2024-04-24T13:20:38.835Z

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Wortbruch-Vorwurf gegen Eisenmann

In Ulm ist der Ärger groß, kein Geld fürs Stadion - Ulmer CDU-Kandidat verteidigt Ministerin

Ulm - Hat Susanne Eisenmann ihr Wort gebrochen? Wie andere Landespolitiker auch, hatte sich die CDU-Spitzenkandidatin zur Landtagswahl zuletzt stark gemacht für eine Sanierung des Ulmer Donaustadions. Anders als erhofft, wurde das Millionen-Vorhaben nun aber nicht verankert im jüngst festgezurrten „Solidarpakt Sport IV“. Dabei soll dies die Kultusministerin, die auch verantwortlich ist für den Sport im Land, versprochen haben.

Dies teilte jetzt der Ulmer Landtagsabgeordnete Jürgen Filius (Grüne) mit. Mündlich habe ihm „Frau Eisenmann“ versichert, dass das Stadion im Rahmen des nun ausgehandelten Solidarpakts als überörtliche Sportstätte gefördert werde. Doch vom Stadion ist darin keine Rede mehr. Als Sanierungskosten stehen 40 Millionen Euro im Raum.

Über das „Versprechen“ der Ministerin hatte die „Schwäbische Zeitung“ bereits Ende 2019 berichtet. Anlass: Das Stadion hatte damals keinen Weg in den neuen Doppelhaushalt des Landes gefunden. Kritik aus Ulm kam prompt vom Landtagsabgeordneten Martin Rivoir (SPD), der auch nach der Wahl am 14. März wieder im Landtag sitzen möchte.

Verteidigt wurde die CDU-Sportministerin damals noch von Jürgen Filius. Dessen Rückendeckung kam angesichts der grün-schwarzen Koalition zwar nicht überraschend, jedoch stimmte es tatsächlich hoffnungsfroh, was er stattdessen bekanntgab. Nämlich: Susanne Eisenmann habe ihm am Rande der Haushaltsberatungen „zugesichert“, dass der Umbau des Stadions zur Leichtathletik-Arena „prioritär“ in ein Sonderprogramm für regionale Sportstätten aufgenommen werden soll. Und dieses Sonderprogramm stehe im Zusammenhang mit der Fortschreibung des „Solidarpakt Sport IV“.

Filius bewertet die Zusicherung Eisenmanns für den Sportstandort Ulm damals als „gute Nachricht“. Die Leichtathletik mit ihren international herausragenden Sportlern habe in Ulm eine gute Zukunft. Hier werde es dann wieder möglich sein, deutsche Leichtathletikmeisterschaften und europäische Jugendwettbewerbe abzuhalten. Mit der Erhöhung der Sitzplatzkapazität und der Ertüchtigung der Versorgungsbereiche werde die Modernisierung auch dem Fußball zugute kommen, sowohl bei Liga- als auch Pokalspielen. Sein Fazit: „Ein Weg zur Bezuschussung des Umbaus des Donaustadions ist gefunden. Das Land lässt die Stadt bei ihrem Vorhaben nicht allein.“

Doch genau so fühlen sich die Ulmer Sporttreibenden nun: allein gelassen. „Enttäuscht“ zeigt sich jetzt auch Filius - und sagt, dass Eisenmann ihm nach ihrer damaligen Zusicherung sogar noch mit auf den Weg gegeben habe: „Das können Sie so in Ihrem Wahlkreis kommunizieren“.

Ganz vom Tisch ist die Sanierung des Donaustadions - eines der letzten Stadien, in denen Fußball gespielt und Leichtathletik betrieben werden kann - allerdings nicht. Doch der Weg steinig und lang. Denn der „Solidarpakt Sport IV“, der nun ausgehandelt wurde zwischen dem Land und dem Landessportverband (ohne Stadion), läuft bis 2026. Hier ist die Türe die nächsten Jahre zu.

Möglich erscheint die Förderung über den normalen Landeshaushalt ab 2022. Doch den gibt es noch nicht, zunächst wird gewählt. Martin Rivoir urteilt: „Die Sanierung wurde erneut auf die lange Bank geschoben.“ Gemeinsam mit Michael Joukov-Schwelling, der Jürgen Filius als grüner Ulmer Abgeordneter nachfolgen möchte, teilt er mit: „Frau Eisenmann hat gezeigt, dass ihr die Belange des Ulmer Sports egal sind. Ein Vertrösten auf nächste Haushaltsberatungen ist nur der Versuch, vom eigenen Versagen in dieser Angelegenheit abzulenken.“

Joukov-Schwelling und Rivoir machen ihrerseits ein Versprechen: „Dass wir im Falle unserer Wahl und der Beteiligung unserer jeweiligen Partei an den Koalitionsverhandlungen die Sanierung des Donaustadions zum Thema machen: Wir werden unseren gesamten Einfluss geltend machen, dass dieses Thema ins Regierungsprogramm aufgenommen wird.“

Rückendeckung erhält Eisenmann indes von einem anderen Ulmer, von Parteifreund Thomas Kienle. Er ist nicht nur CDU-Landtagskandidat, sondern auch Stadtrat. Seiner Meinung nach würden Filius und Rivoir „die Fakten verdrehen“. Nicht Sportministerin Eisenmann sei es anzulasten, dass das Stadion wieder nicht zum Zug kommt, sondern dem grünen Finanz- sowie dem grünen Staatsministerium. Diese hätten „Druck“ aufgebaut, damit das Donaustadion wieder aus dem Solidarpakt herausgenommen werde. Woher er das wisse? Aus Gesprächen mit dem Eisenmann-Ministerium, so Kienle.

Aufrufe: 05.3.2021, 05:55 Uhr
Johannes RaunekerAutor