2024-04-16T09:15:35.043Z

FuPa Portrait
Erwischt: Der SuS Holzhausen-Coach Daniel Bönker trägt oben eine SuS Holzhausen Trainingsjacke und unten eine BWO-Hose aus vergangenen Tagen!
Erwischt: Der SuS Holzhausen-Coach Daniel Bönker trägt oben eine SuS Holzhausen Trainingsjacke und unten eine BWO-Hose aus vergangenen Tagen! – Foto: Michael Meier

Daniel Bönker: »Ich bin halt so'n Vereinskind!«

Der 37-jährige Coach vom SuS Holzhausen erinnert sich zurück: Kuriose Aufstiegsfeier mit dem BWO, die Trennung mit den Blau-Weißen, das Aufeinandertreffen mit dem Herzensverein und die neue Aufgabe bei der "Bahndammelf". FuPa Ostwestfalen präsentiert das XXL-Portrait von Daniel Bönker.

Wenn man im Kreis Lübbecke fragt, welche Personen den Fußball wirklich leben und lieben, darf der Name Daniel Bönker nicht fehlen. Der jahrelange BWO-Keeper, Trainer und jetziger Coach vom SuS Holzhausen ist hinterm und vorm Wiehengebirge eine feste Größe im regionalen Fußballkreis. Dabei hätte die Leidenschaft zur schönsten Nebensache der Welt für den FC Bayern Fan fast gar nicht entfaltet werden können. FuPa Ostwestfalen hat mit dem SuS-Trainer auf seine bisherige Karriere zurückgeblickt.

Bönkers Weg zum Fußball

„Ich hatte als Kind eine Hüfterkrankung und musste eine Schiene tragen", sagt der 37-Jährige. Im zweiten Jahr der E-Jugend hatte sich der damals junge Bönker das erste Mal auf den Sportplatz getraut und das natürlich bei seinem Heimatverein Blau-Weiß Oberbauerschaft, welcher damals noch SV Oberbauerschaft hieß. "Ich hab’s erstmal vorsichtig angehen lassen und habe ich mich ins Tor gestellt und dabei ist es geblieben".

Nach der Neugründung des BWO war vor allem die Jugendabteilung der Oberbauerschafter stark geschwächt und man bekam keine Mannschaften mehr zustande. Für Bönker bedeutete dies vom Heimatverein zu wechseln. In der B-Jugend spielte er zunächst für ein Jahr beim VfL Klosterbauerschaft und in der A-Jugend gab es die ersten Berührungspunkte mit seinem heutigen Verein. "Wir haben unter SG Holzhausen/Oberbauerschaft beide A-Jugend Jahre gespielt. Da war ich auch immer erster Torwart. Ich war aber auch alleine als einziger Oberbauerschafter übrig", erzählt Bönker mit einem Lachen.

Sein nächster Schritt war vor allem für eingefleischte BWOler ein Dorn im Auge. Im Seniorenbereich wechselte der damals 18-jährige Torwart zum "Rivalen" SV Hüllhorst-Oberbauerschaft. "Puh... vom BWO nach Hüllhorst, das ging eigentlich gar nicht und mein Vadder fand's auch erst nicht so geil", sagt ein grinsender Bönker. Mit den Hüllhorstern feierte er aber auch seinen ersten großen Erfolg - und zwar den Aufstieg in die Bezirksliga.


»Heimatverein ist Herzensverein«

Im Jahr 2007, als Bönker frische 25 Jahre jung war, konnte sein Vater dann wieder stolz auf ihn sein. Denn er transferierte zurück zu seinem Heimatverein, dem Blau-Weiß Oberbauerschaft. Grund dafür war die Entscheidung "Elektrische Energietechnik" in Bielefeld zu studieren und sein damaliger Kommilitone Bernd Kleffmann. Kleffmann, der ebenfalls beim BWO spielt, hatte großen Anteil daran, dass Bönker zurückkehrte. Allerdings spielten die Blau-Weißen zu diesem Zeitpunkt in der Kreisliga B. Von der Bezirksliga, zurück zur A-Liga und dann in die B-Liga, ging es für Bönker also fußballerisch noch eine Stufe runter. Doch vier Jahre nach dem Comeback gelang ihm und seinem Heimatverein historisches.


Der zweite Aufstieg als Spieler

Auch vor acht Jahren waren die vermeintlichen Aufstiegskandidaten der Kreisliga abhängig von den Ergebnissen der Bezirksliga. BWO war am Ende der Saison Tabellenzweiter in der B-Liga. Am letzten Spieltag wartete der damals schon feststehende Aufsteiger Türk Gücü Espelkamp auf die Blau-Weißen. 2:0 gewannen die Espelkamper samstags auf heimischem Rasen und die Oberbauerschafter mussten den Sonntag abwarten. 70 Punkte konnten die BWOler am Ende der Saison vorweisen, das reichte für den zweiten Rang.

"Tengern II und Preußen II konnten beide noch absteigen und dementsprechend haben wir überlegt, was machen wir? Fahren wir nach Tengern, nach Preußen, was gucken wir uns an? Dann hatten wir die Idee uns mit einem Festnetztelefon ins Sportlerheim zu setzen und die ganze Truppe saß um den Tisch herum", erinnert sich Bönker zurück, "Wir haben verschiedene Leute an die verschiedensten Plätze gebracht. Das Telefon stand in der Mitte und alle sind immer aufgeschreckt, wenn das Telefon klingelte. Es zeichnete sich ab, dass an dem Sonntag alle für uns spielen und irgendwann kam der entscheidende Anruf: Also hier in Tengern ist Feierabend!" Tengerns-Reserve hatte am letzten Spieltag gewinnen können und blieb somit in der Bezirksliga. Somit ist der Tabellenzweite der B-Liga auch aufgestiegen - Welcome back to Kreisliga A, BWO!

"Da sind alle Dämme gebrochen – Wir saßen wirklich mit dem kompletten 20-Mann-Kader 90 Minuten alle zusammen vorm Telefon. Das vergisst man nie, dann flog erstmal das Telefon inne Gegend rum und es gab kein Halten mehr", so Bönker dem die Freude über dieses Ereignis im Gesicht anzumerken ist.

Aufstieg mit dem BWO: "Da sind dann alle Dämme gebrochen", erinnert sich Bönker zurück.
Aufstieg mit dem BWO: "Da sind dann alle Dämme gebrochen", erinnert sich Bönker zurück. – Foto: BWO

Es war etwas besonderes in der Vereinsgeschichte der Oberbauerschafter, was die damalige "Erste" mit Trainer Gerd Kampeter und Dirk Vogt erreicht hatten. Zuvor hatten die Blau-Weißen nur einmal A-Liga-Luft schnuppern dürfen.


Der Beginn einer neuen Ära

Was ein Jahr nach dem Aufstieg passierte, damit hätte wohl selbst Bönker niemals mit gerechnet. Kampeter und Vogt schmissen unerwartet eine Woche vorm ersten Pflichtspiel das Handtuch und BWO stand ohne Trainer da. Weil Bönker damals der Kapitän und Älteste im Team war, entschied der Vorstand der Oberbauerschafter, dass der Keeper nun als Spielertrainer fungieren soll. Für Bönker war dies kein Problem, er brauchte aber Unterstützung und so rief er kurzerhands seinen ebenfalls heutigen Co-Trainer Jan "Böck" Kleine-Beek an. "Ich hab Böck Samstagmittags irgendwann angerufen. Glaube den hab ich da noch aus'm Delirium geholt und habe gesagt: Moin Böck, Gerd und Dirk sind zurückgetreten und jetzt machen wir beide das. Jo, wenne meinst, ich hau mich wieder hin, war seine Antwort“, erinnert sich Bönker und lacht.

Die eigentlich angedachte Übergangslösung entpuppte sich aber als den Anfang von Bönkers Trainerkarriere. "Wir hatten erst Zweifel, weil es ja auch ein komisches Gefühl war, ob die Jungs das überhaupt annehmen, wenn die Kumpels einen trainieren. In der Hinrunde hat sich das aber schon gut eingespielt. Irgendwann kam das Thema auf ob wir weitermachen, wir waren ja quasi ein Jahr Spielertrainer und dann passte das alles ganz gut", so Bönker. Aufgrund einer Fußverletzung und weil Spielertrainer auch keine Lösung für ihn war, entschied er sich seine aktive Karriere auf dem Platz zu beenden um lieber neben dem Spielfeld zu coachen. Er entschied sich die Trainer B-Lizenz zu machen und schloss diese auch erfolgreich ab.

Seite an Seite: Nicht nur privat, sondern auch auf dem Platz verstehen sich Jan Kleine-Beek und Daniel Bönker bestens.
Seite an Seite: Nicht nur privat, sondern auch auf dem Platz verstehen sich Jan Kleine-Beek und Daniel Bönker bestens. – Foto: Michael Meier


Bye, Bye, BWO!

Nach fünf erfolgreichen Jahren in der Kreisliga A, entschied sich Bönker zusammen mit Jan Kleine-Beek getrennte Wege mit dem BWO zu gehen. Das fiel den beiden aber alles andere als leicht und die ein oder andere Träne ist beim Abschied geflossen. Letztlich waren auch die Freundschaften zu den Spielern der Grund für die Trennung. "Wenn ich Trainer bin und meine Kumpels trainiere, geht das lange gut aber wenn ich selbst merke, ich verliere die Lust und weiß nicht mehr was ich erzählen soll, dem wollte ich einfach vorbeugen und das wollte ich nicht, dass die irgendwann sagen: Bönker jetzt wird’s irgendwann mal Zeit. Ich wollte da dann lieber ein Jahr früher aufhören."

Rückblickend unterstreicht Bönker diesen Abschied als richtige Entscheidung: "Was die Freundschaften angeht, war das ein wichtiger Schritt. Wir waren Zweiter als wir das bekannt gegeben haben. Wir wollten uns mit dem Klassenerhalt verabschieden. Das waren auch keine zeitlichen Gründe und auch keine familiären Gründe. Das hatte nur was mit Freundschaft zu tun und ich habe gemerkt, dass es weniger Spaß gemacht hat. Andere Vereine haben da auch nicht hinter gesteckt."


Mühlis, Torwarttraining und die neue Aufgabe!

Nach diesem Schritt hatte Bönker erstmal Zeit für seine Familie, denn neben seiner Frau Karo, war nun auch sein Sohn Michel auf der Welt. Ganz auf den Fußball verzichten wollte er trotzdem nicht. "Das war eigentlich das angenehmste. Freie Sonntage! Da konnte ich mir einfach aussuchen, guckste jetzt 'nen Fußballspiel in Holsen oder fährste nach Oberbauerschaft… Letztendlich war ich aber dann doch jeden Sonntag an irgendeinem Fußballplatz", so ein grinsender Bönker.

In seiner "Trainerpause" konnte er zunächst einmal überall reinschnuppern und war unter anderem Trainer der Mühlenkreisauswahl für den "Freeway Cup", Torwarttrainer beim VfL Holsen und an den DFB Stützpunkten in Minden und Lübbecke aktiv.

Mit 100 Prozent: Bönker applaudiert seinen "Mühlis" beim Freeway-Cup in Lübbecke.
Mit 100 Prozent: Bönker applaudiert seinen "Mühlis" beim Freeway-Cup in Lübbecke.

Vor allem die Mühlenkreisauswahl war für Bönker ein wichtiges Projekt. "Erstens war es im Jugendbereich, ich hatte vorher nur Herren trainiert und zweitens hat man halt mit den besten Fußballern im Kreis des Jahrgangs zu tun", so der 37-Jährige. Zusammen mit Bernd-Uwe Humbracht, der die A-Lizenz besitzt, trainierte er die Jungs und konnte auch einiges von ihm lernen. "Das hat mich auch geprägt. Das war schon cool mit ihm zusammenzuarbeiten. Irgendwann hab ich aber gemerkt, dass ich wieder was komplett eigenes haben will. Ich bin halt so'n Vereinskind", erzählt Bönker.


Erfolgreicher Start in Holzhausen

September 2018 bekam Bönker einen Anruf vom "Bahndamm". Sein früherer Trainerkollege Jan Kleine-Beek trainierte bis dato die erste und zweite Mannschaft von Holzhausen, da der damalige Coach Klaus Symanczyk erkrankte. Und weil es Bönker wieder in den Fingern juckte und das Umfeld in Holzhausen auch gut zu ihm passte, entschied er sich vorerst interimsmäßig die Mannschaft zu trainieren. Im Winter gab es ein weiteres Gespräch, ob er denn nicht bleiben wollen würde und Bönker entschied sich diesem zuzustimmen.

„Natürlich macht man sich Gedanken, wenn man wieder Lust auf eine Vereinsmannschaft bekommt, welche Vereine denn passen könnten bzw. von welchem Verein man sich etwas anhören würde. Dazu gehörte und gehört Holzhausen. Denn es ist im Prinzip die gleiche Philosophie wie beim BWO. Es wird überwiegend auf eigene Leute und Kameradschaft gesetzt. Das sind halt alles Holzhauser Jungs und dadurch, dass die Trainingsbeteiligung so hoch ist, ist da auch immer was los am Platz. Mit Sicherheit ist es auch kein Nachteil, das im Sportlerheim ein normaler Kneipenbetrieb herrscht", freut sich Bönker und lacht. Die Chemie stimmt zwischen dem SuS Holzhausen und dem Ex-BWO-Coach. Zur Rückrunde der Saison 18/19 war die "Bahndammelf" noch mitten im Abstiegskampf, als Bönker das Ruder übernahm konnten sie die Saison auf Rang 9 mit 43 Punkten abschließen.

Der neue Job: Bönker an der Seitenlinie vom SuS Holzhausen im Spiel gegen Preußen Espelkamp II.
Der neue Job: Bönker an der Seitenlinie vom SuS Holzhausen im Spiel gegen Preußen Espelkamp II. – Foto: Michael Meier

Sein Wundermittel? Bei Holzhausen, die Gewissheit, dass ein Trainer jetzt auch längerfristig gebunden ist. "Im Prinzip wollte ich von Anfang an rüberbringen, was ich von den Jungs will, taktisch sowie auch menschlich. Ich hab ihnen gleich gesagt, mir ist klar, dass auch mal eine Absage kommt. Wir sind in der Kreisliga, da hat die Oma vielleicht auch dreimal Geburtstag im Jahr. Mir war einfach die Ehrlichkeit wichtig und das man über alles reden kann. Vertrauen ist das Wichtigste", so Bönker.



Das erste Aufeinandertreffen alter Bekannter

Am Donnerstag, den 11. Oktober 2018, kam es, wie es kommen musste. Bönker trat die Reise zu seinem Ex- und Herzensverein an. "Als erstes guckt man sich ja die ersten Gegner an. Erst kam Stemwede und dann.. oha, BWO! In Oberbauerschaft, mitten inner Woche, Flutlichtspiel. Es war schon mega komisch, wenn man sonst immer auf der Aschebahn stand, plötzlich auf der anderen Seite zu coachen", erinnert sich Bönker zurück. An diesem Spieltag fiel auch das sonstige Sticheln über die Gegner aus und so sprach der 37-Jährige folgendes zu seiner neuen Mannschaft vor dem Anpfiff: "Mir ist wichtig, dass ihr wisst, ich hab kein Problem wenn wir hier gewinnen und dementsprechend geht ihr hier raus." BWO, zu diesem Zeitpunkt schon im Abstiegskampf, war gegen seinen Ex-Trainer natürlich doppelt motiviert. Nach einer packenden Partie hieß es am Ende 2:1 für SuS Holzhausen.


Bescheidene Ziele

Die Zukunft sieht der 37-Jährige erstmal gelassen und hat bescheidene Ziele: "Ich möchte auf jeden Fall weitermachen mit der nächsten Trainerlizenz, da gucke ich auch schon nach Lehrgangsterminen. Ich habe jetzt kein bestimmtes Ziel, von wegen, in drei Jahren will ich Landesliga trainieren. Das sehe ich ganz unabhängig von der Liga, ich will in einem Verein arbeiten der zu mir passt - und das ist in Holzhausen definitiv der Fall!".

Wer bezweifelt, dass der SuS Holzhausen zu Bönker passt, brauch nur einmal auf die Tabelle in der Kreisliga A Lübbecke schauen. Der 37-Jährige hat sich gut eingelebt und für das "Vereinskind" schlägt neben dem Herzensverein BWO wohl jetzt noch der SuS Holzhausen in seiner Brust!

Aufrufe: 05.10.2019, 13:30 Uhr
Jan-Philipp Kaul / FuPaAutor