2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Sucht keine Ausreden: Alemannia-Coach Patrick Joerg.	Foto: Edgar Daudistel
Sucht keine Ausreden: Alemannia-Coach Patrick Joerg. Foto: Edgar Daudistel

»Jeder muss an seine Grenzen gehen«

PATRICK JOERG Waldalgesheims Trainer spricht über die zwei Gesichter seiner Fußballer, die Personalsituation und die Zielsetzung

WALDALGESHEIM. Nach dem ersten Saisondrittel belegt der SV Alemannia Waldalgesheim Platz sechs in der Fußball-Verbandsliga Südwest. Realistisch, blickt man auf die Situation innerhalb der Mannschaft und die Ausgeglichenheit der Liga. Nach vielen englischen Wochen ist bis zum Derby bei Hassia Bingen am kommenden Freitag spielfrei. Wir sprachen mit Alemannia-Trainer Patrick Joerg (37) über die aktuelle Situation.

Herr Joerg, wie gut tut Ihrem Team die Pause?

Sie ist willkommen, keine Frage. Wir haben Gelegenheit, durchzuatmen und einige Dinge gründlich zu analysieren, können die Trainingsbelastung anders steuern, an Automatismen arbeiten und neue Trainingsinhalte einfügen.

Wieso hat die Alemannia bisher allzu häufig zwei Gesichter gezeigt?

Wenn ich das erklären könnte, würden wir es sofort abstellen, zumal das nicht unbedingt nur die Unterschiede in Pokal und Meisterschaft betrifft, sondern auch Leistungen innerhalb der Runde. Natürlich muss ich teilweise die Einstellung heranführen, andererseits aber auch die Erwartungshaltungen eines Jeden an sich selbst. Anspruch und Wirklichkeit klaffen manchmal auseinander. Wir passen uns zu oft dem Niveau des Gegners an. Die Jungs sind im Pokal gegen die Oberligisten Pfeddersheim und Gonsenheim über sich hinausgewachsen. In den Liga-Alltag haben wir einfach keine Konstanz hineinbekommen.

Welche Rolle spielt dabei die Verletztenmisere?

Wir suchen keine Ausreden. Aber sicher fehlen uns entscheidende Leute, um unser Spiel so zu praktizieren, wie es uns in der letzten Rückrunde stark gemacht hat. Natürlich fehlt uns schon brutale Qualität, die wir nicht jede Woche eins zu eins ersetzen können. Die Jungs, die spielen, müssen wachsen und die Situation bestmöglich annehmen.

Welche Bedeutung hatte in diesem Zusammenhang der letzte Liga-Sieg in Hauenstein?

Das 2:0 tat gut, auch wegen der Ausgeglichenheit der Liga. Entscheidend war, dass wir nach der 1:2-Niederlage gegen Alzey ein anderes Gesicht gezeigt haben. Generell lässt sich alles schön oder schlecht sehen. Von den letzten acht Spielen haben wir fünf gewonnen, nur eines verloren. Hört sich gut an. Aber es waren drei Pokalspiele dabei, in denen wir bis ins Viertelfinale gekommen sind. Blickt man auf die Meisterschaft, sind es „nur“ zwei Siege und zwei Unentschieden in fünf Partien.

Sprechen wir noch einmal die Verletzten an. Wer kehrt wann in den Kader zurück?

Philipp Graffe ist zurück, Patrick Walther beginnt mit dem Lauftraining, Vincenzo Bilotta nächste Woche wieder mit dem Ball. Mit Jonas Becker rechnen wir nach seinem Innenbandriss nach der Winterpause. Peter Staegemann und Thiemo Stavridis betreiben leichtes Mannschaftstraining, allerdings noch ohne Zweikämpfe. Konstantin Sawin will es nächste Woche probieren, wobei sich die Frage stellt, ob sein Rücken hält. Bei Patrick Monteiro tappen wir im Dunkeln. Marcel Heeg spielt mit Schmerzen wegen des fehlerhaft zusammengewachsenen Syndesmosebandes, das im November wahrscheinlich noch einmal operiert werden muss. Bei ihm können wir uns für die tolle Einstellung nur bedanken. Er hat sich am Mittwoch gegen Gonsenheim mit seinem Tor brutal belohnt.

Wie sieht die Zielsetzung für diese Saison aus?

So platt es klingt: Wir wollen von Spiel zu Spiel denken, müssen Punkte sammeln. Dabei geht es nur ums Ergebnis, nicht um schönen oder schlechten Fußball. Insofern war das Pokallos Gonsenheim gut. Ich hätte ungern gegen Marienborn gespielt.

Ähnlich sieht es in der Liga aus...

Ja. Es ist gut, gegen die Hassia zu spielen und nicht gegen Herschberg. In Bingen sind wir gefordert, müssen voraussichtlich nicht selbst das Spiel machen. In der Rolle, wenn der Gegner mehr Ballbesitz hat, tun wir uns momentan sicherlich leichter. Wir sind definitiv noch enger zusammengerückt, und jeder hat hoffentlich verstanden, dass er in jedem Spiel an seine Grenzen gehen muss.



Aufrufe: 021.10.2017, 16:00 Uhr
Jochen WernerAutor