2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview

"Da steckt viel Herzblut drin"

Interview: Sven Schmidt hört nach 13 Jahren als Trainer des SV Bökendorf auf. Er blickt auf die Westfalenliga-Saison zurück und auch auf die Anfänge beim Frauenteam

In der Kreisliga fing Sven Schmidt mit den Fußballdamen des SV Bökendorf vor 13 Jahren an. Null Punkte und 4:271-Tore war die erschreckende Bilanz am Ende der Saison. Aber die Schmidt-Elf entwickelte sich, neue Spielerinnen kamen hinzu, Erfolg um Erfolg stellte sich ein und Aufstiege wurde gefeiert. Nun verlässt Schmidt seinen SV Bökendorf, der zum krönenden Abschluss Vizemeister in der Westfalenliga wurde.
Der 35-jährige Rhederaner, der als Torwart unter anderem für den FC Nethetal, SV Dringenberg und die SF Warburg spielte, wird in der neuen Saison den Männer-Bezirksligisten SV Dringenberg trainieren, dem SV Bökendorf aber als 2. Vorsitzender treu bleiben.

Herr Schmidt, wie schwer fällt Ihnen nach 13 Jahren beim SV Bökendorf das Loslassen?

Sven Schmidt: Da steckt viel, viel Herzblut drin. Es ist ja nicht nur eine reine Trainerstation für mich gewesen. Im Moment ist es aber nicht so schlimm. Ich bleibe ja 2. Vorsitzender und kümmere mich wie immer um alles drum herum. Die Sehnsucht ist also noch nicht so groß. Zudem freue ich mich auch auf meine neue Aufgabe beim SV Dringenberg, wo wir nächste Woche schon mit dem Training starten werden.


Wie lief der Abschied nach dem Kreispokalsieg, Ihrem letzten Spiel als Trainer des SV Bökendorf?

Schmidt: Die Mädels haben sich was Tolles ausgedacht und mir ein Video geschenkt, in dem viele langjährige Wegbegleiter und sie selber auch zu Wort kommen.


Was war rückblickend das größte Highlight?

Schmidt: Es ist viel passiert in der langen Zeit. Wenn ich an die erste Saison zurückdenke, wo wir in einer starken Kreisliga mit Gütersloher und Paderborner Teams spielen mussten und nichts gewannen, und dann sieht wie die Mädels jetzt spielen. Es gab so viele Highlights. Der Aufstieg 2011 von der Kreisliga in die Bezirksliga mit dem Drama in Barntrup, wo wir das entscheidende Spiel 4:3 gewonnen haben. Dann 2013 der Aufstieg in die Landesliga und dann der Durchmarsch in die Westfalenliga, wo wir uns jetzt jedes Jahr gesteigert haben. Aber am schönsten war, dass ich in dieser Zeit so viele tolle Menschen und verschiedene Charaktere kennen lernen durfte. Und dabei habe ich Frauen aus der Kreisliga und Bundesliga trainiert.


Was hätte besser laufen können?

Schmidt: Es ist schade, dass wir im Westfalenpokal, wo wir wirklich tolle Spiele abgeliefert haben, nie das Finale erreicht haben. Zweimal sind wir knapp im Halbfinale gescheitert.


Gibt es Spielerinnen, die besonders eng mit Ihrer Trainerkarriere verbunden sind?

Schmidt: Ja sicher, aber die alle aufzuzählen wäre zu lang. Immer dabei war auf jeden Fall Vanessa Kremeyer. Aber auch Yvonne Hansmeier, Tina Drewitz, Rike Tolckmitt oder Sarah Mönnekes sind schon lange dabei und auch auf sie konnte ich mich immer verlassen.


»Es ist nicht nur eine reine Trainerstation für mich gewesen«


Wie zufrieden sind Sie mit der abgelaufenen Saison, als Meister abzutreten wäre ja nicht schlecht gewesen?

Schmidt: Wir hatten vor der Saison zwar Platz eins bis drei ausgegeben, aber explizit nicht die Meisterschaft ausgerufen. Daher bin ich natürlich zufrieden mit dem zweiten Platz. Vor allem unsere Rückrunde war richtig stark. Außer im Halbfinale des Westfalenpokals haben wir in diesem Jahr kein Spiel verloren. Wir stellen mit 82 Toren die zweitbeste Offensive, mit 33 Gegentoren die beste Defensive und Carla Oelmann ist mit 27 Toren Torschützenkönigin geworden. Besser geht es kaum.


Und doch ist auch Platz eins nicht weit weg.

Schmidt: Ja, es fehlten am Ende nur vier Punkte auf Berghofen. Das ist bitter, denn wir haben in einigen Spielen unnötig Punkte liegengelassen wie gegen Dröschede oder Gütersloh. Dass unsere Qualität sehr hoch ist, das zeigen die beiden Siege (5:0 und 5:3) gegen den Meister Berghofen. Aber leider haben wir in der Hinrunde nicht die Konstanz gehabt wie in der Rückrunde.


Woran lag es?

Schmidt: Die Serie fing schon schlecht an. Vor dem ersten Spiel lagen gleich fünf Spielerinnen mit Grippe flach, das Abschlusstraining musste ich sogar ausfallen lassen. Dann verlieren wir die ersten beiden Heimspiele gegen Recklinghausen und Ibbenbüren - das war ein schlechter Start. Wir hatten ja eine Riesenerwartungshaltung. Es war aber stark, wie die Mädels sich dann wieder in die Erfolgsspur gebracht haben.


Sie überlassen Ihrem Nachfolger Marc Beineke eine Erfolgsmannschaft. Sie sind aber nach wie vor für die Personalplanungen zuständig. Wie ist der Stand?

Schmidt: Verlassen wird uns ja bekanntlich Carolin Böttcher, die geht zum SV Ottbergen/Bruchhausen zurück. Für sie sollte ja Chantal Woznitza vom SV Kollerbeck zurückkommen, doch Chantal bleibt jetzt in Kollerbeck. Daher haben wir mit Angelina Anger vom FC PEL und Annika Krömer vom SV Scherfede/Rimbeck zwei neue Torhüterinnen verpflichtet. Beide kommen aus der B-Jugend. Zudem wird Ina Wilm aus Brakel kommen und die Steinheimerin Laura Dammeier, die in der U17-Bundesliga mit Gütersloh spielte. Vom FC Germete/Wormeln wird Tanja Scholz, die auch mal in Gütersloh höherklassig spielte, zu uns wechseln. Wir sind noch auf der Suche - eine oder zwei Neue brauchen wir noch.


Wie sieht es mit den beiden Oebbeke-Schwestern aus, bleiben sie?

Schmidt: Mariella will erst einmal eine fußballerische Pause einlegen und Julia steht noch auf der Kippe. Eventuell geht sie auch nach Ottbergen zurück.


Was tut sich beim Unterbau in Bökendorf?

Schmidt: Da sind wir dran. Wir sind auf einem guten Weg eine B- und auch D-Jugend zu melden.

Aufrufe: 024.6.2017, 10:15 Uhr
Uwe Müller / Fotos: NW/Montage GrundmannAutor