2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
„Nach sieben Spieltagen war schon klar, dass es nicht nach oben reicht“: Anton Gugelfuß, Vorstandsmitglied des SSV Ulm 1846 Fußball.
„Nach sieben Spieltagen war schon klar, dass es nicht nach oben reicht“: Anton Gugelfuß, Vorstandsmitglied des SSV Ulm 1846 Fußball.
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Jetzt hat der Pokal Priorität

Spatzen Sportvorsitzender Anton Gugelfuß spricht über die Saison und über Geld

Ulm - Der SSV Ulm 1846 Fußball steckt in der Winterpause und während sich die Spieler von den Partien erholen, kommen auch die Vorsitzenden zu Ruhe – soweit es eben geht. Anton Gugelfuß, der sich im Spatzen-Vorstand um die sportlichen Belange kümmert, steuert jedenfalls auf ein etwas ruhigeres Weihnachten zu als noch vor einem Jahr. Damals kümmerten sich er und Trainer Holger Bachthaler allein um die Kaderplanung im Winter, dieses Jahr gibt es da aber noch den sportlichen Leiter Stephan Baierl, der die beiden entlastet. So stellt sich die Frage, was sich in den kalten Wintermonaten am Kader ändert und wie Gugelfuß auf die bisherige Saison zurückblickt.

Fazit: „Nach sieben Spieltagen war klar, dass es nicht nach oben reicht“, sagt Gugelfuß. Grund dafür war ein holpriger Saisonstart gegen starke Teams, der der Mannschaft in den Knochen hing. „Wir mussten die Schwankungen rausbekommen, aber jetzt ist die Festigkeit vorhanden.“ Ob der Mannschaft die Qualität für ganz oben fehlt? „Das möchte ich so nicht ausdrücken“, sagt Gugelfuß. „Die Qualität ist da, nur die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss fehlt etwas.“ Man sehe, dass die Mannschaft das Spielsystem (hoher Druck, schnelles Spiel nach vorn) immer besser verinnerlicht hat. Auf Platz fünf überwintern die Spatzen. Trotzdem hatte der durchwachsene Saisonstart Folgen: Die Fans waren enttäuscht, weil schnell klar war, dass der ersehnte Aufstieg weiter auf sich warten lassen würde. Eine Folge war, dass das Donaustadion besonders in den Wochen vor der Winterpause kaum über die 1000-Zuschauer-Marke sprang. „Daran sind wir selber schuld“, so Gugelfuß. Denn das Interesse am Verein sei weiter groß. Nur die Resultate passten lange nicht. Außerdem bittet Anton Gugelfuß um mehr Geduld mit seinen Spatzen. Der Verein stecke mitten in der Entwicklung und der Aufstieg in Liga drei sei ein „riesen Schritt“. Einen Zeitplan für den Sprung nach oben gebe es intern nicht, erklärt Gugelfuß. „Im Sport ist nichts planbar.“

Kader: Den Ulmern wird oft und nicht ohne Grund vorgeworfen, dass der Kader sehr groß ist. Gugelfuß sagt: „Das mit dem Kader stimmt nur dann, wenn wir keine Verletzten haben.“ Tatsächlich wurde Ulm von schweren Ausfällen in dieser Saison bislang verschont und so standen einige neue Spieler wie Michael Heilig (kam vom FC Memmingen), Lukas Lämmel (VfR Aalen) oder Gökalp Kilic (FC Heidenheim) oftmals nicht im Kader, weil das Stammpersonal stark ist. Abgeben können und wollen die Spatzen diese jungen Spieler allerdings nicht. „Das sind junge Leute, die wir aufbauen möchten“, erklärt Gugelfuß. In der Regionalliga herrscht die U23-Regel, die besagt, dass im Kader jedes Teams pro Spiel vier U23-Kicker mit deutschem Pass stehen müssen. Sie abzugeben ist keine Option. Ohnehin werden die Ulmer im Winter niemandem einen Abschied ans Herz legen, verrät Gugelfuß. „Es kann sein, dass einer weggeht, aber wir schicken niemanden weg.“ Gleichzeitig wollen die Spatzen aber auch niemand neues holen. Vor kurzem statteten sie drei A-Jugendspieler mit Verträgen aus, die auch schon mit den Profis trainieren, aber für den Kader wohl erst in der kommenden Saison eine Rolle spielen werden: Marvin Seybold, Valentin Hafner und Tim Bayer.

Finanzen: Die Spatzen sind in der Regionalliga nicht dabei, um nur mitzuspielen, erfolgreich soll es auch sein. „Wir haben uns jedes Jahr etwas höhere Ziele gesetzt“, sagt Gugelfuß. Das kostet Geld. Der Trainer- und Betreuerstab ist nun angemessen groß, Florian Krebs in der Mannschaft der einzig verbliebene Nicht-Profi (Lennart Stoll studiert nebenher) und auch in der Verwaltung haben die Spatzen aufgerüstet. In Kombination mit den niedrigen Zuschauerzahlen und fehlenden Eintrittsgeldern im ersten Teil der Saison hinterließ das Spuren: „Wir können uns nur weiterentwickeln, wenn wir die nötigen Mittel dazugewinnen – entweder über mehr Zuschauer oder über Sponsoren und Investoren bei der geplanten Ausgliederung“, so Gugelfuß. Mit Husqvarna haben die Spatzen außerdem seit Anfang November einen Haupttrikotsponsor, der die SWU ablöste. „Das hilft uns schon“, sagt der Sportvorsitzende. Allerdings sprang das Unternehmen eben erst später im Jahr ein.

Ausgliederung: Ein wichtiges Instrument zum wirtschaftlichen Arbeiten wäre die Ausgliederung der Profi-Abteilung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), an der Investoren rein theoretisch einen Anteil von 100 Prozent halten könnten. Geschäftsführend wäre eine bereits bestehende GmbH. Die Ausgliederung hatte sich aber seit dem ersten Ja der Mitglieder im März 2018 immer wieder verzögert. „Unterm Strich muss ich sagen: Wir haben das Prozedere unterschätzt“, sagte Gugelfuß Anfang des Jahres. Im kommenden Januar soll auf einer Mitgliederversammlung der endgültige Beschluss fallen und dann könnte im Februar notariell alles eingetütet werden, wenn die Verantwortlichen schnell sind. Die Ausgliederung könnte so rückwirkend zum 1. Juli 2019 gelten. Ihre Vorteile: Der Kernverein wäre finanziell abgesichert, falls es bei den Profis Geldprobleme geben sollte und die Profiabteilung könnte ganz anders wirtschaften als derzeit, weil die Gemeinnützigkeit wegfallen würde.

Nachwuchsleistungszentrum: Die nächste Baustelle, die schon länger bei den Ulmern in der Mache ist, ist das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). Dabei arbeiten die Verantwortlichen immer noch an der Akkreditierung des Deutschen Fußballbundes (DFB). Nur: Die Richtlinien dafür haben sich kürzlich verschärft. Beispielsweise sind vier Festangestellte für die Führung gefordert. Für einen Verein wie Ulm ist das eine große Hürde. Noch ist unklar, ob durch die gestiegenen Anforderungen auch die Zuschüsse des DFB steigen, das würde es den Ulmern erleichtern. Trotzdem sei es „nach wie vor der feste Plan“, das NLZ aufzubauen. Allerdings hat der Vorstand laut Gugelfuß ohnehin nicht damit gerechnet, vor Ende 2020 die Akkreditierung in der Tasche zu haben.

Ziele:Weil die Spitze der Tabelle für die Spatzen nur sehr schwer zu erreichen sein wird, gilt das Hauptaugenmerk der Verteidigung des WFV-Pokals: „Die wird aber schwer genug“, findet Anton Gugelfuß. Mit Großaspach ist noch ein Drittligist im Wettbewerb und mit Göppingen oder Ravensburg auch starke Oberligisten. Die Titelverteidigung würde die erneute Qualifikation für den DFB-Pokal bedeuten – dann im dritten Jahr in Folge.



Aufrufe: 013.12.2019, 05:43 Uhr
Gideon ÖtingerAutor