Hannover 96 erteilt D/A Lehrstunde

In der ersten Halbzeit boten die Hannoveraner den indisponierten Gastgebern eine Lehrstunde in Sachen attraktivem Offensivfußball. Laufstark, dribbelstark, ballsicher, wacher in den Zweikämpfen, immer einen Schritt voraus - so präsentierte sich die Bundesligareserve aus der Landeshauptstadt. Die Drochterser Fußballer schauten allenfalls aufmerksam zu, wie Hannover wirbelte. In der sechsten Minute konnte sich D/A bei seinem wiedergenesenen Torhüter Philipp Kühn bedanken, der einen Freistoß von Mike Steven Bähre aus seiner rechten unteren Ecke kratzte. Drei Minuten später war die Fünfer-Abwehrkette der Hausherren nicht auf dem Posten und ließ Charlison Benschop laufen. Benschop verzog nur knapp. Die Anzahl der Chancen auf Drochterser Seite war überschaubar. Erdogan Pini schoss in Minute elf weit über das Hannoveraner Tor.

D/A bettelte förmlich um das erste Gegentor. In der 28. Minute bekam die Mannschaft von Trainer Enrico Maaßen im Mittelfeld keinen Zugriff auf die Gäste. Die kombinierten wie im Training. Der quirlige Mete Kaan Demir ließ auf der linken Seite schließlich D/A-Kapitän Meikel Klee stehen, flankte in die Mitte und fand in Maurice Hehne einen dankbaren Abnehmer. 0:1. Der Rückstand war vorprogrammiert.

Nach 35 Minuten sah Klee erneut nicht gut aus und ließ sich von Demir düpieren. Der konnte von der Eckfahne unbehelligt flanken. Ohne jegliche Gegenwehr zirkelte Tom Baller den Ball unhaltbar für Kühn in den Winkel. Vorher hatte ihn Benschop in Szene gesetzt. Hannover agierte in allen Belangen überlegen. Die Demütigung war perfekt, nachdem Patrice Epale Otto kurz vor dem Halbzeitpfiff auf 3:0 erhöhte. Demir bereitete auch diesen Treffer vor, wieder über links, wieder ließ er Klee aussteigen. Wieder flankte er unbehelligt. Meikel Klee blieb in der Halbzeit in der Kabine. Für ihn kam Marco Schuhmann ins Spiel.

705 Zuschauer sahen im Kehdinger Stadion einen ganz schwachen Auftritt ihrer Lieblinge. In der Offensive gelang nichts. Einzig Linksaußen Jannes Elfers zeigte eine ansprechende Leistung, gab auf seiner Seite Gas. Aber spätestens am Strafraum endete die Angriffsbemühungen der Drochterser.

Was D/A in dieser Saison bislang stark machte, war der Willen, einen Rückstand zu drehen, ein Spiel mit viel Leidenschaft und Wucht umzubiegen. Der Wille war am Freitag zwar da, allein es fehlten diesmal die Wucht und vor allem die zündenden Ideen. Die Mannschaft versuchte, sich zu motivieren. Aber die Rufe verhallten im verregneten Kehdinger Abendhimmel.

In der zweiten Halbzeit passierte nicht mehr viel. Hannover schaltete einen Gang zurück, verteidigte aber so geschickt, dass Torwart Marlon Sündermann nicht einmal ernsthaft eingreifen musste. Kurz vor Ende der Partie lief D/A noch einen erfolgsversprechenden Angriff, machte aber nichts aus seiner Überzahl. Anstatt es selbst mit einem Abschluss zu versuchen, legte der eingewechselte Marcel Brunsch im Strafraum noch einmal quer. Hannover klärte zur Ecke. Nico Mau bekam danach bei einem Kopfball keinen Druck hinter den Ball und ein Schuss von Finn-Patrick Gierke landete rechts neben dem Tor im Fangzaun.

Der Hannoveraner Trainer Mike Barten erinnerte nach dem Abpfiff an die 1:4-Niederlage, mit der D/A seine Mannschaft in der vergangenen Saison nach Hause schickte und zeigte sich "glücklich, in Drochtersen Punkte geholt zu haben" gegen eine "brutal verteidigende" Mannschaft. Dieses Bollwerk nahm seine Elf auseinander. Enrico Maaßen sagte, dass sein Team nicht gewinnen konnte. Bei den Gegentoren habe sich seine Mannschaft "angestellt wie eine U21 oder U 23". Maaßen: "Nach dem 0:2 war es schwer, zurückzukommen. Das war sicher kein perfekter Tag." Hannover 96 schob sich an Drochtersen vorbei in der Tabelle.