2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
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Gugelfuß: Irgendwann muss eine Fußball-Arena nach Ulm

Der Präsident des SSV Ulm 1846 Fußball im großen Interview

Anton Gugelfuß hat dem SSV Ulm 1846 Fußball in seiner Rolle als Vereinspräsident neuen Schwung gegeben. Im „cityStories“-Jahresinterview spricht er über die Pläne für ein neues Stadion, die Ausgliederung des Vereins und neue Transfers im Winter.

Herr Gugelfuß, das Jahr verlief für den SSV Ulm 1846 Fußball überaus erfolgreich. Was war Ihr persönliches Highlight 2018?

Anton Gugelfuß: Das war sicherlich der Sieg gegen Eintracht Frankfurt in der ersten Runde des DFB-Pokals. Nach dem Spiel stand das Donaustadion Kopf und die ganze Stadt und die Region waren im Freudentaumel. Das waren wirklich besondere Momente.

Neben dem Pokalcoup feierte der SSV auch in der Regionalligaeinen Erfolg. Im Sommer hielt das Team souverän die Klasse.Dabei galten die Ulmer Anfang 2018 noch als Abstiegskandidat.

Zu Beginn der vergangenen Saison hatten wir enormesVerletzungspech. Es sind gleich sechs, sieben Spieler ausgefallen,die zum Stammkader gehörten. Außerdem war die Qualität desKaders in der Breite noch nicht so gut besetzt, wie es jetzt der Fallist. So haben wir die ersten Spiele verloren und waren in einerschlechten Ausgangsposition. Zum Glück konnten wir uns dannstabilisieren. Das lag auch an unserem damaligen Trainer TobiasFlitsch.

Trotzdem entschlossen Sie sich, Tobias Flitsch zur Saison 18/19 zuersetzen. Wie hat Herr Flitsch diese Entscheidung aufgenommen?

Natürlich war er im ersten Moment enttäuscht. Aber letztendlichhat auch er den Schritt verstanden. Unser Ziel ist es, irgendwannhöherklassig zu spielen. Da brauchen wir eben einen Profi-Trainerin Vollzeit mit der Fußballlehrerausbildung.

Da sind Sie mit Holger Bachthaler fündig geworden. Wie ist derKontakt zu ihm entstanden?

Ich kenne Holger und seinen Vater bereits seit mehr als dreißigJahren. Wir waren immer wieder in Kontakt. Daher war es mireigentlich klar, dass Holger irgendwann den SSV trainieren wird.

Unter der Leitung von Holger Bachthaler spielten die Spatzen einesehr erfolgreiche Hinrunde. Haben Sie nicht Angst, dass derErfolgstrainer im kommenden Jahr abgeworben wird?

Nein, das habe ich nicht. Holger hat bei uns einen festen Vertrag,der bis Sommer 2021 läuft. Und ich weiß von ihm, dass auch ihmdie Entwicklung von Verein und Mannschaft gefällt. Daher planenwir fest mit ihm.

Die Einnahmen aus dem DFB-Pokal brachte mehr als eine halbeMillion Euro in die Kasse. Kann der SSV in der Winterpause einenKönigstransfer landen?

Natürlich beobachten wir den Spielermarkt ständig. Aber wirverspüren momentan nicht den Zwang, einen neuen Spieler zuverpflichten. Hätten wir gegen Waldhof Mannheim und die TSGBalingen Punkte mitgenommen, müssten wir jetzt nach einemStürmer Ausschau halten, um den Ausfall von Steffen Kienle zukompensieren. Aber so sind wir realistisch gesehen neun Punktehinter dem Aufstiegsplatz und haben auch noch ganz andereBrandherde, die wir dringend löschen müssen.

Zum Beispiel?

Wir bauen gerade ein Nachwuchsleistungszentrum, das wir imApril 2019 eröffnen wollen. Das allein kostet knapp drei MillionenEuro. Dazu müssen wir die Administration des ganzen Vereins aufsLaufende bringen. Das sind Investitionen, die hinter den Kulissenpassieren und von denen der Fan nicht viel mitbekommt. Trotzdemsind sie notwendig, um ein starkes Fundament zu errichten. Sonstist Profifußball in Ulm nicht möglich.

Gehört zu diesem Fundament auch ein neues Stadion?

Ich denke, der Fußball hat sich in den vergangenen zwanzig Jahrenenorm entwickelt. Die ersten drei Ligen sind medialdavongaloppiert, es gibt immer mehr Nachwuchsleistungszentrenund überall sind kleine Fußball-Arenen entstanden. Das bedeutetauch, dass die Zuschauer mittlerweile Fußballspiele als Event sehen– mit günstigen Park- und Anreisemöglichkeiten sowie einemausgedehnten Hospitality -Bereich. Wenn ein Klub das bietet,kommen die Zuschauer.

Außerdem ist die Event-Atmosphäre und Stimmung in einerkleinen Fußball-Arena eine komplett andere, als in einem weitenLeichtathletikstadion. Der 1. FC Heidenheim nimmt mit seinerVoith-Arena jedes Jahr allein mit Dauerkarten mehrere MillionenEuro ein – und dort ist dieses Geld auf dem Konto, wenn noch keinBall in der Liga gespielt ist. Das sind Einnahmen, die dem SSV mitdem Donaustadion momentan entgehen.

Sind die Pläne für eine neue Arena schon konkret?

Nein, dafür sind wir bodenständig genug. Denn für so ein Projektbrauchen wir die Stadt und zahlungskräftige Sponsoren. Unddenen muss man nach drei Insolvenzen erst wieder beweisen, dassin der Friedrichsau anständig, kontinuierlich und fleißig gearbeitetwird. Aber irgendwann muss es das Ziel sein, eine kleine Fußball-Arena in Ulm zu errichten.

Mit diesem Plan geht fast zwangsläufig der Aufstieg in die Dritte Liga einher. Wann wollen sie diesen erreichen?

Dafür haben wir uns keine zeitliche Schiene gesetzt. Grundsätzlich schicken wir unsere Spieler auf den Platz, damit sie Partien gewinnen. Doch wir wissen auch, wie schwierig der Aufstieg ist. Gerade in der Regionalliga Südwest, wo Vereine wie Waldhof Mannheim, Kickers Offenbach und der 1. FC Saarbrücken mit Budgets arbeiten, die fast doppelt so hoch wie unser Etat sind.

Da würde eine neue Aufstiegsregelung für die Regionalligisten helfen.

Grundsätzlich finde ich die Idee einer Relegation spannend und gut. Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass in jeder Liga mindestens der Meister aufsteigen muss. Und dafür werde ich mich bei der nächsten Managertagung der Regionalligisten auch einsetzen.

Jetzt neigt sich das Jahr dem Ende zu. Was sind die Ziele des SSV Ulm für 2019?

Wie bereits angesprochen, hat das Nachwuchsleistungszentrum eine hohe Priorität. Der DFB-Präsident Reinhard Grindel hat mir sogar zugesichert, zur Einweihung am 12. April extra nach Ulm zu kommen. Daneben wollen wir die Ausgliederung des Vereins in eine Kapitalgesellschaft weiter vorantreiben.

Das gibt uns die Möglichkeit, Entscheidungen schneller zu treffen und den Verein „insolvenzsicher“ zu machen. Aus sportlicher Sicht ist es das vorrangige Ziel, den WFV-Pokal zu verteidigen und damit wieder in den DFB-Pokal einzuziehen. Aber auch die Regionalliga und die Tabellensituation haben wir noch nicht aufgegeben!

Aufrufe: 022.12.2018, 07:33 Uhr
Christian und Alexander Kern | Citystories UlmAutor