2024-04-15T13:50:30.002Z

Allgemeines
– Foto: Meiki Graff

Corona-Lage: So sieht es der Fußball am Niederrhein

Die Entscheidung der Stadt Duisburg, den Kontaktsport wieder zu verbieten, sorgt am Niederrhein sowohl für Verständnis als auch für strikte Ablehnung.

Seit zwei Wochen, mit dem Beginn des starken Ansteigens der Corona-Inzidenzwerte auch am Niederrhein, wird bei den Kreisen, Vereinen und Fans diskutiert, wie mit der neuen Lage jetzt und womöglich in der nahen Zukunft umzugehen ist. Am Mittwoch hat die Stadt Duisburg erste Fakten geschaffen und den Kontaktsport auf ihren Anlagen bis auf Weiteres untersagt. Generell kommen die Ansagen diesbezüglich natürlich selten aus dem Fußball, sondern vielmehr aus den Gemeindeverwaltungen. Das ist logisch und war auch bei der ersten Fußball-Pause in der vorigen Saison nicht anders.

Fußballkreis Duisburg-Mülheim-Dinslaken vor schwieriger Aufgabe

Klar ist, dass der Kreis Duisburg-Mülheim-Dinslaken sich nun mit dieser Frage zu befassen hat, denn wie der Name dies sagt: Er hat noch zwei weitere Städte, und für diese gilt das Kontaktverbot aktuell nicht. Das bedeutet: Eine Mülheimer könnte derweil gegen eine Dinslakener Mannschaft problemlos spielen, auch ein Duisburger Team dürfte problemlos in den beiden anderen Städten antreten, nur in Duisburg selbst geht eben erst einmal nichts. Das muss nun Gespräche nach sich ziehen, denn das könnte schnell in eine Wettbewerbsverzerrung laufen. Denn selbst wenn ein Heimrechttausch Spiele in Duisburg vielleicht eine Weile nicht erforderlich macht, so dürfen die Duisburger Mannschaften ja auch nur kontaktlos trainieren. In einigen Medien wurde demnach schon darüber berichtet, dass eine generelle Unterbrechung für den Kreis erfolgen könnte, das hätte dann natürlich auch Konsequenzen für alle überkreislichen Ligen mit Duisburger Beteiligung. Der Sieben-Tage-Inzudenzwert für Duisburg lag am Donnerstag bei 105, in Mülheim bei 59.



Gar nicht erfreut über diese Nachricht ist Jens Dowedeit, Co-Trainer der DJK Vierlinden: "Das macht mich sprachlos. Ich verstehe den Sinn hinter der ganzen Aktion nicht und ich finde, die Situation wurde nicht zu Ende gedacht. Unser Spiel gegen Osterfeld findet statt. Innerhalb von einer halben Stunde wurde hier das Heimrecht getauscht. Wir werden jetzt zweimal trainieren, dann natürlich ohne Anfassen, und dann fahren wir nach Oberhausen. Es stört mich, dass beim Fußball, einer Outdoor-Veranstaltung, alles dicht gemacht wird, aber andere Veranstaltungen in geschlossenen Räumen noch stattfinden können. Besonders schade ist es aber für unsere Jüngsten. Wir haben jetzt so lange gewartet. Für die Kinder steht in einer Woche der Ligastart an. Mit ihnen konnten wir lange nichts machen, haben extra seit den Sommerferien gewartet und jetzt wird wieder alles zugemacht.“

"Die Unsicherheit wächst"

Daniel Nix, Trainer des SV Heißen, bedenkt auch andere Komponenten bei einer solchen Entscheidung: "Es sind ganz, ganz viele Fragezeichen. Auch meine eigenen Spieler fragen mich inzwischen vermehrt, die Unsicherheit wächst. Einer meiner Akteure war jetzt schon dreimal in Quarantäne, weil es im Umfeld einen Verdacht gab. Das hat ja irgendwann auch Auswirkungen auf den Beruf. Ich habe 30 Mann im Kader, davon sind regelmäßig mindestens 20 Leute beim Training. Da muss nur einer was haben und es hat direkt einen Einfluss auf einen sehr großen Personenkreis. Sonntag mit den Jungs auf dem Platz ist immer mein Highlight der Woche, auf der anderen Seite bin ich im Einkauf für über 200 Altenheime in ganz Deutschland zuständig. Was ich dort tagtäglich mitbekomme, führt mir immer wieder vor Augen, dass der Fußball doch nicht so wichtig ist, wie er oft gemacht wird. Wir haben vom Fußballkreis noch keine Information bekommen. Das ist eine Situation, die es so noch nicht gab. Ich glaube aber auch, dass der Verband, bzw. der Fußballkreis, da erstmal sehr wenig machen kann, da es politische Entscheidungen sind. Einen Heimrechttausch halte ich für sehr unrealistisch. Dazu haben wir zu viele Mannschaften, die am Spielbetrieb teilnehmen. Mit den angeordneten Hygienemaßnahmen können wir das auch logistisch nicht lösen. Dafür bräuchten wir noch deutlich mehr Kabinen. Auf Dauer kann ich mir nicht vorstellen, dass die Saison beendet wird. Klar können wir jetzt überlegen, wieder bis März zu unterbrechen. Ich darf derzeit nicht mit meiner Schwester und meinem Vater Weihnachten feiern, weil da drei Haushalte zusammenkommen, aber auf dem Platz kann ich mit 20 Spielern trainieren. Das sind Maßnahmen, die einfach nicht passen.”

Essen: "Ich habe da auch kein großartiges Gefühl"

Mit einem Inzidenzwert von 80 am Donnerstag gehört auch der große Fußballkreis Essen zu den Gebieten, in denen sich die Politik sicher längst Gedanken darüber macht, wie es in naher Zukunft weiter gehen soll. Das ist natürlich auch für den neuen, kommissarischen Kreisvorsitzenden Torsten Schwerdtfeger nicht leicht. "Zu dem, wie es hier weiter geht, kann ich so unendlich viel gerade auch gar nicht sagen", betont er. "Ich habe da auch kein großartiges Gefühl, schaue mir, wie viele von uns, täglich die Zahlen an. Klar ist, dass sich die Vereine an die neuen Vorgaben bezüglich der Masken und der Zuschauerzahlen zu halten haben, dann sollte man aktuell erst einmal spielen können", sagt er. "Natürlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch bei uns irgendwann der Hammer fällt. Aber die Vorgaben, die es jetzt gibt, kommen ja von Experten. Wie können ja nichts anders tun, als uns einfach daran zu halten."

Wettbewerbsverzerrung kann schnell entstehen

Von der Duisburger Entscheidung sind auch Essener Vereine unmittelbar betroffen, wie etwa Bezirksliga-Spitzenreiter Vogelheimer SV, der mit Duisburger Klubs in einer Gruppe spielt. "Wenn die Duisburger nur noch ohne Kontakt trainieren dürfen, dann ist da schnell eine Wettbewerbsverzerrung drin", sagt Vogelheims Vorsitzender Frank Brettschneider. "Die Stadt Essen hat uns gegenüber bisher noch keine Handlungsbedarf signalisiert. Was ich wohl sagen muss: An die Maskenpflicht haben sich bei uns zuletzt bei uns auf dem Platz alle vorbildlich gehalten. Da sieht man schon, dass jeder seinen Beitrag dazu leisten möchte, dass es irgendwie weitergehen kann."

Fußballkreis Mönchengladbach-Viersen verfolgt die Entwicklung

Auch in der Führungsriege des Kreises Mönchengladbach-Viersen ist die Lage rund um die Corona-Werte natürlich ein Dauerthema. "Natürlich hat auch uns die Nachricht aus Duisburg am Mittwoch erreicht, und ich diskutiere nun gemeinsam mit Tim Stettner, wie wir uns weiter verhalten", sagt die Kreisvorsitzende Yvonne Cremer. "Bisher ist in solchen Fragen der Kontakt eigentlich eher zwischen den Städten und den Vereinen gelaufen, aber wir werden uns nun überlegen, wie wir uns da stärker mit einbringen können. Wir bekommen natürlich viele Anfragen, weil die Verunsicherung in den Vereinen doch sehr groß ist", fügt sie an. Klar ist, dass auch in Mönchengladbach nun Gefährdungsstufe 2 angesagt ist, die Masken also auf der Anlage von nicht am Spiel Beteiligten permanent getragen werden müssen, nicht nur auf dem Weg zum Platz.

Giesenkirchen stellt Spieler frei

Mit diesen Themen muss sich nun auch Holger Drever auseinander setzen, der Fußballchef der DJK/VfL Giesenkirchen. "Bei uns kommt niemand auf die Anlage, der keine Maske hat. Danach muss man aber einfach auch ein wenig an die soziale Kompetenz eines jeden einzelnen Zuschauers appellieren. Natürlich können wir nicht jeden 90 Minuten lang im Blick haben. Dafür hat wohl kein Verein das Personal", betont Drever. Insgesamt zeigt er viel Verständnis dafür, dass Fußball zwar allen fehlt, wenn es ihn nicht gibt, andere Dinge im Leben jedoch wichtiger sind. "Wir haben den Spielern freigestellt, ob sie weiter trainieren und mitwirken wollen. Da gibt es keine Maßnahmen, wenn sich jemand dafür entscheidet. Wir haben Selbstständige und einen Lehrer in der Mannschaft, die das teilweise nicht riskieren wollen und können", betont er. "So, wie sich die Situation aktuell zuspitzt, ist das Vorgehen in Duisburg eine sinnvolle Sache - zumindest dann, wenn die Werte so hoch sind wie dort." Manche Dinge in dieser Pandemie bewirken bei Drever indes nur Kopfschütteln. "Wie ein Verein es aktuell zulassen kann, dass ein Kabinenfoto mit 20 Mann veröffentlicht wird, was ja nun nachweislich so nicht erlaubt ist, kann ich einfach nicht verstehen."

In Remscheid wird weitergespielt, in Bottrop getagt

Die Stadt Remscheid erlaubt weiterhin Kontaktsport. In einer Mitteilung heißt es: "Die Analyse des aktuellen Infektionsgeschehens lässt keinen Rückschluss darauf zu, dass sich Menschen bei der Ausübung eines Kontakt-Vereinssports mit dem Coronavirus infizieren. Aus diesem Grunde wird der Kontaktsport zum aktuellen Zeitpunkt nicht untersagt."

Ebenso ist es in Solingen, obwohl dort der Inzidenzwert am Donnerstag die Marke von 150 Infektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen gerissen hat. "Wir haben am vorigen Wochenende auf Kreisebene zwei Spiele abgesagt, das ist schon noch überschaubar. Problematisch ist das aber für die Vereine, denen immer mehr die Gelegenheit genommen wird, das notwendige Geld zu verdienen", gibt Udo Reisgies, Vorsitzender des Kreisfußball-Ausschusses und Geschäftsführer in Solingen, zu bedenken.

Zum aktuellen Stand ist in Bottrop das Fußball-Spielen erlaubt. Erst am Freitag tagt der Krisenstab.

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Aufrufe: 022.10.2020, 12:23 Uhr
Sascha KöppenAutor