2024-05-10T08:19:16.237Z

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Die Ulmer Spatzen wollen langfristig in einer reinen Fußball-Arena spielen. (Foto: Horst Hörger)
Die Ulmer Spatzen wollen langfristig in einer reinen Fußball-Arena spielen. (Foto: Horst Hörger)

Ehwürdig, aber alt

Ulmer Spatzen wollen eine eigene Arena

Ulm - Die Vorstellung, die Profis des SSV Ulm 1846 Fußball würden in einem eigenen Stadion spielen, in einer reinen Fußball-Arena, ohne Laufbahn, irgendwo in Ulm oder drumherum, die klang lange Zeit abwegig. Nach drei Insolvenzen, der sportlichen Pendelei zwischen der Ober- und Regionalliga sowie Platzierungen im Tabellenmittelfeld hörte sich die Idee eher nach Tagträumerei an als nach einer Vision, die irgendwann Wirklichkeit werden könnte. Bis jetzt, denn nun wurde aus der Tagträumerei immerhin eine Projektentwicklungsgesellschaft, die ein Ziel hat: tatsächlich eine Arena für den SSV Ulm 1846 Fußball zu bauen.

Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, Vorstandsmitglied Thomas Oelmayer sprach am Freitag von einem Zeitraum von „fünf bis acht Jahren“ und selbst der sei noch „sehr ambitioniert“. Schließlich steht zunächst erst mal nur die Gründung der Projektgesellschaft auf dem Plan. Der Aufsichtsrat der nach der Ausgliederung der Profi-Abteilung neu geschaffenen SSV Ulm 1846 Fußball GmbH & Co. KGaA hat der Gründung immerhin schon zugestimmt, jetzt fehlt noch das Okay des Kernvereins der Fußballer. Oelmayer geht aber davon aus, dass es keine Einwände dagegen geben wird. Fragen wie die nach dem Standort können also erst danach angegangen werden, was Oelmayer aber nicht daran hindert, schon ein paar Ideen zu präsentieren. Demnach könne er sich die Arena gut in der Nähe der A 8 vorstellen, im Alb-Donau-Kreis oder sogar in Neu-Ulm. Dass ein Klub, der offiziell als Ulmer Verein firmiert, auf bayerischem Gebiet spielen kann, machen ja schließlich die Bundesliga-Basketballer von Ratiopharm Ulm vor. „Was die können, können wir auch“, sagt Oelmayer.

Was Ratiopharm Ulm kann, nämlich in einer Profiliga spielen, können die Ulmer allerdings noch nicht. Die Regionalliga Südwest gilt offiziell noch als Amateurklasse, was in der Realität aber kaum noch so ist, weil die meisten Vereine ihre Strukturen professionalisiert haben. Dem Spatzen-Vorstand ist bewusst, dass ein neues Stadion nur dann Sinn ergibt, wenn seine Mannschaft aus der vierten Liga in die dritte Liga aufsteigt. „Parallelität von Erfolg und Struktur“, nennt das Thomas Oelmayer. Soll heißen: Für die Regionalliga würde das Ulmer Donaustadion genügen, für die 3. Liga allerdings nicht, was nichts mit dem eigenen Anspruch der Ulmer zu tun hat, sondern schlicht mit den Vorgaben des Deutschen Fußballbundes DFB. Er organisiert die 3. Liga, während die Regionalliga vom württembergischen Verband ausgetragen wird. Dessen Vorgaben sind weitaus lockerer als die des DFB für den Spielbetrieb in Deutschlands dritthöchster Spielklasse. Ulms Donaustadion kann da nicht mithalten. Es fehlt unter anderem eine Rasenheizung, das Flutlicht ist nicht standesgemäß und auch in Sachen Sicherheit hält der Bau den strengen Blicken der DFB-Ordnungshüter nicht stand. Will der SSV also aufsteigen, gibt es in Sachen Stadion zwei Optionen: erstens eben einen Stadionneubau oder zweitens eine teure Sanierung des Donaustadions, die jedoch nicht zielführend wäre, weil so eine Sanierung ins Geld ginge und die Spatzen ohnehin nicht arg begeistert sind von ihrer Spielstätte. „Das Donaustadion ist und bleibt ein Leichtathletik-Stadion“, sagt Oelmayer. Die Laufbahn schluckt einiges an Stimmung. Eine Sanierung, die von den Leichtathleten gefordert wird und für die es vonseiten der baden-württembergischen Landespolitik zuletzt positive Signale gab, würde daran nichts ändern, denn sie beträfe eben hauptsächlich die Leichtathleten. Und die brauchen keine Rasenheizung oder ein modernes Flutlicht.

All diese Überlegungen sind aber noch rein theoretischer Natur, denn noch spielen die Fußballer in der Regionalliga. Doch auch bei dem Thema kommt Bewegung ins Spiel. Am Freitag hat der Vorstand des SSV einen Drei-Jahres-Plan für den Aufstieg vorgelegt. Der ist nicht weniger ambitioniert als die Arena-Pläne, allerdings gibt es schon Belege dafür, dass zumindest strukturell ein gutes Fundament gelegt wurde. Mit Robert Straub und Jürgen Baumgärtner haben die Spatzen zwei Investoren gefunden, die zusammen 30 Prozent der Aktien der KGaA halten. Über 3,4 Millionen Euro Eigenkapital verfügt die KGaA, zwei Millionen stammen von den Investoren. Für das Geschäftsjahr 2020/21, das von Juli 2020 bis Juni 2021 läuft, planen die Spatzen mit einem Etat von drei Millionen Euro. In Transfers wie von Anton Fink oder Niclas Heimann, beides gestandene Profis, kann man schon erste Blüten des neuen Ulmer Anspruchs erkennen. „Wir wollen angreifen“, sagt Sportvorstand Anton Gugelfuß.

Aufrufe: 08.8.2020, 08:09 Uhr
Gideon ÖtingerAutor