2024-04-29T14:34:45.518Z

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Wie zu Spatzen-Zeiten

Campagna macht in Offenbach weiter, wo er in Ulm aufgehört hat - der SSV könnte ihn gebrauchen

Ulm - An und für sich war es ein normaler Arbeitstag für Luigi Campagna, der mit seinem neuen Team Offenbach mit 2:0 zum Auftakt der neuen Regionalliga-Saison gewonnen hat. Eine Gelbe Karte hatte er sich abgeholt, er trieb im Mittelfeld seine Mitspieler an und nach den beiden Toren und zum Ende der Partie jubelte er so ausgiebig, wie er das nach Siegen in der vergangenen Saison auch getan hat. So weit, so gewöhnlich. Trotzdem war es kein normaler Arbeitsalltag, dazu musste man ihn nicht persönlich fragen - was ein Videoteam der Kickers nicht daran hinderte, ihm nach dem Abpfiff die Frage nach der Besonderheit des Spiels doch zu stellen. „Sehr besonders“ sei die Begegnung gewesen, sagte er in dem Video-Interview, das auf der Youtube-Seite des Vereins zu sehen ist. Schließlich waren auf der anderen Hälfte des Platzes seine ehemaligen Mitspieler vom SSV Ulm 1846 Fußball aufgelaufen. Mit vielen von ihnen schreibe er sich noch regelmäßig, sagte Campagna. Bei anderen ist ihm das Schreiben nicht genug. Sie will er auch sehen - in Videoanrufen mit dem Handy. „Ich habe einfach ein gutes Verhältnis zu ihnen und deshalb war das Spiel auch so besonders“, so der 29-Jährige. Das mit der Besonderheit dürfte aber einseitig gewesen sein, denn die Spatzen werden sich eher an ihre schwache Leistung erinnern als an Campagnas Videoanrufe.

Zweikampf- und lautstark

Zu Ulmer Zeiten war der Italiener ein wichtiger Motor im Mittelfeld. Eineinhalb Saisons lang spielte er für die Ulmer. Viele Fans hätten ihn gern weiter an der Donau gesehen und auch der Verein hatte ihn nur ungern an den Ligakonkurrenten abgegeben. Zweikampfstark ist Campagna, lautstark und ausgestattet mit einer guten Übersicht. Tugenden, die er auch im ersten Saisonspiel gegen die Spatzen unter Beweis stellte und die auf Ulmer Seite kaum zu erkennen waren. Gleich drei neue hatte Spatzen-Trainer Holger Bachthaler im Mittelfeld aufgestellt: Burak Coban, Thomas Geyer und Alessandro Abruscia. Es schien, als bräuchten die drei noch Zeit, um sich aufeinander und auf die weiteren Mitspieler einzustellen. Gefährliches aus dem Mittelfeld kam jedenfalls kaum, zu oft mündete der Spielaufbau in Ballverlusten und die Stürmer Vitalij Lux und Ardian Morina warteten vergeblich auf gute Vorlagen. „Wir haben es dem Gegner viel zu einfach gemacht, die Bälle zu verteidigen“, sagte Bachthaler nach dem Spiel. „Wenn man sieht, wie einfach wir Bälle herschenken, ist das auf dem Niveau nicht akzeptabel.“

Im Mittelfeld stand lediglich Albano Gashi als Rudiment der vergangenen Saison von Beginn an auf dem Platz. Er fiel vor allem dadurch auf, dass er in der ersten Halbzeit per Kopf die größte Ulmer Chance hatte, sie aber nicht nutzte. Ansonsten dürfte ihm das Wiedersehen mit Luigi Campagna schmerzhaft in Erinnerung bleiben, denn sein früherer Mitspieler grätschte ihn einmal schwungvoll um und sah dafür Gelb. „Ich hatte mir wirklich vorgenommen, lange keine Gelbe zu bekommen“, sagte Campagna hernach. 27 Minuten lang hatte der Plan Bestand.

Bachthaler: „Mehr Widerstand“

So ist Campagna aber: Einsatz um jeden Preis. Den vermisste Bachthaler teilweise bei seinen Spielern: „Jeder Offenbacher hat zu 100 Prozent alles investiert. Wir haben auch viel investiert, das will ich meinen Jungs nicht absprechen.“ Aber: „Sie müssen mehr Widerstand bringen.“ Auch in der Defensive war die Forderung gültig. Beim 1:0-Kopfballtor durch Moritz Reinhard wirkte die Abwehr überrumpelt, der Ball kam von der Latte und Reinhard reagierte am schnellsten. Auch das 2:0 von Andis Shala resultierte aus einem zweiten Ball. Torwart Christian Ortag hatte zuvor einen Schuss pariert. Shala ließen die Verteidiger ungedeckt zum Nachschuss kommen, obwohl sie in Überzahl waren. Ulm muss die Fehler schnell ausbügeln. In der Liga warten früh weitere Topteams und im DFB-Pokal Heidenheim.

Aufrufe: 031.7.2019, 06:34 Uhr
gioeAutor