Welcher Fußballer kann das schon von sich behaupten: ein Tor gegen den FC Bayern München geschossen zu haben, vor 80 000 Zuschauern gespielt zu haben – und sogar vom großen Sepp Herberger geadelt worden zu sein. Hans Weber kann’s: Der Dieburger spielte einst für den OFC und den SV Darmstadt 98, glänzte an der Seite von Kickers-Legende Hermann Nuber und erhielt großes Lob vom legendären Bundestrainer. Heute feiert Weber seinen 80. Geburtstag.
Die positiven Worte Herbergers über den einstigen Offensivspieler belegt einer der vielen Zeitungsausschnitte, die Weber säuberlich archiviert hat. Im Jahr 1959, gerade war er vom SC Hassia Dieburg zu den Offenbacher Kickers gewechselt, schoss er den OFC an der Seite von Nuber beim 6:0 über die Spvgg. Fürth mit drei Toren zum Sieg. Einer der Zuschauer, damals wie fast immer mit Schlapphut auf dem Kopf dabei: Sepp Herberger, von 1950 bis 1964 (und auch zwischen 1936 und 1942) Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Fünf Jahre vorher hatte der Mannheimer das „Wunder von Bern“ geschaffen, ehe er nach der Weber-Gala am Bieberer Berg zum – von der Presse dokumentierten – Urteil kam: „Man wird noch von ihm hören.“
Nun: Zum Nationalspieler sollte es für den Dieburger zwar nicht reichen. Dennoch gelang ihm eine außergewöhnliche Karriere, die er als Zehnjähriger beim SC Hassia startete, dessen Erstmannschafts- und Jugendtrainer sowie Vorsitzender er später werden sollte. Mit gerade einmal 16 Jahren debütierte Weber in der ersten Mannschaft. In der Folge lief er fünf Jahre lang für den Verein vom Wolfgangshäuschen auf, stets in der Offensive, am häufigsten als Mittelstürmer oder Linksaußen. „Ich war sehr schnell“, nennt Weber seine größte Stärke, die auf den genannten Positionen besonders gut zur Geltung kam. Als Weber 21 war, warb ihn Georg Kämmerer, einstiger Hassia-Trainer und Ex-Mittelläufer des OFC, nach Offenbach ab. „Es war schwierig, die Kameraden im Stich zu lassen“, meint Weber noch heute. Die „sportliche Perspektive“ habe damals den Ausschlag gegeben.
Kritik an der aktuellen Entwicklung im Profi-FußballWas kam, war die beste Zeit seiner Karriere: Beim OFC spielte er ab 1959 in Deutschlands höchster Spielklasse, die erst vier Jahre später den Namen „Bundesliga“ erhielt – und schaffte es auf Anhieb, sich in der ersten Mannschaft zu etablieren. Profi-Fußballer war er trotz großer Spiele und großer Gegner (so ein Entscheidungsspiel gegen Westfalia Herne vor 80 000 Zuschauern in Hannover und der entscheidende Treffer beim 1:0-Sieg 1959 gegen den FC Bayern München) nicht. Als Weber 1962 vom OFC zum SV Darmstadt 98 wechselte, weil der damalige Lilien-Präsident dem angehenden Mathe- und Chemielehrer eine Stelle an der Georg-Büchner-Schule unweit des Böllenfalltor-Stadions anbot, war dies Ausdruck jener Prioritäten, die Weber damals setzte. „Ich hatte geheiratet – und ich brauchte Geld“, erzählt er. Das ließ sich als Lehrer zu jener Zeit eher verdienen denn als Erstliga-Fußballer, obgleich auch damals schon Geld im Fußball geflossen sei.
Später, 1967, sollte Weber wieder zum SC Hassia zurückkehren, wo zu dieser Zeit sein Bruder Jupp den Vorsitz innehatte. Lilien und OFC interessieren ihn nach wie vor, die Entwicklung in den höchsten Spielklassen sieht er aber kritisch: „Der Profi-Fußball gefällt mir heute nicht mehr so gut“, sagt Weber. „Es sind heute zu viele fremde Spieler in den Mannschaften – das war zu meiner Zeit anders. Da waren wir beim OFC praktisch eine Rodgau-Auswahl, wurden höchstens drei, vier Spieler von weiter weg dazugeholt. Das sind keine gesunden Verhältnisse mehr. Es müssten wieder mehr lokale Größen rein – genügend Talente sind da.“