2024-04-23T13:35:06.289Z

FuPa Portrait
Bei Buckenhofen hat Augustin Zeringue für ein Jahr seine sportliche Heimat gefunden. (Grafik: FuPa)
Bei Buckenhofen hat Augustin Zeringue für ein Jahr seine sportliche Heimat gefunden. (Grafik: FuPa)

US-Tugenden im Abstiegskampf

Austin Zeringue lernt beim SV Buckenhofen nicht nur Deutsch

In der Bezirksliga ist Austin Zeringue ein echter Exot. Den US-Amerikaner aus New Orleans hat es über ein Austauschprogramm zum SV Buckenhofen verschlagen, wo er neben dem Sport vor allem die deut­sche Sprache lernen will.

Ent­gegen aller Klischees ist Austin Zerin­gue ein ganz normaler Junge in den Vereinigten Staaten — obwohl er im Alter von sechs Jahren mit dem Fuß­ballspielen beginnt. „Das ist in den USA üblich. Erst später wechselt man in andere Sportarten wie Basketball oder Football“, erklärt der heute 20-Jährige. Zeringue aber schoss am liebsten Tore statt Punkte zu erzielen und blieb einfach beim „Soccer“, wie der Mannschaftssport zur besseren Unterscheidung vom American Foot­ball genannt wird.

Über das Austauschprogramm IFX (Internationaler Fußballaustausch) bot sich dem jungen Mann aus der Metropole New Orleans die Möglich­keit, sein Lieblingshobby mit einem Aufenthalt in Europa zu verbinden. Die Teilnehmer werden in Amateur­- und semiprofessionellen Vereinen aus­gebildet und belegen außerdem inten­sive Sprachkurse.

Im Frühjahr begann das Abenteuer des US-Ameri­kaners in seinem Wunsch-Land, er wohnt seitdem in einer Wohngemein­schaft mit zehn weiteren IFX-Studen­ten in Nürnberg.

Vorgänger Andreychuk

Bei drei Vereinen im näheren Umkreis stellte er sich im Probetrai­ning vor und schloss sich im Frühsommer dem SV Buckenhofen an, der gera­de aus der Landesliga abgestiegen war und für seinen personellen Neuan­fang jede Unterstützung gebrauchen konnte. Der Verein pflegt seit länge­rem eine Verbindung zur IFX-Agen­tur, die schon in der abgelaufenen Spielzeit einen jungen Kicker an die Staustufe vermittelte. Der Kanadier David Andreychuk zog mittlerweile zum Bayernligisten SV Memmelsdorf weiter. „Ich habe mich im Team von Anfang an wohl gefühlt“, sagt Zerin­gue, „die Jungs haben mir Anweisun­gen übersetzt.“

Seine Deutschkennt­nisse, verrät der Gaststudent, würden mittlerweile immerhin zum Bestellen von Essen und Trinken reichen. „Ich kenne im Deutschen bestimmte Fach­begriffe noch nicht, außerdem ist die Grammatik sehr schwer“, sagt der 20-Jährige. An die typisch deutsche Lautsprache von Wörtern, die in ande­ren Ländern als „hart“ empfunden wird, hat er sich nach einigen Mona­ten in Franken längst gewöhnt.

Neben dem Training in Buckenho­fen und den Deutschkursen verbringt Austin Zeringue seine Freizeit mit noch mehr Fußball. Für alle Aus­tausch- Teilnehmer werden zusätzli­che Trainingseinheiten angeboten. Bei so viel Programm kommt nur sel­ten Heimweh auf. „Ich bin es durch das Studium sowieso gewohnt, von zu Hause weg zu sein“, erklärt Zeringue. Ob er über Weihnachten nach Hause fliegt und seine beiden jüngeren Brü­der besucht, hat er noch nicht ent­schieden. Andererseits gebe es noch so viel zu sehen und erleben.

Bis Mitte 2015 ist Zeringue noch in Deutschland, dann ruft wieder das Studium der Kinesiologie. Weil er damit später als Chiropraktiker arbei­ten könnte, passte er freilich perfekt in eine junge Buckenhofener Mann­schaft, die eine Therapie nötig zu haben schien. Nach 13 Spielen ohne Sieg lag das Problem der Schützlinge von Coach Florian Poesdorf aller­dings mehr im mentalen denn im kör­perlichen Bereich. Doch aufgegeben haben sie nie.

Sinnbildlich für einen wieder­belebten SVB steht im Herbst 2014 auch die Kämpfernatur Austin Ze­ringue, dessen wildes Haupthaar sich nur von einem Stirnband zähmen lässt. Bei seinen 16 Einsätzen (zwei Tore) wusste er in Sachen Einsatzfreu­de und Laufbereitschaft zu überzeu­gen. Mit sieben Punkten aus den ver­gangenen drei Partien sind sie in Buckenhofen nun alle positiv gestimmt, die Wende eingeleitet zu haben. Vielleicht gelingt am Saisonen­de ja da noch der Klassenerhalt — mit Austin Zeringue.

Aufrufe: 04.11.2014, 10:31 Uhr
Lena Knauer (NN Forchheim)Autor