2024-04-23T06:39:20.694Z

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„Bodenständiger Verein mit klarer Struktur“: Heiko Günther wechselt nach Au-Wittnau.  | Foto: Markus Schächtele
„Bodenständiger Verein mit klarer Struktur“: Heiko Günther wechselt nach Au-Wittnau. | Foto: Markus Schächtele

Warum Heiko Günther als Landesliga-Coach zurückkehrt

Todtnauer geht den ungewöhnlichen Weg: vom Hochrhein in den Freiburger Bezirk

Jahrelang hat Heiko Günther als Trainer auf dem Fußballplatz gestanden. Dann nahm sich der Todtnauer eine Auszeit. Im Sommer kehrt er zurück: erstmals in der Landesliga – und im Freiburger Bezirk.
Jede Woche trainieren, Fußballer betreuen, akribisch planen. Jedes Wochenende jubeln, ärgern, erleichtert sein, verzweifeln. Für Heiko Günther war das 15 Jahre lang Alltag. Irgendwann kam der Zeitpunkt für eine Pause. "Ich hatte letztes Jahr wirklich keinen Bock mehr auf Fußball", gesteht der 39-jährige Todtnauer, der zur neuen Runde ins Trainergeschäft zurückkehrt: als Coach des Landesligisten SV Au-Wittnau. Im vergangenen Juni hatte er sich mit dem Verbandsliga-Aufstieg als Co-Trainer des SV Weil vorläufig von der Fußballbühne verabschiedet. "Ich wollte unbedingt meinen Akku wieder aufladen, andere Dinge tun", sagt Günther. Dazu zählten die Umbauarbeiten an seinem Haus, vor allem aber die Familie, mit seinem dreijährigen Sohn Ben wollte er mehr Zeit verbringen.

Günther gewann Abstand vom Fußball - bis im Januar ein Anruf aus Au-Wittnau kam. Der Landesligist war auf der Suche nach einem Nachfolger für seinen im Sommer scheidenden Trainer Marcel Kobus, klopfte bei Günther an - und weckte bei ihm wieder das Fußballfieber. Die Gespräche mit der Au-Wittnauer Vorstandschaft waren das eine, doch musste Günther auch seine Ehefrau Martina, die beim Handball-Südbadenligisten TV Todtnau im Tor steht, überzeugen. "Martina hört nach dieser Saison sowieso auf. Da hat es also gepasst", sagt Günther, der in Bötzingen bei einem Automobilzulieferer für die Lieferantenqualität zuständig ist. "Einen Umweg muss ich deshalb auch nicht groß in Kauf nehmen. Au-Wittnau liegt ja praktisch an der Strecke."

Günther geht den ungewöhnlichen Weg: vom Hochrhein nach Freiburg

Der Wechsel ist ein eher ungewöhnlicher Weg, "denn Hochrhein-Trainer, die im Freiburger Raum arbeiten, gibt es ja nicht so viele", sagt Günther. Meist war es in der Vergangenheit der umgekehrte Fall, beispielsweise betreute der Wittnauer Alexander Schuldis zwei Jahre lang den Kreisligisten SV Todtnau.

Günther selbst betritt mit dem Wechsel Neuland. Bisher war er meist im Wiesental engagiert: im Nachwuchs des FC Zell und FV Lörrach-Brombach sowie beim Bezirksligisten FC Schönau. Und knapp zwei Jahre beim FC Wittlingen, ebenfalls Bezirksliga. Wobei der Weg ins Kandertal länger war als künftig ins Hexental. "Ich freue mich richtig auf meine Aufgabe, Au-Wittnau ist ein bodenständiger Verein mit einer klaren Struktur. Das gefällt mir", sagt Günther, der dort auf einen seiner ehemaligen Fußballschüler trifft: Ralf Wassmer, 31, hatte er schon bei den Zeller A-Junioren unter seinen Fittichen.

"Fußball nicht mehr so wichtig." Heiko Günther zur Coronakrise

Beherrschendes Thema ist derzeit aber auch im Hause Günther das Coronavirus. "Martina hat Biologie studiert, arbeitet in Wehr bei einem Pharmakonzern. Sie kennt sich in dieser Materie etwas besser aus als ich", sagt Heiko Günther. Er sieht nun die Chance, dass die Menschheit lernt, Dinge wertzuschätzen. "So konnte es auch nicht weitergehen. Denkt man nur mal an den Fußball: diese irrwitzigen Ablösesummen. So etwas ist doch einfach nicht nachvollziehbar", sagt der 39-Jährige und fügt an: "Aber jetzt ist der Fußball nicht mehr so wichtig."

Auch ihm selbst sei noch mehr bewusst geworden, was wichtig sei und worauf es wirklich ankomme: "Die Gesundheit steht im Vordergrund." Zeit, um nachzudenken, hat Günther derzeit genug, "auch bei uns herrscht Kurzarbeit. Aber die Welt wird sich weiter drehen".
Aufrufe: 026.3.2020, 17:17 Uhr
Werner Hornig (BZ)Autor