2024-05-08T14:46:11.570Z

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Vier Platzverweise und ein Spielabbruch – ein Kreisligaspiel in Zusmarshausen nahm ein unrühmliches Ende. Mit den Folgen beschäftigt sich nun das Sportgericht.  Foto: dpa
Vier Platzverweise und ein Spielabbruch – ein Kreisligaspiel in Zusmarshausen nahm ein unrühmliches Ende. Mit den Folgen beschäftigt sich nun das Sportgericht. Foto: dpa

Wenn in der Kreisliga viele Rot sehen

In Zusmarshausen endet eine Partie mit Polizeieinsatz und Spielabbruch +++ Vorausgehen vier Platzverweise, Beleidigungen und Handgreiflichkeiten +++ Wie es soweit kommen konnte

Wenn Beteiligte über die Partie zwischen dem TSV Zusmarshausen und Suryoye Augsburg berichten, sind sie sich zunächst einig: Lange Zeit war es ein ganz normales Kreisligaspiel. Dass die Begegnung im Nachhinein nicht mehr als „ganz normal“ durchgeht, begründet sich in den Begleitumständen, die am Sonntag in Handgreiflichkeiten, Polizeieinsatz und Spielabbruch gipfelten. Kreisspielleiter Reinhold Mießl war in Zusmarshausen vor Ort, er fasst zusammen: „Das hat sich hochgeschaukelt.“

Auslöser war wohl eine Szene, wie sie öfter im Fußball vorkommt. Augsburgs Trainer Rasit Ciftcibasi beschwerte sich an der Seitenlinie über das Verhalten eines Linienrichters und interpretierte die Grenzen seiner Coachingzone lose. Daraufhin verwies ihn Schiedsrichter Stefan Waschhauser aus dem Innenraum. Doch Ciftcibasi wollte sich hinter der Bande nicht beruhigen. „Dass unser Trainer sich falsch verhalten hat, will ich gar nicht verneinen“, sagt Suryoye-Abteilungsleiter David Demir, der auf seinen Trainer einwirkte. Der TSV Zusmarshausen, in Person von Abteilungsleiter Andreas Eberhardt, machte von seinem Hausrecht gebrauch, er verwies Ciftcibasi vom Gelände.

Auch auf dem Spielfeld wurde die Atmosphäre giftiger. Suryoye-Funktionär Demir gibt dem Schiedsrichtergespann wegen seiner strittigen Entscheidungen und zweifelhaften Verhaltens eine Teilschuld, während Mießl erklärt, das Suryoye-Lager hätte von Anfang an gegen den Schiedsrichter Stimmung gemacht. „Ich dachte, sie hätten sich gebessert“, ergänzt Mießl. Er war in Zusmarshausen, weil es in jüngster Zeit wiederholt Zwischenfälle bei Suryoye-Spielen gegeben hatte.

Kurz vor der Pause soll Linienrichter Erkan Oflaz Suryoye-Torhüter Sebastian Tülger mehrfach mit der Fahne berührt haben, behaupten Augsburgs Torwart und Mitspieler. BFV-Funktionär Mießl, der sich zwischen den Trainerbänken aufhielt, hat davon nichts mitbekommen. Was er hingegen bestätigen kann, ist die Aussage von Oflaz. Wörtlich sagte dieser: „Passt auf. Wir sehen uns am Mittwoch wieder.“ Oflaz sollte das Nachholspiel zwischen Wehringen und Suryoye leiten, inzwischen hat der Verband ihn abgesetzt.

Nach dem Halbzeitpfiff eskalierte das Geschehen endgültig. Ciftcibasi drängte zurück aufs Sportgelände, TSV-Abteilungsleiter Eberhardt, zugleich Ordner, wollte ihn hindern. Es kam zu einem Handgemenge. Suryoye-Spieler Ivan Ristovski, der auf dem Weg in die Kabine war, ging dazwischen und schubste Eberhardt. Der 48-Jährige fiel und klagte am Montag über Schmerzen an Brust und Schulter. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Eberhardt, dessen fünfjähriger Sohn die Szene miterlebte. Eberhardt fühlte sich bedroht, fortan kümmerte sich ein anderer Ordner um Ciftcibasi.

Ruhe wollte nicht einkehren. Zunächst sah Ristovski nach seinem Angriff auf Eberhardt vor Beginn der zweiten Hälfte die Rote Karte wegen „Tätlichkeit gegen Dritte“. Nach einer guten Stunde Spielzeit sahen die Suryoye-Kicker Matay Demir (wiederholtes Foulspiel) und Macel Akgül (Meckern) jeweils die Gelb-Rote Karte. Diese Feldverweise veranlassten Torwart Tülger wiederum, über den Platz zu sprinten und den Schiedsrichter zu beschimpfen. Als daraufhin Tülger Rot sah, verließ die Suryoye-Mannschaft geschlossen den Rasen – und sollte nicht wiederkommen.

Stattdessen standen Zuschauer, Funktionäre und Schiedsrichter auf dem Platz. Weil die Zusmarshauser befürchteten, die Situation könnte weiter aus dem Ruder laufen, riefen sie die Polizei, die mit drei Autos anrückte. Die Beamten waren anwesend, als Schiedsrichter Waschhauser nach den vorgeschriebenen 30 Minuten Wartezeit die Partie beim Stand von 2:2 abbrach.

Mit den Folgen des Spiels beschäftigt sich nun das Sportgericht. In den Berichten des Schiedsrichters steht unter anderem, die Suryoye-Spieler hätten ihn bedroht und beleidigt, auch gegen Trainer Ciftcibasi läuft ein Verfahren. Doch damit nicht genug. Sowohl Ciftcibasi als auch Eberhardt erwägen rechtliche Schritte.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Zusmarshausens Fußballchef Eberhardt beantragt für das Rückspiel Verbandsaufsicht. Suryoye selbst wollte sich am Montagabend beratschlagen, Funktionär David Demir geht davon aus, weiterhin am Spielbetrieb teilzunehmen. Vermitteln soll BFV-Konfliktmanager Ismail Demir.

Aufrufe: 023.10.2018, 09:14 Uhr
Augsburger Allgemeine / Johannes GrafAutor