Die Materie dürfte ihm kaum Probleme bereiten. Leichtle hat zum Thema „Insolvenzverfahren bei Sportvereinen“ promoviert und er sagt: „Der Insolvenzantrag ist ein Schritt, der den Verantwortlichen des Vereins nicht leicht gefallen ist. Aber nur dieser Schritt eröffnet überhaupt die Möglichkeit, dass der Verein wieder auf gesunde Füße kommen kann.“
Innerhalb von drei Monaten wird bei einer Insolvenz in aller Regel entschieden, ob im besseren Fall das Verfahren eröffnet wird oder ob eben nichts mehr zu retten ist. Genau so lange bekommen die Spieler und anderen Angestellten auch ihr Insolvenzgeld.
Aber so viel Zeit haben die Ulmer eigentlich nicht. Nur wenn bis zum 30. Juni Klarheit herrscht, gibt es zumindest eine theoretische Chance, dass die Mannschaft in der kommenden Saison in der Oberliga Baden-Württemberg spielt. Diese Perspektive kennt auch Leichtle und er will sie nutzen. „Allen muss aber klar sein, dass dieses Ziel sehr, sehr sportlich ist“, stellte der erfahrene Sanierer fest. Nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen wünscht sich der Insolvenzverwalter ansonsten in erster Linie Ruhe im Ulmer Fußball: „Der Verein muss jetzt an erster Stelle stehen. Alle Beteiligten müssen konzentriert an der Rettung mitwirken.“
Offen ist weiterhin, was nach der Insolvenz mit der Jugend passiert. Eine immer wieder kolportierte Rückkehr zum Hauptverein ist zwar möglich, aber mitnichten ausgemachte Sache. „Wir sind bereit zu Gesprächen mit offenem Ausgang“, sagte Willy Götz, der Präsident des SSV Ulm 1846: „Aber das wird nicht einfach und bisher hat man uns auch nur zwischen Tür und Angel angesprochen. Eine offizielle Anfrage gibt es nicht und ohne eine Befragung der Mitglieder würden wir so eine Entscheidung auch nicht treffen.“
Unterdessen hat der Ausverkauf der aktiven Mannschaft bereits begonnen. Johannes Reichert verlässt nach 18 Jahren bei den Spatzen den Verein und spielt künftig für die U23 des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern.