2024-04-23T13:35:06.289Z

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Stimmen zur Entscheidung

Leidtragender der WFV-Entscheidung ist der FC 07 Albstadt in der Landesliga. Zwar haben die Nullsiebener den gleichen Quotienten wie der VfB Friedrichshafen, beide Mannschaften haben in 18 Spielen 44 Punkte geholt, doch der VfB Friedrichshafen hat ein um vier Tore besseres Torverhältnis (VfB: 56:19; FCA: 49:16). Markus Conzelmann, Vorsitzender des FC Albstadt, trägt die Entscheidung aber mit Fassung: „Zunächst einmal gratuliere ich dem VfB Friedrichshafen zur verdienten Meisterschaft. Es war von vorne herein klar, dass es Gewinner und Verlierer gibt, wir sind halt jetzt eindeutig auf der Seite der Verlierer“, sagt Conzelmann. Die Enttäuschung sei natürlich groß, aber es sei eine sportliche Entscheidung durch den WFV, die es zu akzeptieren gelte. „Es ist halt so, dass unser Spiel am 20. Spieltag gegen Mengen ausgefallen ist, Friedrichshafen hat gespielt und 9:0 gewonnen, hätte man nach der Vorrunde den Strich gezogen, wären wir noch um fünf Tore besser gewesen, so ist halt der VfB Friedrichshafen um vier Tore besser.“ Eine Klage gegen den Beschluss des WFV, sollte er vom außerordentlichen Verbandstag bestätigt werden, erwägt Conzelmann nicht. „Es ist wie in der Politik, da werden auch mal Entscheidungen gefällt, die man akzeptieren muss. Wir sind ja nun aufgefordert, in den kommenden Tagen eine Stellungnahme abzugeben, aber der Drops ist gelutscht. Es war klar, dass eine Entscheidung her muss.“

„Wir müssen immer noch zittern bis zum endgültigen Beschluss und hätten gerne endlich Gewissheit“, sagt Daniel Di Leo, Spielertrainer des VfB Friedrichshafen. „Aber wir würden uns natürlich total über den Aufstieg freuen, das wäre eine Bestätigung für die Leistungen der vergangenen zwei Jahre.“ Einen kleinen Seitenhieb auf Albstadt kann sich Di Leo nicht verkneifen. Denn der FC hatte sein Heimspiel gegen den VfB kurzfristig wegen des schlechten Platzes abgesagt, das konnten die Friedrichshafener nicht nachvollziehen. Di Leos größter Wunsch wäre aber gewesen, die Saison ab September zu beenden und im neuen Jahr mal von April bis Oktober („Die beste Jahreszeit zum Fußball spielen.“) zu spielen. „Das wäre ein guter Versuch gewesen.“

Raphael Vetter, Abteilungsleiter des FC Ostrach, sagt: „Wenigstens sind wir nun einigermaßen auf der sicheren Seite. Ich denke zu 99 Prozent.“ Denn noch immer müsse der außerordentliche Verbandstag dem Vorschlag zustimmen. Die Regelung ohne Absteiger gebe ihm eine gewisse Planungssicherheit. „Wenn ich mit Spielern spreche und ich kann ihnen nicht sagen, in welcher Liga wir nächstes Jahr spielen, ist das immer schwierig.“ Deshalb hätte sich Vetter eine frühere Entscheidung vom WFV erhofft, weiß aber auch um die komplizierte Lage, die die Verbände vor nie zuvor gekannte Entscheidungen stellte. Vetter hatte bereits in der „Schwäbischen Zeitung“ vom Dienstag auf den möglichen Weg hingewiesen, inklusive Entscheidung eines außerordentlichen Verbandstages, den der WFV nun auch beschritten hat. Entweder am Freitag oder nächste Woche will der FC Ostrach wieder in ein leichtes Training einsteigen. „Wir werden zweimal pro Woche ein Training anbieten, unter Einhaltung aller Vorgaben, jeweils für zehn Spieler in Fünfergruppen.“

Markus Blum, Abteilungsleiter des TSV Riedlingen, spürt eine gewisse Erleichterung: „Als ich die E-Mail des Württembergischen Fußball-Verbandes gelesen habe, ging es mir besser. Natürlich steht noch die Entscheidung des außerordentlichen Verbandstages aus“, sagt Blum. Der TSV Riedlingen führt mit 15 Punkten Vorsprung die Tabelle der Bezirksliga Donau an. Mit der Entscheidung könne er natürlich leben, sagt Blum. Er zeigt sich erfreut darüber, dass eine Annullierung vom Tisch ist. „Wir könnten mit beiden Entscheidungen leben, ob die Saison zu Ende gespielt wird oder doch der Quotient über den Aufstieg entscheidet. Aber ich denke, die Quotientenregelung hat mehr Charme.“ Im Hinblick auf die ausgedehnte Landesliga gibt sich Blum pragmatisch. „Klar, unser Ziel ist der Nichtabstieg und vor dem Hintergrund des ganzen muss man eben die Konsequenz in einer Liga mit 20 Mannschaften zu spielen, weite Fahrtwege absolvieren zu müssen und sich keine Ausfälle leisten zu können, akzeptieren.“ Ob und wie in den kommenden Wochen trainiert wird, wird der TSV Riedlingen in den kommenden Tagen entscheiden.

„In der aktuellen Situation ist der Vorschlag des WFV die sinnvollste und unterm Strich auch fairste Lösung“, sagt Michael Schleicher, Fußball-Abteilungsleiter der TSG Ehingen. „Wirtschaftlich ist die Planung für die kommende Saison zurzeit nur bedingt möglich, aber so hat man wenigstens sportlich Klarheit.“ Dass der Tabellenerste aufsteigen, der Zweite aber ohne Aufstiegs- und Relegationsspiele keine Chance zum Sprung nach oben erhält – die TSG wäre einer der Kandidaten für Rang zwei – ist aus Sicht von Schleicher zu verschmerzen. Zum einen seien eine Relegation bis auf Weiteres nicht planbar und das würde zu weiteren zeitlichen Verzögerungen führen, zum anderen wären, wenn es keine Absteiger geben soll, ohnehin nur Aufstiegsspiele möglich und mit einer zusätzlichen Mannschaft, die aufrückt, würde man die übergeordnete Liga noch weiter aufblähen. Eine Lösung wie in Bayern mit der Fortsetzung der Runde ab September lehnt Schleicher ab. „Das wäre schwierig.“ Die darauffolgende Runde startet dann womöglich erst 2021, verkürzt und mit Play-offs. „Das ist keine Option.“ Dass der WFV den Bezirkspokalwettbewerb, bei dem die TSG als Halbfinalist dabei wäre, später noch austragen will, „darüber kann man reden“. Um den Spielplan für nächste Saison zu entzerren, ist es für Schleicher vorstellbar, auf eine neue Pokalrunde zu verzichten und die derzeit unterbrochene dann fortzusetzen.

Benny Gaus, Abteilungsleiter des TSV Gammertingen, sagt: Wir sind aber der Meinung, dass wir die Saison zu Ende spielen sollten. Mit der Lösung, dass man jetzt abbricht und mit einer Koeffizientenregel Meister kürt ist ungerecht. Wenn die Meister schon feststehen - so wie in der Bezirksliga mit Riedlingen oder in der Kreisliga B 4 mit dem TSV Sigmaringendorf ist es okay. Aber dann kann ich keinen Tabellenletzten oder Vorletzten, der in dieser Saison noch kein Spiel gewonnen hat belohnen, indem ich den in der Liga lasse. Wir haben über die Hälfte der Saison hinter uns. Bei einem Saisonstart um den September herum hätten wir die Saison beenden können. Auch wenn man erst später hätte beginnen können, wäre eine Lösung seitens der Vereine sicher erörterbar gewesen. Dann hätte es halt keine Saison 2020/2021 gegeben. Gesetzt den Fall, wir können bis Oktober nicht spielen, dann spielen wir so lange es geht. Es gibt auch Regionen, in denen im Winter einfach nicht gespielt werden kann. Die Winterpause könnte man nutzen, indem die Plätze wieder geschont werden. Seitens des Verbandes ist einfach viel zu viel liegen geblieben. Seit Mitte März wird nicht mehr gespielt. Warum wurden oder werden die Vereine nicht um eine Meinung gefragt, sondern nur über deren Köpfe Entscheidungen gefällt? Wir sind gespannt was beim außerordentlichen Verbandstag herauskommt.“

Andreas Bauer, Vorsitzender des TSV Sigmaringendorf, sieht sich ein bisschen des Schaulaufens in der Rückrunde, das der TSV Sigmaringendorf aufgrund neun Punkten Vorsprung vor dem Zweiten in der Kreisliga B 4 vor sich hatte, beraubt. „Mir tut es halt für die Jungs leid, für die ist es schade, dass sie nicht die letzten, entscheidenden Punkt auf dem Feld holen und so den Titel erringen. So werden sie quasi der Feier beraubt. Die Jungs sind heiß, haben die Vorrunde ohne Niederlage absolviert“, sagt Bauer. Den Titel am grünen Tisch zu erringen sei halt anders als auf dem Platz. „Aber natürlich geht die Gesundheit vor und wir wollen ja nicht, dass jemand krank wird, nur weil wir Fußball spielen und feiern.“ Trotz allem sei die Regelung mit Auf- und ohne Absteiger fair. „Ich finde es gut, dass durch den Nichtabstieg keiner benachteiligt wird.“ Gleichzeitig verspricht Bauer, dass man die Feier sicher nachholen werde.

Die Verbandsligisten, zu denen der SSV Ehingen-Süd gehört, tauschen sich laut dem SSV-Fußball-Vorsitzenden Helmut Schleker seit Wochen regelmäßig zum Thema aus. Abgestimmt wurde kürzlich auch – mit folgendem Ergebnis: Von den 17 Klubs seien 14 für das vom WFV nun vorgeschlagene Saisonende mit Aufsteiger und ohne Absteiger gewesen, drei dagegen, so Schleker. Süd war bei der Mehrheit. Der Vorschlag des WFV „ist in unserem Sinne“. Doch hätten Schleker seine Verbandsliga-Kollegen gern eine Ergänzung zum Thema verschärfter Abstieg, der nach den Plänen des Verbands für nächste Saison angedacht ist. Denn ohne Absteiger in diesem Jahr würde die Verbandsliga von 17 auf 20 Mannschaften anwachsen – vier über der Sollstärke, die schon 2019/20 überschritten wurde. Um wieder auf 16 Teams zu kommen, müssten am Ende der nächsten Saison womöglich acht Vereine absteigen. „Das muss so geregelt werden, dass der verschärfte Abstieg für mehrere Spielzeiten gilt, dass man erst von 20 auf 18 und dann auf 16 verringert“, so Schleker. „Das wäre ein zusätzlicher Vorschlag.“ Keine Option war bei den Verbandsligisten offenbar die Fortsetzung der Saison im September. „Das ergibt keinen Sinn.“ (mac/aw/tk/mk)



Aufrufe: 013.5.2020, 05:56 Uhr
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