2024-04-19T07:32:36.736Z

Relegation
Beide Mannschaften fighteten bis zum Schluss. Am Ende konnte mit dem TSV Windsbach aber nur ein Team in die Bezirksliga aufsteigen. F: Sportfoto Zink
Beide Mannschaften fighteten bis zum Schluss. Am Ende konnte mit dem TSV Windsbach aber nur ein Team in die Bezirksliga aufsteigen. F: Sportfoto Zink

"Copy and Paste" lässt Kalchreuth trauern

TSV Windsbach steigt nach 2:1-Sieg in die Bezirksliga auf +++ Nils Röthig macht es doppelt

Manchmal entscheiden eben Nuancen. Einige Schritte Anlauf, ein gezielter und sehr strammer Schuss und ein Abwehrbein, welches diesen unhaltbar abfälscht. Und wenn diese Abläufe, wie im Relegationsspiel um einen Platz in der Bezirksliga zwischen dem TSV Windbach und dem 1. FC Kalchreuth gleich zweimal in fast identischer Weise vorkommen, dann ist dies eben der Anfang einer großen Aufstiegsparty - mit Nils Röthig als gefeiertem Helden.

TSV Windsbach - 1. FC Kalchreuth 2:1 (1:1)

Der TSV-Nachwuchsspieler war nämlich der Absender der beiden fast identischen Freistöße, die auf abgelenktem Wege ihr Ziel im Kalchreuther Kasten fanden. In der 15. Minute aus etwa 28 Metern nach überflüssigem und zudem mit Gelb geahndeten Foul des ansonsten abgeklärt agierenden Kalchreuther Abwehrchefs Thomas Damasty und in der 85. Minute noch einmal fast wie eine Kopie des ersten Treffers - lediglich die Entfernung könnte diesmal zwei Meter weniger betragen haben. "Natürlich war das auch glücklich", sagte der Matchwinner, der einen weiteren Freistoß in der ersten Spielhälfte weit über den FCK-Kasten gedroschen hatte, nach der Partie. "Aber ich wollte es einfach noch einmal riskieren!" Das Ergebnis: Der "größte Sieg" in Röthigs bisheriger Fußballerkarriere.

Denn neben einem großen Schussglück bewiesen die Windsbacher auch beachtliche Fähigkeiten in der Defensive. Obwohl körperlich kleiner gewachsen, hatten die TSV-Spieler ihren leicht favorisierten Kalchreuther Widersachern nur ein einziges Mal einen Torabschluss auf dem Silbertablett serviert. Nach langem Pass von Amornwut Schmidt in die Spitze unterliefen alle TSV-Verteidiger den Ball, woraufhin sich Kalchreuths stets gefährlicher Spielertrainer Oliver Wurzbacher nicht zweimal bitten ließ. Elegant nahm er die Kugel an, um sie mit der nächsten Ballberührung kurz vor TW Christian Poledne zum zwischenzeitlichen Ausgleich über die Linie zu schieben (30.).

Doch ansonsten waren die Kalchreuther zwar von der Spielanlage her geringfügig die bessere Mannschaft gewesen, was die Windsbacher aber mit Kampfgeist wett machten. Überhaupt wirkten die Fußballer aus dem Landkreis Ansbach irgendwie mehr bei der Sache. Ob dies - wie Kalchreuths Spielertrainer Wurzbacher nach dem Spiel andeutete (siehe unten) - an der längeren Pause, die Windsbach hatte, gelegen haben mag? Schließlich konnten sich die Mannen um Trainer Josef "Kappo" Kamm ausruhen, während der FCK den TSV Röttenbach mit 4:0 besiegte. Spekulation...

Kalchreuth verschlief den Start

Tatsache aber ist, dass die Kalchreuther die Anfangsphase mal so richtig verschliefen. Denn bereits vor dem Führungstreffer hatten sich die Windsbacher dem Tor von Keeper Arthur Ockert einige Male genähert. Und auch nach dem Röthig-Kracher war es zunächst der TSV, der durch Christoph Heißrath die Chance besaß, die Führung auszubauen. Doch wie es so oft ist, traf der Windsbacher nicht, im Gegenzug aber Wurzbacher zum 1:1.

Nun begann die beste Phase der Kalchreuther, die nun mit schnellen Spielzügen über die Außen punkteten. Im Anschluss an eine Ecke hatte Ugur Türker per Kopfball eine gute Chance (39.). Doch gerade, als man dachte, die Partie würde zugunsten der Kalchreuther kippen, war Windsbach wieder da und Manuel Binz scheiterte nach schöner Aktion kurz vor der Pause am Pfosten.

Nach der Pause war die Elf aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt zunächst besser, ohne jedoch zum erwarteten Sturmlauf anzusetzen. Das schöne Solo des agilen Jochen Saft über das halbe Feld hätte allerdings schon einen Kalchreuther Treffer verdient gehabt. Die Hereingabe verpasste Wurzbacher allerdings um Haaresbreite (72.). Eine typische Szene für den Kalchreuther Spielertrainer und seine Elf an diesem Tag. Zwar zu jeder Zeit fähig, ein fußballerisches Sahnehäppchen auszupacken, aber insgesamt nicht zwingend genug, um kämpfende und sich aber auch immer wieder gut befreiende Windsbacher effizient auszuspielen.


Die Aufstiegsmannschaft des TSV Windsbach um Coach Josef Kamm (hinten, 2. v. re.) (F.: Andreas Schmitt).

Nur fünf Minuten nach seiner tollen Einzelaktion sorgte erneut Saft für Gefahr, scheiterte aber am glänzend reagierenden TW Poledne. So blieb es also fünf Minuten vor Schluss Röthig vorbehalten, seinen ersten Treffer quasi im "Copy and Paste"-Verfahren noch einmal zu zelebrieren. Einige Schritte Anlauf, ein gezielter und sehr strammer Schuss und ein Abwehrbein, welches diesen unhaltbar abfälscht.

In der dramatischen Schlussphase hatte Kalchreuth zwar noch einige Eckbälle, die TW Poledne aber alle stark wegfaustete. Kurz vor dem Abpfiff wollte er dann noch auf Zeit spielen und den Ball wegschießen. Dabei stieß ihn Wurzbacher um. Nicht weiter heftig - aber Gelb-Rot (der Kalchreuther Coach wurde nach einem mit der Hand erzielten Tor bereits verwarnt) war durchaus berechtigt.

Somit sangen also die Kicker des TSV Windsbach nach der Hitzeschlacht von Zirndorf "Humba, Humba- tätärätätähhh", während die Kalchreuther einfachn nur kaputt auf dem Boden lagen. Sie müssen auch 2013/14 wieder in der Kreisliga ran.

Trainerstimmen

Josef Kamm (TSV Windsbach): Ein Lob an unsere geschlossene Mannschafts- und vor allem die starke Defensivleistung. Natürlich fielen die Tore glücklich, aber dennoch war der Sieg nicht unverdient. Im ersten Durchgang waren wir schließlich eindeutig die bessere Mannschaft gewesen. Nachdem wir vor der Saison mit dem Ziel angetreten waren, erst einmal die Klasse zu halten, betrete ich nun mit der Bezirksliga vollkommenes Neuland.

Oliver Wurzbacher (1. FC Kalchreuth): Ich blicke positiv auf die Saison und vor allem auf die Einstellung in diesem langen Relegations-Wahnsinn zurück! Wir hatten nun binnen kürzester Zeit vier Spiele, Profis beschweren sich schon nach einer englischen Woche. Die Entscheidungen treffen andere, aber wir vom FC Kalchreuth waren derjenige Verein, der sie auszubaden hatte. Windsbach erhielt - für mich unverständlich - ein Freilos, konnte sich schonen und uns studieren. Umso bitterer ist es, hier als bessere Mannschaft aufgrund zweier identischer und glücklicher Treffer zu verlieren.

Tore: 0:1 Röthig (16.), 1:1 Wurzbacher (31.), 1:2 Röthig (86.) / SR: M. Winkler (TSV Rittersbach) Zuschauer: 500 beim ASV Zirndorf / Gelb-Rote Karte: Wurzbacher (FCK) wegen Tätlichkeit (90.+4.)

Wir berichteten live ab 19 Uhr vom entscheidenden Relegationsspiel um den Aufstieg in die Bezirksliga. Hier geht´s zum Liveticker FC Kalchreuth - TSV Windsbach.

Aufrufe: 019.6.2013, 23:30 Uhr
Andreas SchmittAutor