2024-04-25T08:06:26.759Z

Ligabericht
Der einstige 09er Yannick Albrecht (Foto links) überwindet Stümer zum 0:3.  Bild: Randow
Der einstige 09er Yannick Albrecht (Foto links) überwindet Stümer zum 0:3. Bild: Randow

Fußballerischer Offenbarungseid

Der SV bergisch Gladbach 09 mutet seinen frustrierten Fans zwölf grauenvolle Minuten vor der Pause zu

Bergisch Gladbach. Gegen diesen Gast darf eine Mannschaft, die um den Klassenerhalt spielen will, nicht innerhalb von zwölf grauenvollen Minuten vier Gegentreffer kassieren. In dieser Phase des Spiels zeigte SV 09 das traurige Gesicht, gab einen fußballerischen Offenbarungseid ab, wie er von dieser ansonsten so charakterstarken Mannschaft noch nie dargeboten wurde. Frust schoben die Gladbacher Zuschauer aber auch, weil sie beim Betreten des Stadions ihre Regenschirme, die im Zweifelsfall als Waffe zu benutzen wären (so Ordner auf Nachfrage), abgeben mussten und prompt klatschnass wurden

SV Bergisch Gladbach 09 — SV Lippstadt 1:5 (0:5). Trainer Helge Hohl wagte mehr als zuletzt gegen die Top-Teams, bot mit Metin Kizil den Top-Torjäger der letzten Saison und den ebenfalls sehr torgefährlichen und antrittsschnellen Daniel Isken von Beginn an auf. Kapitän Shabani zeigte dem sechsfachen einstigen Junioren-Nationalspieler Tammo Harder gleich zu Beginn der Partie, was gesunde Zweikampfhärte aus seiner Sicht bedeutet. In der 7. Minute jedoch war Shabani nicht im Bilde, spielte Liehr den Ball in den Lauf, der diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen ließ und das 0:1 erzielte. Wenige Minuten zuvor hatte Hennecke sich an vier 09ern vorbei durchsetzen können, leitete eine Doppel-Chance des SV Lippstadt ein, bei der sich Torwart Stümer auszeichnen konnte.

SV 09 arbeitete engagiert am Ausgleich. In der 11. Minute wurde ein Freistoß von Baris Sarikaya knapp übers Ziel gesetzt. Ein geschickter Seitenwechsel von Innenverteidiger Dal brachte Heider in Schussposition, der den Ball über die Querlatte zog. Nach einer Viertelstunde hat SV 09 sich ein fußballerisches Übergewicht verschafft. Die Angriffsreihe agiert sehr flexibel. Nach vierfachem Doppelpass setzt Baris Sarikaya in der 16. Minute den Ball knapp über das Tor. In der 19. Minute gibt es die erste Ecke für den SV Lippstadt. Köhler führte diese aus. Torwart Stümer hat den Ball sicher. Die Gastgeber um den erneut überragenden Milo McCormick kommen nun zu klaren Tor-Gelegenheiten. Nach Vorarbeit von Shabani und Isken scheiterte Kizil in der 21. Minute am glänzend agierenden Gäste-Torwart.

Nur eine Minute später setzt Daniel Isken den Ball knapp über das Tor. In der 26. Minute führt SV Bergisch Gladbach 09 die erste Ecke aus. Durgun spielt den Ball zu Kizil, der per Hacke zu Isken passt und den Ball zurück erhält und das Ziel knapp verfehlt. SV 09 ist fußballerisch die bessere Mannschaft, liegt aber unverändert 0:1 hinten. In der 29. Minute muss Kizil den Ausgleich erzielen. Erneut brilliert der Torwart der Gäste.

Und dann beginnen die zwölf Minuten des Grauens. Zunächst setzt Gucciardo nach einem Freistoß von Köhler, den Torwart Stümer nach vorne abwehrt, nach und trifft zum 0:2 (32.). Dem 1:2 von Sarikaya per Kopf (34.) wird wegen Abseitsstellung die Anerkennung verweigert. In der 39. Minute setzt sich Albrecht gegen drei Gegenspieler durch und trifft zum 0:3. Endgültig Abwehrbemühungen aufgegeben haben die 09er, als Lucas Arenz zwei weitere Treffer (43. und 44.) erzielen darf — im Grund ohne Gegenwehr.

Haben die Fußballer des SV 09 sich etwa in ihr Schicksal ergeben? Unglaublich, unsäglich. Die zahlreichen 09-Fans sind fassungslos, 35 mitgereiste Gäste-Fans, die ihr Team frenetisch, aber absolut friedlich anfeuern, begeistert.

Nach dem Pausentee kam eine andere Mannschaft aus der Kabine. Die 2. Halbzeit hat SV 09 gewonnen: mit 1:0 nach dem Treffer von Metin Kizil (50.) per Flug-Kopfball nach einer von Cenk Durgun getretenen Ecke. Auch im Ecken-Verhältnis haben die Gastgeber mit 5:2 über 90 Minuten die Nase vorn. Mehr war nach der desolaten Schlussphase der ersten Hälfte nicht mehr zu retten. Letztlich war im zweiten Durchgang auch nicht das Glück auf Seite der 09er. Vielleicht haben sie das Glück des Tüchtigen nach den desolaten zwölf Minuten nicht verdient. In der 54. Minute trifft Isken nur das Außennetz. I

n der 75. Minute geht sein Kopfball an den Innenpfosten und von dort dem Torwart in die Arme. Metin Kizil scheitert in der 58. Minute am Torwart. Mit wie viel Einsatz die Gastgeber sich um mehr Treffer bemühen, zeigt auch die Szene in der 60. Minute, als Sarikaya nach einem Foul, bei dem er einen Fußballschuh verliert, auf einer Socke weiterläuft und versucht, den Ball zu flanken. Nach Wiederbeginn war es ein offener Schlagabtausch, bei dem jedoch jederzeit die Gefahr bestand, dass die Gäste einen Konter zu einem weiteren Gegentreffer vollstrecken.

Mit Grazina, Hill und Bonsu kamen drei weitere Offensivkräfte ins Spiel. Doch nichts half an diesem rabenschwarzen Samstag.


Trainer Helge Hohl und sein Kollege Felix Bechtold (von links)
Trainer Helge Hohl und sein Kollege Felix Bechtold (von links)

So sahen die Trainer das Spiel

Trainer Felix Bechtold, SV Lippstadt: „Ein Riesen -Kompliment an meine Mannschaft, die besonders effektiv vor dem Tor agiert hat. Wir könnten vor der Pause auch den Ausgleich kassieren. Nicht zufrieden bin ich mit der 2. Halbzeit, da wir nicht zu null gespielt haben. Hut ab aber auch vor dem Auftritt des SV 09 nach der Pause. Ich bin ein Fan dieser Mannschaft und der Spielweise dieser Mannschaft.”

Helge Hohl Trainer SV Bergisch Gladbach 09: „Das war ein Spiel wie das Wetter. Wir haben einen rabenschwarzen Tag erwischt. Es sind Spieler des Gegners durch drei oder vier unserer Spieler durchgelaufen. Wir sind vor der Pause weggebrochen. In der Pause habe ich an die Ehre appelliert, wollte den vielen Zuschauern zeigen, dass wir uns auch anders präsentieren können. Es ist nicht eine Frage der Einstellung. Es war ein Gefühl der Fassungslosigkeit, eine Ohnmacht, die uns erreicht hat. Regionalliga-Fußballer sind Gegner, die eine solche Phase ausnutzen.”



Aufrufe: 08.9.2019, 20:00 Uhr
KSTA-KR/ Elli RiesingerAutor