Entgegen aller Klischees ist Austin Zeringue ein ganz normaler Junge in den Vereinigten Staaten — obwohl er im Alter von sechs Jahren mit dem Fußballspielen beginnt. „Das ist in den USA üblich. Erst später wechselt man in andere Sportarten wie Basketball oder Football“, erklärt der heute 20-Jährige. Zeringue aber schoss am liebsten Tore statt Punkte zu erzielen und blieb einfach beim „Soccer“, wie der Mannschaftssport zur besseren Unterscheidung vom American Football genannt wird.
Über das Austauschprogramm IFX (Internationaler Fußballaustausch) bot sich dem jungen Mann aus der Metropole New Orleans die Möglichkeit, sein Lieblingshobby mit einem Aufenthalt in Europa zu verbinden. Die Teilnehmer werden in Amateur- und semiprofessionellen Vereinen ausgebildet und belegen außerdem intensive Sprachkurse.
Im Frühjahr begann das Abenteuer des US-Amerikaners in seinem Wunsch-Land, er wohnt seitdem in einer Wohngemeinschaft mit zehn weiteren IFX-Studenten in Nürnberg.
Bei drei Vereinen im näheren Umkreis stellte er sich im Probetraining vor und schloss sich im Frühsommer dem SV Buckenhofen an, der gerade aus der Landesliga abgestiegen war und für seinen personellen Neuanfang jede Unterstützung gebrauchen konnte. Der Verein pflegt seit längerem eine Verbindung zur IFX-Agentur, die schon in der abgelaufenen Spielzeit einen jungen Kicker an die Staustufe vermittelte. Der Kanadier David Andreychuk zog mittlerweile zum Bayernligisten SV Memmelsdorf weiter. „Ich habe mich im Team von Anfang an wohl gefühlt“, sagt Zeringue, „die Jungs haben mir Anweisungen übersetzt.“
Seine Deutschkenntnisse, verrät der Gaststudent, würden mittlerweile immerhin zum Bestellen von Essen und Trinken reichen. „Ich kenne im Deutschen bestimmte Fachbegriffe noch nicht, außerdem ist die Grammatik sehr schwer“, sagt der 20-Jährige. An die typisch deutsche Lautsprache von Wörtern, die in anderen Ländern als „hart“ empfunden wird, hat er sich nach einigen Monaten in Franken längst gewöhnt.
Neben dem Training in Buckenhofen und den Deutschkursen verbringt Austin Zeringue seine Freizeit mit noch mehr Fußball. Für alle Austausch- Teilnehmer werden zusätzliche Trainingseinheiten angeboten. Bei so viel Programm kommt nur selten Heimweh auf. „Ich bin es durch das Studium sowieso gewohnt, von zu Hause weg zu sein“, erklärt Zeringue. Ob er über Weihnachten nach Hause fliegt und seine beiden jüngeren Brüder besucht, hat er noch nicht entschieden. Andererseits gebe es noch so viel zu sehen und erleben.
Bis Mitte 2015 ist Zeringue noch in Deutschland, dann ruft wieder das Studium der Kinesiologie. Weil er damit später als Chiropraktiker arbeiten könnte, passte er freilich perfekt in eine junge Buckenhofener Mannschaft, die eine Therapie nötig zu haben schien. Nach 13 Spielen ohne Sieg lag das Problem der Schützlinge von Coach Florian Poesdorf allerdings mehr im mentalen denn im körperlichen Bereich. Doch aufgegeben haben sie nie.
Sinnbildlich für einen wiederbelebten SVB steht im Herbst 2014 auch die Kämpfernatur Austin Zeringue, dessen wildes Haupthaar sich nur von einem Stirnband zähmen lässt. Bei seinen 16 Einsätzen (zwei Tore) wusste er in Sachen Einsatzfreude und Laufbereitschaft zu überzeugen. Mit sieben Punkten aus den vergangenen drei Partien sind sie in Buckenhofen nun alle positiv gestimmt, die Wende eingeleitet zu haben. Vielleicht gelingt am Saisonende ja da noch der Klassenerhalt — mit Austin Zeringue.