2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
Matthias Klemens (Mitte, hier mit Ex-Trainer Klaus Augenthaler, links, und Teammanager Mario Stieglmair) gefällt die sportliche Zwischenbilanz seines SV Donaustauf überhaupt nicht. Archivfoto: Brüssel
Matthias Klemens (Mitte, hier mit Ex-Trainer Klaus Augenthaler, links, und Teammanager Mario Stieglmair) gefällt die sportliche Zwischenbilanz seines SV Donaustauf überhaupt nicht. Archivfoto: Brüssel

SV Donaustauf: Geschäftsführer ist sauer

Matthias Klemens hakt die Saison bereits ab und übt Kritik an der Mannschaft +++ Vorerst wird auch kein Promi-Coach mehr geholt.

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Es ist erst eineinhalb Jahre her, dass der SV Donaustauf bundesweit für Aufsehen sorgte: Weltmeister Klaus Augenthaler wurde als Trainer verpflichtet. Mit ihm sollte der Aufstieg in die Bayernliga gelingen. Hier scheiterte der SV aber in der Relegation – und in dieser Saison will es nun überhaupt nicht mehr laufen. Geschäftsführer Matthias Klemens zieht im Gespräch mit unserem Medienhaus eine harte Zwischenbilanz: „Die Saison ist für uns eigentlich schon gelaufen.“ In der Winterpause werde sich der Verein deswegen voraussichtlich von mehreren Spielern trennen.

Vor zweieinhalb Jahren ist Klemens, damals spielte der Klub noch in der Bezirksliga, beim SV eingestiegen. Gemeinsam mit weiteren Sponsoren stellte er einen Etat zur Verfügung, mit dem nicht nur Augenthaler, sondern auch etliche hochkarätige Spieler geholt werden konnten.

In der vergangenen Saison in der Landesliga lief es fast noch nach Plan. Nur knapp verpasste der Verein in der Relegation den Aufstieg. Für Augenthaler war danach dennoch Schluss, als neuer Coach wurde Karsten Wettberg verpflichtet. Von dem trennte sich der SV nach einem mehr als durchwachsenen Saisonstart vor zwei Wochen jedoch bereits wieder. Spielführer Andreas Vilsmaier und der sportliche Leiter Hans Melzl coachen seitdem das Team. Dennoch gab es zuletzt wieder eine Niederlage. Mit zehn Punkten aus acht Spielen dümpelt der SV im Niemandsland herum. Dass sich das Team wieder nach oben arbeiten wird, glaubt Klemens – obwohl die Saison noch lang ist – nicht mehr so recht.

Nach der Trennung von Wettberg hatte es der Klub offen gelassen, ob er einen prominenten Nachfolger verpflichtet. Nun ist die Entscheidung gefallen: „Wir werden in dieser Saison nichts mehr machen“, sagt Klemens. Dabei habe es bereits positiv verlaufene Gespräche mit mehreren Kandidaten gegeben. Unter anderem sogar wieder mit einem Weltmeister. Nun will Klemens aber nicht noch mehr Geld für eine Saison investieren, in der er die Erfolgsaussichten mittlerweile als gering einschätzt. „Denn da fragt man sich dann schon, was das noch bringen soll.“ Vielmehr soll es in der Winterpause eine genaue Analyse geben, „wie mit einer so teuren Mannschaft so wenig rauskommen kann“.

Klemens verhehlt nicht, dass er derzeit „etwas ratlos und schon auch etwas sauer“ sei. Bei manchen Spielern vermisse er „die Bereitschaft, sich zu quälen“. Er habe nicht den Eindruck, dass alle mit der richtigen Einstellung an die Sache herangehen würden.

Bereits in der Vorbereitung seien ihm manche Dinge negativ aufgefallen. Beim Trainingslager etwa hätten mehrere Spieler wegen eines Junggesellenabschieds gefehlt. Er frage sich, ob man das nicht besser planen könne: „Das ist keine reine Hobbymannschaft“, meint Klemens, er erwarte sich da einfach mehr

Wettberg habe auf ein sehr hartes Training gesetzt, um die Spieler fit zu machen. Das habe einem Teil der Mannschaft Klemens zufolge wiederum nicht gefallen. In der Winterpause werde jetzt Klartext geredet, kündigt er an. Es werde einen Einschnitt geben. Bei „drei, vier Spielern“ könne sich Klemens vorstellen, dass sich die Wege wieder trennen. Im Gegenzug sollen „Leute aus der Region“ Spielpraxis erhalten: „Denn derzeit fragen wir uns, ob es wirklich der richtige Weg ist, mit so vielen von auswärts gekommenen Spielern zu arbeiten.“

Zu Klemens’ Kritik an der Mannschaft nimmt Vize-Kapitän Martin Sautner Stellung. Er sagte unserem Medienhaus, dass die Erwartungen natürlich höher gewesen sind und das jedem bewusst sei. Gerade der bittere Rückschlag jüngst im Spiel gegen Bogen sei seiner Meinung nach aber auch darin begründet, „dass wir eine englische Woche mit drei Spielen hatten“. Er habe nicht das Gefühl, dass die richtige Einstellung gefehlt habe: „Das war nicht bloß eine Kopfsache, sondern nach der starken Belastung auch eine körperliche Frage.“ Bei der Frage, ob die Mannschaft nicht fit genug sei, will er „jetzt nicht mehr nachkarten. Ich hoffe einfach, dass es nun aufwärts geht. Denn ich habe schon das Gefühl, dass die Stimmung in der Mannschaft wieder besser ist“.

Klemens’ Kritik an dem Termin des Junggesellenabschieds nimmt Sautner zur Kenntnis: „Er darf da natürlich seine Meinung haben und die auch sagen.“ Sautner weist allerdings daraufhin, dass der Junggesellenabschied bereits vor einem halben Jahr geplant und der Verein schon in der vergangenen Saison darüber informiert worden sei. Allgemein stellt er fest, dass der SV „keine Profimannschaft“ sei: „Viele arbeiten noch. Und letztlich geht die Arbeit immer vor.“

Gibt es in der nächsten Saison nun einen neuen Versuch, aufzusteigen? Oder wird der Etat stark zurückgefahren? Wie es beim SV weitergeht, scheint derzeit völlig offen. Vilsmaier und Melzl sollen das Team jedenfalls bis zum Saisonende coachen. „Das sind zwei Originale aus Donaustauf, die machen das sehr gut und damit haben wir zunächst eine gute Lösung“, sagt Klemens. Ob danach wieder ein bekannter Trainer verpflichtet wird, sei noch unklar. Dies hänge von den Gesprächen mit den Vertretern des Hauptvereins ab: „Wenn, dann müssen das wirklich alle wollen.“ Spekulationen, dass er selbst im kommenden Sommer als Geschäftsführer und Sponsor aufhört, weist er zurück: „Daran denke ich im Moment nicht.“

Aufrufe: 023.8.2017, 10:00 Uhr
Jürgen ScharfAutor