2024-04-25T10:27:22.981Z

Allgemeines

"Schelli" schätzt den Teamgeist beim SV Weinberg

Einst spielte Christina Schellenberg beim 1. FC Nürnberg, bei Bayern München und in der Nationalelf, jetzt kämpft sie um Zweitliga-Punkte

Christina Schellenberg aus Nürnberg fährt 120 Kilometer ins Fußballtraining. Einfach. Das ist der Weinberger Zweit­ligakickerin ihr Hobby wert. Und nach dem Spiel gönnt sich die ehemalige Junioren-Nationalspielerin auch mal ein Cola-Weizen. Dafür hat sie sich zuvor auch bis zum Äußersten veraus­gabt.

Christina Schellenberg aus Nürnberg fährt 120 Kilometer ins Fußballtraining. Einfach. Das ist der Weinberger Zweit­ligakickerin ihr Hobby wert. Und nach dem Spiel gönnt sich die ehemalige Junioren-Nationalspielerin auch mal ein Cola-Weizen. Dafür hat sie sich zuvor auch bis zum Äußersten veraus­gabt.

Eine Viertelstunde vor Schluss wer­den die Schritte kürzer. Unterbre­chungen nutzt Christina Schellen­berg, um sich auf ihre Knie zu stützen. Das fällt auch Dieter Kreißelmeier auf. „Ich kann nimmer“, ruft die Stür­merin ihrem Trainer zu, der sie not­falls, aber äußerst ungern, auswech­seln würde. Ein paar Sekunden später rennt Schellenberg wieder wie aufge­zogen über den Platz in Leutershau­sen.

Schwächephasen wie diese haben bei ihr nicht viel zu bedeuten. „Das heißt nicht, dass ich raus will“, sagt Schellenberg, „ich war nicht völlig platt“. Sondern auch mit den letzten Tropfen im Tank bereit, ihren Freun­dinnen zu helfen. Dafür nimmt sie auch unter der Woche einige Unan­nehmlichkeiten in Kauf; von ihrer Ausbildungsstelle nahe Sulzbach-Ro­senberg sind es rund 120 Kilometer bis zum Training, einfach. Für ihren SV Weinberg würde sie wahrschein­lich auch 200 oder 300 Kilometer fah­ren.

Die gebürtige Nürnbergerin, die in Burgthann lebt und ab der U17 auch vier Jahre lang beim Club gespielt hat, fühlt sich einfach wohl bei ihrem familiären Verein, mit dem sie im Frühjahr in die Zweite Bundesliga auf­gestiegen ist. Mit dabei auch Nadine Staudt und Katharina Hampicke, die ebenfalls schon das Club-Trikot getra­gen haben.

Wahrscheinlich hätte sich Schellen­berg früher oder später auch in der deutschen Eliteklasse durchgesetzt, wollte aber nebenbei noch etwas von ihrer Jugend haben. Die eine Saison beim FC Bayern (2007/2008), zu dem sie einst vom SV Weinberg gewechselt war, wird die ehemalige Junioren-Na­tionalspielerin trotzdem in sehr guter Erinnerung behalten. „Das waren super Erfahrungen für mich“, sagt Schellenberg, auch sportlich habe sie enorm profitiert von ihrem Abstecher in die Bundesliga. Nur wollte sie sich eben nicht nur auf Fußball spezialisie­ren, sondern vielseitig bleiben.

Beim SV Weinberg hat sie gefun­den, wonach sie suchte. Als feststand, dass sie München wieder verlassen wird, „ist für mich außer Weinberg nichts infrage gekommen“, sagt Schel­lenberg, ihr ehemaliger Verein sollte auch wieder der neue werden, „da fühlt man sich einfach daheim“. Die Spielerinnen unternehmen auch in ihrer Freizeit viel miteinander, der Teamgeist ist in jeder Sekunde spür­bar, auch gegen den 1. FC Köln. Nach 25 Minuten liegt der SV Weinberg 0:3 zurück, gibt aber nicht auf. Schellen­berg, die nominelle Angreiferin, ist praktisch überall, links, rechts, vorne, hinten, ihr Pensum ist bemerkens­wert. Sie ist zwar nicht Kapitänin, aber gewiss die emotionale Anführe­rin ihrer Gruppe. Und der Motor. „Ich versuche immer zu zeigen, was ich kann“, sagt Schellenberg. Und das ist eine ganze Menge.

Den Platzverweis für Gäste-Vertei­digerin Nadja Pfeiffer holt sie heraus, in der ersten Halbzeit vergibt sie zudem zwei gute Möglichkeiten, nach ihrer dritten steht es 1:3. Schellenberg schiebt und feuert an, klatscht oft in die Hände. Als seien die 90 Minuten am Wochenende mehr als nur ein Fuß­ballspiel für sie, Schellenberg will die anderen mitreißen. Was auch an ihrem überdurchschnittlichen Talent liegen könnte. „Man merkt einfach“, sagt ihr Trainer Kreißelmeier, „dass sie fußballerisch sehr gut ausgebildet ist.“ Selbst die zweimalige Europameis­terin Inka Grings, die beim 1. FC Köln nach einer Stunde eingewechselt wird, konnte sich noch an die Weinber­ger Antreiberin erinnern. „Sie wusste noch, dass ich Schelli heiße“, sagt Schellenberg nicht ohne Stolz, man kennt sich von früher. „Frau Grings sagte, dass wir uns sehr gut verkaufen würden und sie staune, was so ein klei­ner Verein ausrichten könne.“ Selbst die 2:3-Niederlage werteten sie hinter­her als kleinen Fortschritt, obwohl der Neuling weiter auf den ersten Punkt wartet.

Schellenberg ist nicht bange vor der Zukunft. Vor allem, weil der Zusam­menhalt so überragend ist. Was auf dem Platz vorfällt, ist spätestens beim ersten Cola-Weizen wieder vergessen. „Da gibt es bei uns so etwas wie eine interne Abmachung“, sagt Schellen­berg, auch vielleicht provokante Kom­mentare sind hinterher schnell wieder vergessen. Denn nur so kann der SV Weinberg funktionieren.

Auch die Nürnbergerin Christina Schellenberg ist froh, dass es ihn gibt. WOLFGANG LAASS
Aufrufe: 010.10.2013, 09:28 Uhr
Nürnberger NachrichtenAutor