2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Torschütze Tim Göhlert (li.) und Steffen Kienle in ungewohnter Verteidiger-Rolle bemühten sich in Mainz um Akzente.  Eibner
Torschütze Tim Göhlert (li.) und Steffen Kienle in ungewohnter Verteidiger-Rolle bemühten sich in Mainz um Akzente. Eibner
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SSV Ulm verpasst bei Schott Mainz den ersehnten Befreiungsschlag

Verkrampft und ohne Leichtigkeit - mit Bildergalerie

Unter dem Interims-Trainerduo Tobias Flitsch und Sven Ackermann verpasst der SSV Ulm 1846 Fußball beim 1:1 gegen Schott Mainz den ersehnten Befreiungsschlag. Auffällig waren spielerische und körperliche Defizite.

Verzagte Gemüter, geknickte Spieler – selten kam so wenig Freude über einen Punkt in der Fremde auf wie nach dem 1:1 (0:0) der Regionalliga-Fußballer des SSV Ulm 1846 beim Aufsteiger TSV Schott Mainz. Gegen einen mittelmäßigen Gegner musste Interimscoach Tobias Flitsch miterleben, woran es seiner Mannschaft mangelt: Sinnvolles Offensivspiel hat der SSV 46 zurzeit nicht zu bieten. „Wir wollten einen Befreiungsschlag landen. Aber die Leichtigkeit hat gefehlt, und wir haben verkrampft“, sagte Abwehrmann Tim Göhlert und räumte ein: „Die letzten Wochen sind nicht spurlos an uns vorüber gegangen.“

Fehlpässe und Missverständnisse charakterisierten die erste Halbzeit. Wie in den vergangenen Spielen offenbarten die verunsicherten Spatzen Probleme im Spielaufbau. In Strafraumnähe agierten sie zudem oft zu umständlich oder ließen bei den wenigen aussichtsreichen Angriffen die Konsequenz vermissen. Das Bemühen konnte man ihnen nie absprechen, eine gute Möglichkeit nahm die Elf auch mit in die Pause. Ardian Morina (17.) zögerte aber nach einem Zuspiel von Steffen Kienle zu lange. Dass es zum Wechsel torlos stand, hatten die Ulmer einzig Torhüter Holger Betz zu verdanken, der einige Mainzer Chancen entschärfte.

Etwas munterer wurde die Partie im zweiten Durchgang. Doch als man das Gefühl hatte, der SSV 46 würde sich einen Vorteil erkämpfen, kamen die Gastgeber durch einen überraschenden Weitschuss zum 1:0 (62.). Der unbedrängte Torschütze Manuel Schneider war Nutznießer einer kollektiven Unordnung im Ulmer Abwehrverband. Symptomatisch: Nur wenige Zeigerumdrehungen zuvor hatte Morina die große Möglichkeit zur Ulmer Führung. Anstatt das Spielgerät über den weit vor seinem Tor postierten Mainzer Schlussmann zu heben, schob er den Ball in dessen Arme.

Lobenswert: Der SSV 46 reagierte auf die Führung der Platzherren und wehrte sich gegen die Niederlage. „Das war das Positive, dass wir nach dem Rückstand zurückgekommen sind“, kommentierte Flitsch den am Ende schmeichelhaften Punktgewinn. Routinier Göhlert (71.) war mit einem Abstauber nach Vorlage von Thomas Rathgeber erfolgreich.

Was beim 1:2 gegen die Offenbacher Kickers auffällig war, setzte sich auf dem Kunstrasen in Mainz-Mombach fort. In der Schlussphase wirkten die Ulmer matt und müde, agierten ohne Leidenschaft. Der SSV 46 hat sein Gesicht und seine Spielweise aus der erfolgreichen Hinrunde der Vorsaison nicht bewahrt und ist weiter auf der Suche nach einem Profil. Der Motor des Spiels stottert. Dadurch fehlen den Angreifern die Anspiele, und die Abwehr gerät durch Ballverluste immer wieder unter Druck. Bei allem Willen mangelt es der Mannschaft an spielerischer Klasse.

All dies blieb Interimscoach Flitsch nicht verborgen. Allein der Spielplan – eine englische Woche steht jetzt an – lässt ihm wenig Handlungsspielraum. Der Nachfolger des zurückgetretenen Stephan Baierl will den SSV 46 schnell zurück in die Erfolgsspur führen und sich so dauerhaft als neuer Chefcoach empfehlen. Flitsch wird das Team „mindestens noch die nächsten zwei Partien übernehmen“, kündigte der Verein an. „Wir trauen ihm zu, an den richtigen Stellschrauben zu drehen“, äußerte sich Sportvorstand Anton Gugelfuß, der die Partie in Mainz verfolgte. Eine externe Lösung schließt er aber auch nicht aus.

Für Torschütze Göhlert steht fest: „Wir müssen den Punktgewinn wie einen Hallo-Wach-Effekt betrachten und zusehen, dass wir schnell die Kurve kriegen.“ Dazu besteht schon morgen (18.30 Uhr, Donaustadion) gegen die Reserve der TSG Hoffenheim beste Gelegenheit.

Aufrufe: 021.8.2017, 08:48 Uhr
SWP / Winfried VoglerAutor