2024-04-19T07:32:36.736Z

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Der Treffer von Marcel  Stannull  hat nichts mehr genutzt. Dem SV Bonlanden bleibt nur der zweite Platz. Foto: Yavuz Dural
Der Treffer von Marcel Stannull hat nichts mehr genutzt. Dem SV Bonlanden bleibt nur der zweite Platz. Foto: Yavuz Dural

Bezirksliga: Trostpreis Relegation und ein nasser Trainer

Die Nachbetrachtung vom 30. Spieltag mit Fokus auf die Filderteams

+++ SV Bonlanden spielt in der Relegation um den Aufstieg in die Landesliga - weitere Neuzugänge sind fix +++ Möhringen katapultiert sich durch Sieg auf einstelligen Tabellenplatz +++ Drei Platzverweise für Plattenhardt +++

Finale furioso? Dramatische Wende? Abschließender Knalleffekt? Wer darauf gehofft hatte, muss enttäuscht sein. Die Stuttgarter Fußball-Bezirksliga hat sich am letzten Spieltag der Saison brav ans vorhersehbare Drehbuch gehalten. Freilich: zumindest zwei Mannschaften kann dies herzlich egal sein, denn sie sind so die großen Gewinner. Auf der einen Seite der Tabelle feiert NAFI Stuttgart den Meistertitel, auf der anderen die Spvgg Möhringen den Klassenverbleib. Eher bedröppelte Mienen gibt es derweil beim SV Bonlanden und SV Sillenbuch, für die das Spieljahr mit der Relegation in die Verlängerung geht – und auch beim TSV Plattenhardt. Jener verabschiedet sich mit drei Platzverweisen in die Sommerpause.

Meister NAFI Stuttgart

Nein, kein Déjà-Vu-Erlebnis. Keine Wiederholung der Geschichte aus der vergangenen Saison, als NAFI Stuttgart auf der Zielgeraden plötzlich die Puste ausging und die Mannschaft das große Nervenflattern bekam. Diesmal hat sich der türkischstämmige Club den greifbar nahen Meistertitel nicht mehr nehmen lassen. Ein 1:0-Sieg in Obertürkheim reicht zum erstmaligen Aufstieg in die Landesliga. Insgesamt haben der Trainer Damir Bosnjak und die Seinen die meisten Punkte geholt (73), die meisten Spiele gewonnen (24) und die meisten Tore erzielt (105). Dass sie nach der Hinrunde von der Konkurrenz noch nur als Anwärter Nummer drei gehandelt worden waren? Tja, wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten. Rätselraten dürfen fortan andere Gegner: zum Beispiel, wie sie ihr Navi einstellen müssen, um zu diesem NAFI zu kommen – und wofür dieses NAFI eigentlich steht.

Auf Letzteres gibt es zwei Antworten. Die offizielle und vom Verband genehmigte: es ist eine Abkürzung für Neuer Amateur-Fußballverein International. Die inoffizielle und eigentliche: es handelt sich um eine Benennung nach Nafis Bakirci, einem Geschäftsmann und dem Hauptsponsor des Vereins. Der wird wohl weiter investieren. Klar ist schon jetzt: auch eine Etage höher soll es um mehr als nur den Klassenverbleib gehen.

TSV Rohr – SV Bonlanden


Aus Sicht des SV Bonlanden gilt derweil: die erhoffte Wende hat nicht mehr stattgefunden. Den Filderstädtern bleibt trotz der Tatsache, seit Mitte Oktober kein Spiel mehr verloren zu haben, nur der zweite Platz. Das heißt: Relegation. Soll aus dem Saisonziel „Wiederaufstieg“ noch etwas werden, muss die Mannschaft nun den steinigen Umweg beschreiten, welcher bereits am morgigen Mittwochabend (18 Uhr) beginnt. In der ersten Runde heißt der Gegner erwartungsgemäß SSV Ulm 1846 II, und zwar wie berichtet in Erbach, rund 20 Kilometer südwestlich von Ulm. „Zusätzliche Spiele, lange Anfahrt, frühe Anstoßzeit unter der Woche – das ist alles undankbar“, sagt der Trainer Klaus Kämmerer, für den gleichwohl feststeht: „Wir hauen da jetzt natürlich noch einmal alles rein.“

Mehr als am Samstag, als es schließlich wurscht war, dass mit dem 1:1 in Rohr die eigene Serie von zuletzt sechs Siegen riss. Gereicht hätte es aufgrund des gleichzeitigen NAFI-Auswärtserfolgs ja eh nicht mehr. „Als wir gehört haben, dass die in Führung sind, war mir klar, dass die Sache durch ist“, sagt Kämmerer. Auf dem Rasen mühten sich die Seinen zwar weiter, aber der große Schwung war raus. Bei einer Reihe von Torchancen erwies sich mal der gegnerische Keeper Kai Hansen als finales Hindernis, mal fehlte es an der Zielgenauigkeit. Und so stand unter dem Strich ein 18-Meter-Schuss von Marcel Stannull zum Ausgleich als einzige zählbare Ausbeute. Damit egalisierte der 24-Jährige das frühe Rohrer Führungstor, das der Torjäger Ramin Sina nach Vorarbeit von Pedram Khoshdani erzielt hatte.

Drei weitere Neuzugänge

Drei Erfolgserlebnisse, wenn auch diesmal nicht drei Punkte, können die Gäste von der Humboldtstraße dennoch verbuchen. Fix sind nämlich inzwischen eben so viele weitere Neuzugänge: Markus Großhans (26, Außenbahnen defensiv und offensiv) kehrt nun definitiv nach nur einem Jahr vom VfL Kirchheim zurück. Außerdem wechseln Fabio Andretti vom aktuellen Gegner Rohr (26, Mittelfeld) sowie Xenofon Manafis (25, Abwehr, OFK Beograd Stuttgart) nach Bonlanden.

Die Rohrer ihrerseits haben Enrico Raupach (19, Mittelfeld) vom TSV Jahn Büsnau verpflichtet – und geben den erst zur Winterpause eigentlich als Toptransfer gedachten Hossein Hosseini wieder ab, und zwar an Calcio Leinfelden-Echterdingen. „Von Leistung und Disziplin her hat es nicht so gepasst“, erläutert der Trainer Moudachirou Amadou, der die Saisonbilanz seiner Mannschaft zwiespältig sieht. Einerseits: Platz acht als Aufsteiger – das ist aller Ehren wert. Andererseits? „Hätten nicht immer wieder wichtige Spieler gefehlt, wäre mit diesem Kader auch Rang vier oder fünf möglich gewesen“, sagt Amadou.

Freilich: mit den Fehlzeiten wird es wohl gerade weitergehen. Stichwort Adnan Ajdinovic. Bange warten die Rohrer Verantwortlichen nun auf das noch ausstehende Sportgerichtsurteil im Fall ihres Kapitäns. Jenem droht wie berichtet nach der Faustkampfeinlage im Spiel vor drei Wochen bei Türkspor eine lange Sperre.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Ramin Sina (13.), 1:1 Marcel Stannull (38.)

TSV Plattenhardt – Spvgg Möhringen


Vier Teams waren noch in der Verlosung. Den Schwarzen Peter hat der SV Sillenbuch gezogen, der nun am 17. Juni in der Extraschicht um den Klassenverbleib kämpfen muss. Gerettet sind derweil Croatia Stuttgart, die TSVgg Münster – und vor allem die Spvgg Möhringen. Mehr noch: mit einem 2:1-Sieg in Plattenhardt hat sich jenes Team, das zur Saisonhalbzeit bereits auf verlorenem Posten zu stehen schien, gar noch auf einen einstelligen Tabellenplatz katapultiert. Rang neun! Hätte ihm bei seinem Amtsantritt im Januar jemand ein solches Ergebnis prophezeit, der Trainer Karl-Heinz Fuhrmann hätte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn getippt. „Eine herausragende Rückrundenleistung der Mannschaft“, lobt der Coach. Entsprechend groß war der Jubel nach dem jetzigen Happyend – und entsprechend zu verschmerzen wusste Fuhrmann die persönlich widrigen Umstände.

Zur anschließenden Nichtabstiegsparty auf dem eigenen Vereinsgelände lief der Trainer wie ein begossener Pudel ein, und zwar im wahren Wortsinn. Ein zwischendurch sintflutartiger Regen hatte ihn bis auf die Haut durchnässt. Und anders als seine Kicker hatte er keine trockenen Klamotten in der Kabine liegen. Vom ballspielenden Personal wiederum waren zwei Akteure die Matchwinner. Nils Große Scharmann (nach klugem Pass von Daniel Milojkov) und der eingewechselte Bastian Malchow (nach Mustervorlage von Marvin Kuhn) schossen den verdienten Auswärtserfolg heraus – begünstigt durch einen Gegner, der seinerseits eine bittere Abschlussvorstellung lieferte.

Drei Platzverweise für Plattenhardt

Klar, die Niederlage für sich allein vermochte die Plattenhardter nicht umzuwerfen, geht es für sie doch schon seit Wochen nur noch um die goldene Ananas. Dass sich die Gastgeber aber gleich drei Platzverweise einfingen, schlug aufs Gemüt. Die Bilanz: Rot für Alperen Albayrak, Gelb-Rot für Christian Mayer, Gelb-Rot für Erdal Tunc – die beiden Letztgenannten sind damit am ersten Spieltag der nächsten Saison gesperrt. Allen drei Fällen gingen verbale Entgleisungen voraus. Nebensache dabei, dass Albayrak nach Plattenhardter Darstellung seinen Mitspieler Tunc und nicht den Unparteiischen, wie von diesem wahrgenommen, angeherrscht haben soll. Beleidigung ist laut Regelwerk gleich Beleidigung und identisch zu sanktionieren.

„Es war unclever von uns, ständig mit dem Schiedsrichter zu hadern“, sagt der Trainer Sascha Krammer, der überhaupt Handlungsbedarf sieht. Denn: insgesamt, in der Fairnesstabelle der Liga, belegen die Seinen nun den letzten Platz. „Das passt eigentlich nicht zu unserer Truppe“, konstatiert der Coach, „daraus müssen wir lernen, und daran müssen wir arbeiten.“

Irgendwann ab Juli, wenn Trainingsauftakt zur neuen Runde ist. Und vom 3. September an wieder im Punktspielbetrieb. Bis dahin gilt nun aber erst einmal: Fußballpause. Oder, um es mit dem Möhringer Trainer Fuhrmann zu sagen: „Füße hochlegen, durchschnaufen.“

Trocken ist der Mann inzwischen übrigens wieder.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:1 Paulo Bayrak (44.), 1:2 Bastian Malchow (78.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Christian Mayer (86./TSVgg Plattenhardt), Gelb-Rot gegen Erdal Tunc (86./TSVgg Plattenhardt), Rot gegen Alperen Albayrak (45./TSVgg Plattenhardt)

Die Abschlusstabelle in der Bezirksliga Stuttgart

1. N.A.F.I. Stuttgart 30 24 1 5 105 : 36 69 73 2. SV Bonlanden 30 21 7 2 98 : 33 65 70 3. Türkspor Stuttgart 30 21 1 8 76 : 50 26 64 4. SC Stammheim 30 15 7 8 63 : 51 12 52 5. MTV Stuttgart 30 12 12 6 67 : 46 21 48 6. TSVgg Plattenhardt 30 14 6 10 65 : 55 10 48 7. Spvgg 1897 Cannstatt e.V. 30 12 7 11 66 : 63 3 43 8. TSV Rohr Stuttgart 30 11 6 13 67 : 63 4 39 9. SpVgg 1887 Möhringen e.V. 30 11 4 15 61 : 57 4 37 10. Sportvg Feuerbach 30 10 5 15 65 : 70 -5 35 11. Croatia Stuttgart 30 10 5 15 48 : 64 -16 35 12. VfB Obertürkheim 30 9 8 13 50 : 70 -20 35 13. TSVgg Stuttgart-Münster 1875/99 30 8 8 14 53 : 75 -22 32 14. SV Sillenbuch 30 9 5 16 65 : 97 -32 32 15. SSV Zuffenhausen 30 5 6 19 50 : 88 -38 21 16. FC Stuttgart-Cannstatt 30 3 2 25 24 : 105 -81 11

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Aufrufe: 06.6.2017, 17:29 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor