2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Kein Spiel für Ästheten. Die Offenbacher im roten Trikot machten die Räume zu und Ulms Regisseur Vinko Sapina das Leben schwer.  EIBNER/Ralph_Lehmberg
Kein Spiel für Ästheten. Die Offenbacher im roten Trikot machten die Räume zu und Ulms Regisseur Vinko Sapina das Leben schwer. EIBNER/Ralph_Lehmberg

Spatzen nach 0:3 in Offenbach: Kämpfen allein genügt nicht

„Es hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen“

"Wenn du in Offenbach verlierst, dann waren sieben Wochen Vorbereitung Makulatur und alle Anstrengungen nicht viel wert.“ Sagte Holger Bachthaler, Trainer des SSV Ulm 1846 Fußball, vor dem Regionalliga-Hit zweier ehemaliger Bundesligisten bei Kickers Offenbach.

Nicht nur in die Vorbereitung hatten die Ulmer viel Schweiß und Anstrengungen investiert, sondern auch in das Spiel am Bieberer Berg. Die Spatzen rackerten, arbeiteten und kämpften von der ersten bis zur letzten Minute. Umso größer war nach der 0:3-Niederlage im ersten Pflichtspiel des neuen Jahres die Enttäuschung. So mancher im Ulmer Tross hatte nicht verstanden, warum man eigentlich verloren hatte. „Es hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen“, sagte Bachthaler nach der siebten Saisonniederlage seines Teams. Im Grunde genommen war es ein typisches 0:0-Spiel.

Von der ersten Minute an war die Begegnung von beiden Seiten heiß umkämpft, wobei die Ulmer das Geschehen zunächst dominierten. Doch die Offenbacher hielten dagegen, machten die Räume genauso dicht wie der SSV 46, so dass die Begegnung immer mehr zum Abnutzungskampf wurde.

In den entscheidenden Szenen allerdings hatten die Offenbacher „das Momentum auf ihrer Seite“, wie es Bachthaler ausdrückte. In der 52. Minute sah die Ulmer Defensive nicht gut aus, als Dren Hodja den Ball weit auf Ko Sawada passte. Der emsige Japaner, der neben ein paar schwachen auch viele gute Szenen hatte, spielte den Ball an Ulms herauseilendem Torhüter Christian Ortag vorbei und traf zur Offenbacher 1:0-Führung.

Aber die Ulmer gaben sich noch lange nicht geschlagen. Mit Ardian Morina und Vitalij Lux wechselte Bachthaler in der 62. und 68. Minute relativ früh zwei weitere Offensivspieler ein, und Florian Krebs agierte in der letzten Viertelstunde phasenweise mehr als Stürmer denn als Innenverteidiger. Was die Offenbacher zu Kontern nutzten. Deren beide Einwechselspieler Varol Akgüz (82.) und Kevin Ikpide (84.) wurden zu richtigen Jokern und trafen nach Vorlagen von Sakada und Jake Hirst zum 2:0 und 3:0.

Holger Bachthaler hatte mit einigen Personalien überrascht. So stand Ortag im Tor, obwohl er nach seiner Schulter-OP in den acht Vorbereitungsspielen keine einzige Minute dabei war und erst seit eineinhalb Wochen wieder das Trainingsprogramm bestreitet. „Er hat dort einen sicheren Eindruck gemacht“, begründete Co-Trainer Herbert Sailer, weshalb der 24-Jährige nach Absprache mit Torhüter-Trainer Holger Betz ins kalte Wasser geworfen wurde. Beim Offenbacher 2:0 hatte Ortag noch die Finger am Ball. Doch letztlich war die Torhüter-Personalie nicht ausschlaggebend für das Endresultat.

Überraschend nur auf der Ersatzbank saß, auch aus privaten Gründen, zunächst Vitalij Lux, der mit viel Selbstvertrauen vom Asien-Cup an die Donau zurückgekehrt war. Die Ulmer agierten mit einem in der Vorbereitung geprobten 4-2-3-1-System, wobei die Rolle des einzigen Stürmers David Braig zufiel. Der mühte sich wie alle seine Kollegen, doch auch ihm fehlte es an Durchschlagskraft. Mit der Hereinnahme von Lux stellte Bachthaler auf ein 4-4-2 um. Doch auch diese Maßnahme fruchtete nichts. Offenbachs Torhüter Daniel Endres musste während des gesamten Spieles nie ernsthaft eingreifen.

Noch am ehesten für Gefahr für den OFC, bei dem der aus der siebten Liga in der Winterpause gekommene Stürmer Moritz Reinhard die Position des zurückgetretenen Ex-Ulmers Florian Treske einnahm, sorgte Ulms Mittelfeldspieler Albano Gashi. Sein Schuss in der 51. Minute ging links über das Tor, ein zweiter Versuch in der 74. Minute blieb im dichtbevölkerten Strafraum hängen, und der Nachschuss von Florian Krebs ging ebenfalls drüber.

Einen Bärendienst erwies Luigi Campagna, der in der 9. Minute aus nichtigem Anlass seine siebte gelbe Karte in dieser Saison sah, seiner Mannschaft. Der emotionale Italiener wandelte gegen Ende der ersten Halbzeit nahe am Platzverweis und musste von einem Teamkollegen an einer möglichen Tätlichkeit gehindert werden. Bevor es Schiedsrichter Marcel Gasteier tat, schickte ihn Bachthaler zur Halbzeit vom Platz.

Mit 25:28 Toren weist der auf Tabellenplatz sieben zurückgefallene SSV 46 nun eine negative Trefferbilanz auf. „Wir wissen, dass die Ulmer bei eigenem Ballbesitz so ihre Probleme haben“, benannte Offenbachs Trainer ein Manko der Gäste, denen das kreative Moment und die Torgefahr fehlte und die am Bieberer Berg auch hinten nicht sattelfest waren. Die Offenbacher agierten für eine Heimmannschaft relativ weit zurückgezogen, ließen Ulms Regisseur Vinko Sapina keinen Raum zur Entfaltung und konterten die Gäste vor 5561 Zuschauern im eigenen Stadion aus.

Aufrufe: 025.2.2019, 08:24 Uhr
SWP / Von Gerold KnehrAutor