plan mit der Doppelspitze ging aber nur bedingt auf, denn Marcel Andrijanic, der die Bälle nach vorne verteilen sollte, fehlte mehrmals in vielversprechenden Situationen das notwendige Timing im Zuspiel, nach 63 Minute durfte/musste ihn Marius Winkelmann ersetzen. Aber auch das brachte keine Durchschlagskraft. In der zweiten Hälfte ignorierten die Kehdinger penetrant ihre Rolle als Heimmannschaft.

Was dem Team gestern Abend fehlte, war eine funktionierende Umschaltzentrale und damit die Umsetzung der ganzheitlichen Spielidee von Enrico Maaßen. Dass sie mehr Kampf als filigrane Kunst zeigen, gehört zu den Markenzeichen dieser Mannschaft, bei der die Zuschauer auch gestern Abend immer das Gefühl hatten, dass irgendwann irgendwie doch noch etwas Spektakuläres passieren könnte. Das passierte dann sogar nach dem Geschmack der Fans in der 78. Minute als der Braunschweiger Popovic freistehend aus vier Metern das leere D/A-Tor nicht traf. Fünf Minuten vor Schluss sicherte Torhüter Philipp Kühn wenigstens das 1:1.

Angesichts zweier unterschiedlicher Halbzeiten ist das Ergebnis gerecht, was beide Trainer auch so sahen: Braunschweigs Henning Bürger zeigte sich "nicht unzufrieden", aber angesichts der zwei klaren Torchancen sah er auch drei Punkte als möglich an.

Enrica Maaßen musste sich gestern Abend gar ein wenig als Mahner sehen. Sein Team habe in den letzten sechs Spielen nur einmal verloren. "Positiv im Trend" befand der Chef, der die Unzulänglichkeiten in einigen individuellen Schwächen seiner Kreativabteilung und im noch nicht wieder hergestellten Vollbesitz aller fußballerischen Fähigkeiten seiner aus der Verletzung kommenden Spieler sah.Maaßens Worte schienen auch an einige Zuschauer gerichtet, die gegen Ende der Partie die eigene Mannschaft lautstark kritisiert hatten, was nach dem Abpfiff auch Torschütze Nikola Serra ganz bitter aufgestoßen war. "Wir haben Super-Fans, die uns grandios auch auswärts unterstützen, aber wir haben im eigenen Stadion auch einige Vollkübel, auf die wir gerne verzichten können." Nikola Serras Botschaft für alle: "Wir sind D/A und wir sind Gewinner."

Aufrufe: 021.10.2017, 10:45 Uhr
Tageblatt / Von Wolfgang StephanAutor