2024-04-19T07:32:36.736Z

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Die Abholzaktion ist erledigt: Die Reste der Ahornbäume liegen vor den Tribünenelementen. Foto: Petra Schmid
Die Abholzaktion ist erledigt: Die Reste der Ahornbäume liegen vor den Tribünenelementen. Foto: Petra Schmid

Donaustauf's Tribünenfluch

Der SV Donaustauf will eine Tribüne bauen – und ließ ohne Genehmigung Bäume umschneiden. Jetzt droht dem Verein ein Bußgeld.

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Ein kleiner Vogel hat für viel Aufregung rund um den geplanten Aufbau einer früheren Jahn-Tribüne am Fußballplatz des SV Donaustauf gesorgt. Der junge Grauschnäpper, der sich gerade in der Regenstaufer Vogelstation erholt, ist am Mittwoch im Zuge einer Fällaktion gefunden worden. Um Platz für die Tribüne zu schaffen, hatte der Verein mitten in der Vogelbrutzeit Bäume fällen lassen. Weil das nicht legal ist, wollte die Polizeiinspektion Wörth auf Bitten des Landratsamtes die Arbeiten stoppen – kam aber zu spät. Die drei Bäume waren bereits umgeschnitten. Jetzt muss sich der Verein möglicherweise wegen einer Ordnungswidrigkeit verantworten.

„Das ist skandalös“, sagt Christoph Bauer, der Leiter der Umwelt- und Vogelstation des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). Ein ehrenamtlicher LBV-Helfer aus Donaustauf hatte den kleinen Vogel dort entdeckt, wo die Bäume umgeschnitten worden waren, und das verletzte Tier nach Regenstauf gebracht. Bauer machte sich noch am selben Abend ein Bild vom Ort des Geschehens. Er geht davon aus, dass der junge Patient in seiner Station nicht der einzige Vogel war, der zu Schaden gekommen ist.

Verstoß gegen Naturschutzgesetz

Mehrere Ahornbäume sind seinen Angaben zufolge umgeschnitten worden – „und das auch noch auf öffentlichem Grund“, schimpft der Vogelschützer. Dabei seien Baumfällungen nach dem Naturschutzgesetz während der Vogelbrutzeit vom 1. März bis 30. September grundsätzlich verboten. Das bestätigt Pressesprecher Hans Fichtl auf Anfrage unseres Medienhauses. „Die Baumfällungen waren nicht legal“, erklärte er. Eine erforderliche Ausnahmegenehmigung lag seinen Worten zufolge nicht vor – und wurde in diesem Fall auch nie beantragt.

Zwar hat der SV Donaustauf den Bau der 380 Zuschauer fasssenden Tribüne beim Landratsamt ordnungsgemäß beantragt und mittlerweile auch genehmigt bekommen. Die Baugenehmigung schließt aber die erforderliche Ausnahmegenehmigung für die Fällaktion nicht mit ein. Denn jeder Bauherr, der eine Genehmigung für ein Bauprojekt in der Tasche hat, muss eine vor den Baumaßnahmen erforderliche Baumfällaktion eigens beim Landratsamt beantragen. „Hier gibt es keinen Automatismus“, betont der Pressesprecher. Genau davon waren allerdings der Donaustaufer Bürgermeister Jürgen Sommer und sein Verwaltungsleiter Stefan Unertl ausgegangen. Sie gaben dem SV Donaustauf ihr Einverständnis, mit den Bauarbeiten und damit auch mit den Baumfällarbeiten beginnen zu dürfen. „Wir wussten nicht, dass der Verein dafür eine Ausnahmegenehmigung benötigt“, gibt Sommer zu. Er hatte zuletzt im Gemeinderat bekannt gegeben, dass die Baugenehmigung da ist und dass für die Maßnahme drei bis vier Bäume gefällt werden müssen. Dem Verein nützt das jetzt erst einmal nichts. Das Ordnungswidrigkeitsverfahren ist vom Landratsamt eingeleitet. Wie es ausgeht und ob der Verein möglicherweise tatsächlich eine Geldbuße für die Baumfällaktion zahlen muss, ist derzeit noch offen. Fakt ist: Der SV Donaustauf hat gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstoßen. Nach Ansicht des Landratsamtes spielt es dabei keine Rolle, dass die Gemeinde ihr Einverständnis für die Arbeiten gegeben hat.

SVD-Vorsitzender Wolfgang Vogel kann die Aufregung allerdings nicht verstehen. „Wir waren vollkommen überrascht, als die Polizei angerückt ist“, erklärt Vogel, der sich keiner Schuld bewusst ist. „Für uns hat das alles in Ordnung ausgesehen“, sagt er. Über die Baugenehmigung hinaus hatte sich der Verein eigens noch bei der Gemeinde das Einverständnis geholt, die Bäume fällen und mit den Bauarbeiten beginnen zu dürfen. Und natürlich sei zuvor überprüft worden, ob sich Nester auf den Bäumen befinden. „Da war nichts“, versichert Vogel, der nun in Ruhe abwarten will, was auf den Verein zukommt. Die Bauarbeiten werden auf jeden Fall mit viel Eigenleistung weiterlaufen.

Fluch liegt auf dem Projekt

Der ambitionierte Fußball-Landesligist hatte sich vor knapp eineinhalb Jahren nach der spektakulären Verpflichtung von Weltmeister Klaus Augenthaler als neuen Trainer die ehemalige Vortribüne aus dem alten Jahnstadion gesichert. Seitdem scheint auf dem Tribünenprojekt allerdings ein Fluch zu liegen. War es doch schon ganz am Anfang zu einer Baum-Affäre gekommen, in deren Mittelpunkt just die Ahornbäume standen, die jetzt der Motorsäge zum Opfer gefallen sind. Das sollten sie nach dem Willen der Vereinsverantwortlichen schon damals. Ein Vorhaben, das Bürgermeister Sommer jedoch stoppte, weil die Gemeinde darüber nicht informiert worden war.

Was dann folgte, war eine Meinungsverschiedenheit mit dem Donaustaufer Unternehmer Joachim Czech, dem damals noch das benachbarte Grundstück der früheren Tennishalle gehörte, auf dem ein Teil der Tribüne stehen sollte. Und schließlich stellte sich heraus, dass bereits Anfang der 80er Jahre beim Bau der Sportanlage ein Lärmschutz erforderlich gewesen wäre, aber nie gebaut wurde. Den forderte das Landratsamt nun im Zuge des Genehmigungsverfahrens für die Tribüne erneut ein. Die Gemeinde hat zugesagt, diese Auflagen zu erfüllen. „Der Lärmschutz kommt in den nächsten Wochen“, erklärt der Bürgermeister. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass die Donaustaufer Fans ihren Fußballern schon bald von einer Tribüne aus zujubeln können. Klaus Augenthaler steht dann freilich nicht mehr an der Seitenlinie des Landesligisten.

Aufrufe: 02.7.2017, 08:00 Uhr
Thomas Kreissl, MZAutor