2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligavorschau
Zwei der Leverkusener, die den Ulmer Spatzen im Jahr 2000 die höchste Niederlage der Bundesliga zufügten: Beim 1:9 der Ulmer im eigenen Stadion steuerte Paulo Rink (links) einen Treffer bei. Stefan Beinlich traf nicht, freute sich aber trotzdem.  Archivfoto: Stefan Puchner, dpa
Zwei der Leverkusener, die den Ulmer Spatzen im Jahr 2000 die höchste Niederlage der Bundesliga zufügten: Beim 1:9 der Ulmer im eigenen Stadion steuerte Paulo Rink (links) einen Treffer bei. Stefan Beinlich traf nicht, freute sich aber trotzdem. Archivfoto: Stefan Puchner, dpa

Ulmer Schreckgespenster

Vor 19 Jahren kassierten die Spatzen ihre höchste Niederlage in der Bundesliga +++ So treffsicher wie Leverkusen damals wäre der SSV derzeit auch gerne

Diese Woche, die Kalenderwoche 11, ist für die Kicker des SSV Ulm 1846 eine Englische. Am Dienstag hieß der Gegner SV Elversberg, das Ergebnis lautete 1:0 und am Samstag wartet der FC Astoria Walldorf auf die Spatzen. So weit, so gewöhnlich. Die Kalenderwoche 11 des Jahres 2000 war für die damaligen Ulmer Bundesligisten keine Englische, dafür herrschte an ihrem Ende eine Laune an der Donau wie bei bestem englischem Mistwetter. Am 18. März 2000 kassierten die Spatzen ihre höchste Niederlage in der Bundesliga – mit 1:9 wurden die Schwaben damals von Bayer Leverkusen abgewatscht.

FC Astoria Walldorf - SSV Ulm 1846 Fußball (Sa 14:00)
Es war eine Machtdemonstration der späteren „Vizekusener“ und für die Spatzen ein Beleg dafür, dass die Bundesliga vielleicht doch eine Spur zu groß für sie war. Zweimal Emerson, zweimal Zé Roberto, Paulo Rink, Ulf Kirsten, Oliver Neuville, Michael Ballack und Bernd Schneider zeigten, weshalb sie zur Elite der ersten Liga gehörten. Der schmeichelhafte Ulmer Ehrentreffer gelang Leandro Fonseca kurz vor Schluss. Ulms Fans störte das Ergebnis herzlich wenig, sie feierten das Team im damals 23 500 Zuschauer fassenden und ausverkauften Ulmer Stadion trotzdem. ,,Sie könnten auch in der Halbzeit weglaufen oder uns auspfeifen. Aber die haben sogar noch gejubelt“, sagte der Niederländer Hans van de Haar nach der Partie.
Am Dienstag dieser Woche, fast 19 Jahre später, waren in der Begegnung der Regionalliga Südwest gegen Elversberg 812 Zuschauer ins Donaustadion gekommen. Gejubelt haben sie zwar auch beim 1:0-Siegtreffer durch den Debütanten Felix Higl, ansonsten war die Stimmung auf der Haupttribüne ob der vielen Fehlpässe und Ungenauigkeiten im Spiel nach vorne durchwachsen – wobei die Ansprüche auf der Haupttribüne auch arg hoch hängen. Spatzen-Trainer Holger Bachthaler ließ seine Mannschaft mit nur einer Sturmspitze auflaufen, um so das Mittelfeld zu verdichten und die starken Elversberger vom Tor fernzuhalten. Das gelang auch, der SSV machte defensiv ein starkes Spiel. Nur im Angriff haperte es. Mit der Formation habe das aber nichts zu tun gehabt, betonte Bachthaler. Sonderlich defensiv sei diese nämlich nicht ausgerichtet gewesen. Tatsächlich schalteten sich auch die Außenverteidiger Marcel Schmidts und Tino Bradara ins Angriffsspiel mit ein und dennoch: „Die letzte Konsequenz und Klarheit im letzten Drittel geht uns ab“, erklärte Bachthaler. Grundsätzlich, das sagte er immer wieder, vertraue er seinen Stürmern.
Mit Walldorf könnte dafür nach den defensivstarken Mannschaften aus Offenbach, Homburg und Elversberg der nötige Aufbaugegner folgen. Nur der VfB Stuttgart II (43 Gegentore) und Stadtallendorf (42) mussten den Ball häufiger aus dem eigenen Netz fischen als die Walldorfer (41), die allerdings eine Saison spielen, die deutlich unter ihrem Anspruch liegt. Eine Garantie für viele Tore ist der Gegner also nicht. Auch Wormatia Worms’ Gegentore-Zähler steht bei 41 und gegen die Rheinland-Pfälzer erkämpften sich die Ulmer kürzlich ein knappes 1:0. Dieser Minimalismus ist ein treuer Begleiter der Spatzen in dieser Saison. In der oberen Tabellenhälfte gibt es genau ein Team mit negativer Tordifferenz und das ist die Mannschaft von Holger Bachthaler. Ihr höchster Sieg war ein 2:0 gegen die TSG Balingen am zweiten Spieltag, die meisten Treffer erzielte sie beim 3:2-Sieg gegen Steinbach Haiger. Mit fünf Toren ist Steffen Kienle immer noch der beste Schütze der Ulmer, gefolgt von Adrian Beck mit vier. Bezeichnend: Kienle laboriert seit Oktober an einem Kreuzbandriss und Beck wechselte im Winter nach Belgien. Dabei machen es die Ulmer, denen gegen Walldorf womöglich wieder David Braig und Christian Ortag fehlen werden, oft gut, besonders gegen die starken Gegner. Von Offenbach gab es Lob, von Mannheim und von Homburg genauso. Doch die Spatzen verloren alle drei Partien. Die Tore fehlten. Vielleicht hilft ja ein Blick auf das Bayer Leverkusen des Jahres 2000. Lokalsport NU

Schiedsrichter: Dennis Meinhardt (Flieden)
Aufrufe: 016.3.2019, 07:31 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Gideon ÖtingerAutor