2024-05-02T16:12:49.858Z

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Problematisch könnte die Umsetzung der neuen Regel bei Spielen ohne Schiedsrichter werden. Im unteren Juniorenbereich, wie hier beim E-Jugendspiel zwischen dem TSV Wackernheim und dem SC Lerchenberg, leiten Eltern oder Vereinsmitglieder die Partien.	 Archivfoto: hbz/Schäfer
Problematisch könnte die Umsetzung der neuen Regel bei Spielen ohne Schiedsrichter werden. Im unteren Juniorenbereich, wie hier beim E-Jugendspiel zwischen dem TSV Wackernheim und dem SC Lerchenberg, leiten Eltern oder Vereinsmitglieder die Partien. Archivfoto: hbz/Schäfer

Zeitstrafe? Ja, aber...

NACHWUCHSFUSSBALL Heimische Jugendleiter können mit der Regeländerung leben, äußern jedoch Bedenken

Rheinhessen. Ab der neuen Saison kommt im Nachwuchs-Fußball die Zeitstrafe als neue (alte) Maßnahme im Strafenkatalog hinzu. Schlägt ein Kicker über die Strenge, kann er vom Schiedsrichter für fünf Minuten zum Abkühlen vom Feld geschickt werden. Die AZ hörte sich mal bei einigen Jugendleitern aus dem rheinhessischen Beritt um, was sie denn von der neuen Regelung halten. Allgemeiner Tenor: Ja, aber...

So hatte Klaus Schuster, Jugendleiter bei Hassia Bingen, beim Verbandstag vor einem Jahr gegen die Wieder-Einführung der Zeitstrafe gestimmt. „Ich war der Meinung, dass der Trainer in der Verantwortung steht und einen Spieler, der schon Gelb gesehen hat, auswechseln und auf ihn einwirken kann“, schildert Schuster seine damaligen Beweggründe. Nach Gesprächen mit seinen Übungsleitern hat er seine Meinung inzwischen allerdings geändert. „Unsere Trainer finden das okay“, schildert Schuster: „Der Spieler kann sich abkühlen und dann wieder eingesetzt werden. Und die Trainer haben die Gelegenheit, den Spieler zurechtzuweisen.“ Findet auch Kollege Olaf Allgeyer von der Spvgg. Ingelheim: „Prinzipiell ist die Zeitstrafe nicht verkehrt, ein Versuch ist es jedenfalls wert.“ Ein abschließendes Urteil kann er natürlich noch nicht fällen. Wichtig sei vor allem, dass die Regel richtig angewendet werde. Dass es deswegen zu Problemen beispielsweise bei den E-Junioren, wo keine offiziellen Schiedsrichter eingeteilt werden, kommen könnte, glaubt Allgeyer nicht. Schließlich gebe es in den jüngeren Altersklassen kaum Situationen, die einen Platzverweis rechtfertigen würden. „Da wäre die Fünf-Minuten-Strafe für einige Eltern sicher wichtiger“, lacht Allgeyer. „Das reicht noch nicht“, ergänzt Frank Zielke, Jugendleiter des SV Alemannia Waldalgesheim, dazu ebenso humorvoll.

Zielke befürchtet allerdings, dass es bei den „Schiedsrichterlaien“ zu Problemen kommen könnte, weil sie nicht regelkonforme Entscheidungen aufgrund mangelnder Regelkunde treffen könnten. „Nach einer Zeitstrafe muss als nächste Maßnahme zwingend die Rote Karte folgen“, erläutert Zielke, der befürchtet, dass so mancher freiwillige Referee bei den E-Junioren nach einer Zeitstrafe noch Gelb oder Gelb-Rot folgen lässt. „Das wäre dann ein Regelverstoß und hätte eine Neuansetzung zur Folge“, fürchtet der Alemannia-Jugendleiter zusätzlichen Aufwand. Prinzipiell hält auch Zielke die Zeitstrafe für in Ordnung und hofft, dass der Kreisjugendausschuss für die ganzen Laien-Schiedsrichter eine Schulung anbietet. In Waldalgesheim will Zielke eine interne durchführen: „Da werden unsere Leute geimpft.“

Eine vernünftige Instruktion seitens des Verbandes erhofft sich auch Ingo Wolff, Nachwuchs-Chef beim VfL Frei-Weinheim. Er hält es zwar für „drakonisch“, dass nach der Zeitstrafe nur noch Rot als Option bleibt, doch natürlich biete die Fünf-Minuten-Zwangspause auch die Möglichkeit, auf den Spieler einzuwirken. „Am Anfang wird es wohl ein bisschen Chaos geben, aber nach einer Weile wird sich das einspielen“, glaubt Wolff.

Kollege Sascha Niebling von Hassia Kempten hält die Zeitstrafe im E-Junioren-Bereich sogar für lehrreich. Bei F-Junioren wird nach FairPlay-Modus gespielt – ohne Schiedsrichter. Wenn die Jungkicker dann in die nächste Altersstufe kommen, würden sie, so Niebling, „durch die Zeitstrafe eher etwas lernen“. Der Kempter Jugendleiter begrüßt jedenfalls die Einführung: „Ich finde das gut, denn dann kann man seinem Heißsporn die Leviten lesen.“

Für Michael Rindorf, Nachwuchschef beim SV Bingerbrück, hätte es die Zeitstrafe nicht unbedingt gebraucht. Durch die Möglichkeit, Spieler aus- und wieder einwechseln zu können, haben die Trainer bereits Spielraum, um auf Tendenzen im Spiel zu reagieren. Allerdings steht er der Sache offen gegenüber: „Ich bin mal gespannt, wie das umgesetzt wird. Wir sollten mal eine Saison durchziehen, ehe wir das richtig beurteilen können.“



Aufrufe: 023.6.2017, 08:00 Uhr
Volker BuchAutor