2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Der FC Saarbrücken spielt in der kommenden Saison nach sechs Jahren mal wieder in der 3. Liga. Zu verdanken hat das der Klub dem Abbruch der laufenden Saison in der Regionalliga Südwest. Am Dienstagabend gab die Liga das Saisonende bekannt.
Der FC Saarbrücken spielt in der kommenden Saison nach sechs Jahren mal wieder in der 3. Liga. Zu verdanken hat das der Klub dem Abbruch der laufenden Saison in der Regionalliga Südwest. Am Dienstagabend gab die Liga das Saisonende bekannt. – Foto: Thomas Frey/dpa

Endlich Klarheit

Die Saison ist für die Ulmer Spatzen offiziell beendet, Saarbrücken ist Meister +++ Jetzt richtet sich der Blick auf die nächste Saison, für die schon ein Termin im Raum steht +++ Doch da ist noch die Sache mit dem WFV-Pokal

Der DFB-Bundestag am 25. Mai wird noch lange nachhallen. Nicht nur wegen seiner rein digitalen und deshalb bislang einzigartigen Präsentation, sondern insbesondere auch wegen der Inhalte, die so wichtig für die Fußballwelt waren wie selten zuvor. Die Ergebnisse werden die Branche jedenfalls noch einige Zeit lang beschäftigen und hatten bereits Folgen. Auch für den SSV Ulm 1846.

Nachdem am Montag entschieden worden war, dass die 3. Liga fortgesetzt werden soll und die zuständigen Verbände einen Aufsteiger aus der vierten Liga bestimmen dürfen, wenn sie sich zu einem Abbruch entschließen sollten, hat die Regionalliga Südwest am Dienstagabend ihre Saison zum Stichtag 30. Juni beendet. Das sorgte einerseits für Erleichterung bei den Viertligisten, die seit Wochen auf eine Entscheidung warten mussten. Andererseits sorgte es für pure Begeisterung. Durch die Entscheidung der Liga-Verantwortlichen, den Aufsteiger in die 3. Liga mit der Quotienten-Regelung zu bestimmen, war klar, dass der FC Saarbrücken in der kommenden Saison in der dritthöchsten deutschen Spielklasse antreten wird. Dass es Saarbrücken verdient hat, daran zweifelt niemand in der Liga. Mit sechs Punkten Vorsprung thront der FCS an der Tabellenspitze. Stephan Baierl, Sportlicher Leiter des SSV Ulm 1846, sagte der Neu-Ulmer Zeitung: „Saarbrücken ist völlig zurecht aufgestiegen, es war in dieser Saison in allem ein Stück weiter als die anderen Teams.“ Auch am anderen Ende der Tabelle gibt es Grund zur Freude, selbst wenn die teilweise mit Augenreiben garniert sein dürfte: Absteiger wird es nämlich keine geben, was auch zur Folge hat, dass das Schlusslicht RW Koblenz mit null Siegen und fünf Punkten aus 22 Spielen in der Liga bleiben darf.

In der kommenden Saison wird es folglich eng im Spielplan: Dadurch, dass es vier Aufsteiger aus der Oberliga geben wird (den VfB Stuttgart II, Eintracht Stadtallendorf, Hessen Kassel und Schott Mainz) und mit Sonnenhof Großaspach ein württembergisches Team abstiegsgefährdet in der 3. Liga spielt, könnte die Regionalliga Südwest auf 22 Teams anschwellen. Als möglicher Starttermin für die kommende Spielzeit gilt der 1. September. Bis dahin sind es noch drei Monate und in denen wird sich zeigen müssen, ob es überhaupt realistisch ist, zu dem Zeitpunkt einen Spielbetrieb zu starten. Geisterspiele kommen für die Regionalligisten aber nicht infrage: „Das lehnen alle ab“, sagt Stephan Baierl. „Die Atmosphäre von Geisterspielen hat ja nichts mit normalem Fußball zu tun.“ Dazu kommt, dass Geisterspiele für Amateurklubs, zu denen Regionalliga-Teams auf dem Papier zählen, Verlustgeschäfte bedeuten. Fernseheinnahmen, der treibende Faktor hinter den Öffnungen der ersten und zweiten Bundesliga, gibt es in der vierten Liga nicht und so müssten Klubs durch die Organisationskosten von Geisterspielen am Ende draufzahlen. Für Sponsoren sind Partien ohne Zuschauer auch uninteressant, weil es dann keine Adressaten für die Stadionwerbung gibt. Noch bleibt der Liga und den Vereinen aber Zeit, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen. Baierl ist jedenfalls optimistisch, dass sich etwas in den nächsten Wochen tun wird: „Es wird eine Lösung geben.“ Er kann sich beispielsweise vorstellen, Zuschauer mit Abstand über das ganze Donaustadion zu verteilen. Mit Platz für 18.000 Zuschauer gebe es dafür genügend Fläche in der Heimspielstätte des SSV.

Ein bisschen klingen solche Gedanken aber noch nach Zukunftsmusik, erst mal ist für den Sportlichen Leiter wichtig, dass es jetzt Klarheit gibt, dass die Saison vorbei ist. Auch die Spatzen hatten sich für einen Abbruch ausgesprochen. „Wir hätten uns das Ergebnis früher gewünscht, aber die Verbände haben sich sehr bedeckt gehalten.“ Abgesehen vom bayerischen Verband BFV haben andere Organisationen lange mit einer Entscheidung gewartet, da sie Klagen und Regressforderungen im Falle eines Saisonabbruchs fürchteten. Mit seiner Entscheidung, die laufende Saison am 1. September fortzusetzen, steht der BFV nun aber ziemlich alleine da. Es ist wahrscheinlich, dass sich auch daran in den nächsten Tagen und Wochen etwas ändern wird.

Damit zeichnet sich langsam aber sicher ein Ende des fußballerischen Flickenteppichs in der Bundesrepublik ab, ein weiterer wichtiger Punkt ist aber noch unklar: Wie es mit den Verbandspokalen weitergeht. Der württembergische Fußballverband WFV möchte seinen Pokal gerne zu Ende spielen. Es hängen viel Prestige und Sponsorendeals daran. Wer das Turnier gewinnt, spielt im DFB-Pokal, die Finalspiele aller Verbandswettbewerbe werden live im TV im Rahmen des „Finaltags der Amateure“ übertragen. Es soll jedes Jahr eine Würdigung der „Kleinen“ sein, was auch dem DFB wichtig ist, weil der von den Amateurklubs nicht als der Wohltäter betrachtet wird, als der er sich selbst gerne sieht. Für die Ulmer Spatzen wäre es zwar nicht unwichtig, ihren Titel im WFV-Pokal zu verteidigen, Stephan Baierl ist aber skeptisch, ob die restlichen Spiele überhaupt stattfinden werden. Er sieht vor allem ein Zeitproblem. Optimalerweise müssten die Pokalspiele vor dem 30. Juni stattfinden, danach enden Spielerverträge und das Mannschaftsgefüge der Teilnehmerklubs ändert sich. „Ich weiß nicht, ob sich der WFV damit einen Gefallen tut.“ Zudem trainieren die Spatzen derzeit in Kleingruppen ohne Körperkontakt, an einen Spielbetrieb sei deshalb nicht zu denken. Somit hofft Stephan Baierl, dass sich die Vorgaben wenigstens im Training in naher Zukunft etwas lockern, die aktuelle Situation sei nicht zufriedenstellend.

Es scheint also, als richtete sich der Blick der Ulmer vor allem auf die kommende Saison. Kürzlich gaben sie mit Lukas Kiefer den ersten Neuzugang bekannt. Im Internet wird spekuliert, dass Ulm Interesse am Uerdinger Torhüter René Vollath hat. Das wollte Baierl aber nicht kommentieren.

Mehr Lokalsport gibt es unter www.nuz.de

Aufrufe: 028.5.2020, 17:19 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Gideon ÖtingerAutor