2024-04-25T14:35:39.956Z

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F: de Geare
F: de Geare

Vom Leben in den Niederungen der Amateurligen

Über Eigenständigkeit, fehlende Unterstützung seitens des Verbandes und Nachwuchssorgen +++ Bammersdorf und Weigelshofen kämpfen gegen die Abwärtsspirale

Wer mit seiner 1. Mannschaft einmal die untersten Niederungen des Ama­teurfußballs kennengelernt hat, will schnellstens wieder eine Etage höher, hat aber meistens nicht nur eine sport­liche Misere zu bekämpfen. Die Nordbayerischen Nachrichten Forchheim sprachen mit Verantwortlichen der DJK Weigelshofen und des SV Bammers­dorf über den Alltag in der B-Klasse.
Es ist eine Art Teu­felskreis, die Bammersdorfs Vorsitzen­der Klaus Braun in der aktuellen Lage beschreibt. In der B-Klasse 3 spielt das Team fast ausschließlich gegen zweite Mannschaften oder gar Reser­ve- Spielgemeinschaften, da auch immer weniger Vereine eine eigenstän­dige zweite Garde ins Rennen schi­cken können. „Wenn es gut läuft, brin­gen die Gäste mal drei oder vier Zuschauer mit. Auf Dauer werden einem auch die Eigenen wegbrechen, wenn man in der B-Klasse spielt“, erzählt Braun, der nach eigener Aussa­ge schon die Einführung der neuen untersten Spielklasse im Jahr 2011 kritisch beäugte, und im Nachhinein als absolut überflüssig empfindet. „Durch eine Reserve-Liga könnte bei­spielsweise immer die Zweite das Vor­spiel der Ersten bestreiten.“ Manche vom Bayerischen Fußball­verband verabschiedeten Maßnahmen würden sich auf dem Papier gut lesen, seien in der Realität aber nicht mehr umsetzbar für die Kleinen. „Wir müs­sen schon dankbar sein, wenn jemand da ist, der kassiert, damit wir über­haupt die Schiedsrichter bezahlen können. Wenn es um Bestrafungen geht, ist München immer schnell. Aber insgesamt habe ich den Ein­druck, dass man sich nur noch um die Anliegen der höherklassigen Vereine in der Regionalliga kümmert.“Es müsse immer der Anspruch einer ersten Mannschaft sein, die B-Klasse schnellstmöglich zu verlassen. Dies war dem SVB in der Saison 2014/15 schon einmal gelungen, nachdem der vielumjubelte Aufstieg in die Kreis­klasse 2012 - der erste seit den 90er Jahren - dem Mannschaftsgefüge und Umfeld nicht bekommen war. Die ver­gangene Spielzeit in der A-Klasse 2 endete nach Platz 8 mit 20 Punkten zur Winterpause im Fiasko mit 16 Nie­derlagen am Stück.

Glücksgriff mit Akyol

Derzeit scheint wieder die Sonne über dem SV Bammersdorf. Neu-Coach Metin Akyol brachte junge, talentierte Spieler aus seiner Zeit in der Nachwuchsabteilung beim 1. FC Burk mit. Aus den ersten fünf Spielen wurde prompt die optimale Ausbeute von 15 Punkten eingefahren. „Natür­lich sind wir immer darauf angewie­sen, dass ein Trainer auch Magnet für den ein oder anderen Neuzugang ist. In diesem Sommer haben wir so einen Glückstreffer gelandet“, sagt Braun, der auch erstmals nach langer Zeit wieder U17- und U19 Junioren ins Rennen schicken kann. „Der Verein ist soziales Engagement, das perma­nent gepflegt und ausgebaut werden muss. Wenn wir nicht aufpassen, stirbt uns das Fundament aber irgend­wann weg.“

Ein paar Felder und Kilometer ent­fernt bei der DJK Weigelshofen wird indes seit 2013 versucht, in die A-Klas­se zurückzukehren. Problem Nummer eins ist für Abteilungsleiter Benedikt Nagengast der fehlende Nachwuchs: „Mit einem großen Verein wie Eggols­heim nebenan ist es natürlich nicht einfach, Jugendliche zu begeistern. Somit haben wir auch nie den Fall, Eigengewächse in den Herrenbereich hochziehen zu können.“ Die Anzahl anderer Freizeit-Ange­bote nehme außerdem zu, weshalb es weniger junge Leute auf den Fußball­platz zieht. „Auch die Abwerbe-Versu­che aus dem Umkreis an talentierten Spielern werden stärker, die dann dem Ruf des Geldes Folgen, das wir nicht zahlen wollen und können.“ Es ist somit schlicht der Spielermangel, der überdies dazu führe, dass es im Vergleich zu früher keine zweite Mannschaft mehr gibt.

Mittelpunkt des Dorflebens

Nagengast ist der Ansicht, dass man die Favoritenrolle im Aufstiegskampf einnehmen muss. Damit kommt die mit neun Punkten auf Rang sechs gest­artete DJK allerdings nicht so zurecht: „In der A-Klasse waren wir immer der Außenseiter, der mit Ord­nung und Willen auch mal gegen die Top-Mannschaften gepunktet hat. Nun spielen die meisten mit genau die­ser Taktik gegen uns. Anders als wir können sie sich mit höherklassigen Spielern aus der ersten Mannschaft verstärken oder haben umgekehrt Jungs in ihren Reihen, die das Potenzi­al für die höhere Liga haben und in der B-Klasse Spielpraxis sammeln.“ Warum es sich trotzdem noch lohnt, eine Mannschaft im Spielbetrieb auf­rechtzuerhalten? „Der Verein ist der Dreh- und Angelpunkt in unserem Dorf, der auch Feste organisiert und außer­halb des Fußballs tätig ist. Wenn man jedoch die Fußball-Mannschaft auf­gibt, besteht die Gefahr, dass der Verein ein­schläft, weil es keine geregelten Abläufe mehr gibt“, erklärt Nagengast. „Wir haben eine tolle Truppe mit Menschen im Hintergrund, die alles für den Verein tun und stolz darauf sind, den Menschen hier etwas zu bieten.“ Eine Fusion mit einem anderen Klub – wie sie derzeit bei der SG Pinzberg/Gosberg praktiziert wird – sei zwar in jüngerer Vergan­genheit kein konkretes Thema gewesen, Nagen­gast ist aber der Ansicht, dass man Gedanken dazu immer im Hinter­kopf behalten müsse.

Als dritter Klub aus dem Forchheimer Landkreis rutschte der ASV Pettensiedel nach vier Jah­ren und einer desolaten Rückrunde noch auf einen Abstiegsplatz und muss unter Coach David Sievert (vom SK Heuchling) mit der B-Klasse 4 Vor­lieb nehmen.

Nach drei sieglosen Partien zum Auftakt fand der ASV mit immerhin nahezu gleichem Kader wie in der Vor­saison an diesem Wochenende zumin­dest den Anschluss ans Mittelfeld. Dass der Alltag im Keller des Ama­teurfußballs nicht einfach ist, aber auch keinem gleichgültig und deshalb nervenaufreibend, zeigt die Entschei­dung der Vorstandschaft, Presseanfra­gen nur noch schriftlich zu beantwor­ten. Eine Stellungnahme zur Situati­on erhielten die Nordbayerischen Nachrichten bis Redaktions­schluss nicht.

Aufrufe: 012.9.2016, 11:39 Uhr
Jonas Baier (NN Forchheim)Autor