2024-04-16T09:15:35.043Z

FuPa Portrait
Dieter Simon (links) im Trikot seines Heimatvereins SSV Ulm 1846 in einem Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken.
Dieter Simon (links) im Trikot seines Heimatvereins SSV Ulm 1846 in einem Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken. – Foto: Imago/Ferdi Hartung

Der SSV Ulm war immer sein Verein

Ein Freistoß von Dieter Simon konnte für die Gegenspieler eine schmerzhafte Angelegenheit sein +++ Dem Fußball ist er immer noch verbundenrn

Wenn Dieter Simon zum Freistoß antrat, taten die gegnerischen Spieler gut daran, sich zu schützen. Denn der Mittelfeldspieler des SSV Ulm 1846 hatte vor allem mit seinem berüchtigten linken Fuß einen mächtigen Bums und erzielte – nicht nur – mit seinen Freistößen zahlreiche Tore. Es sei denn, der Ball landete in der Mauer. Dann tat es weh.

Heute ist „Saimen“, dessen Name von den Fans gerne englisch ausgesprochen wurde, 58 Jahre alt, er hat im linken Knie drei Operationen und im rechten eine hinter sich. Dieter Simon ist aber noch so fit, dass er vor Corona gelegentlich noch bei den Ulmern ins Altherren-Training ging. Dort traf er dann alte Fußball-Kameraden wie Günther Berti, Hans-Peter „Eise“ Steck oder Viktor Lopez.

Auch wenn einst für Dieter Simon bei den Spatzen nicht alles nach Wunsch lief, so war der SSV Ulm 1846 doch immer sein Verein. Sicher hatte er den Traum, einmal in der Bundesliga zu spielen. „Aber nur mit den Ulmern“, sagt Simon rückblickend. Für diesen Verein schlug halt immer sein Herz. Er hätte wohl sogar Borussia Mönchengladbach einen Korb gegeben, obwohl er von jeher Fan der „Fohlen“ war: „In guten wie in schlechten Zeiten.“

Aus der Bundesliga gab es keine Anfragen, aus der 2. Liga wohl

Aber es gab auch nie Angebote aus der Ersten Bundesliga, wohl aber Anfragen aus der Zweiten. Nämlich in den späten 80er und frühen 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in denen Simon den Höhepunkt seiner Karriere erlebte. „Herausragend für mich war 1986 unser Aufstieg in die zweite Liga“, sagt der ehemalige Freistoßspezialist rückblickend. Gerne erinnert er sich aber auch an die Spiele, die er mit der württembergischen Auswahl bestritten hat, wobei ihm eine zehntägige Nordafrika-Reise mit Partien gegen Marokko, Algerien und Tunesien besonders nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist. Und die Pokalspiele gegen Borussia Dortmund mit den zwei nicht gegebenen Toren für Ulm (1:3), den 1. FC Kaiserslautern, das erst in der Verlängerung verloren ging, und das 5:2 gegen den FC St. Pauli. Das ist alles sehr lange her, aber Simon noch gut in Erinnerung.

Als Bub spielte Dieter Simon in allen Jugendmannschaften des SSV Ulm 1846. Dann rückte er zu den Aktiven auf und gehörte dem Zweitligakader von Trainer Jörg Berger an. Zunächst reichte es aber nur für die zweite Mannschaft. Natürlich war er deswegen enttäuscht und als der FV Illertissen ihm ein Angebot machte, wechselte er in die Landesliga. Nach dem Ulmer Abstieg in die Oberliga kehrte er zu seinem Heimatverein zurück. (Spieler-)Trainer war damals Werner Nickel. Eine schillernde und bei der Presse wie bei den Fans umstrittene Persönlichkeit, über den Simon lediglich sagt: „Rein sportlich hat er uns weitergebracht, denn er hatte gute Ideen.“ Simon erinnert sich noch bestens an sein erstes Oberligaspiel 1986 in Reutlingen: „Die waren damals sechs Punkte voraus. Dann haben wir noch eine gute Serie hingelegt, wurden Meister und stiegen auf.“

Dieter Simon als Teamguide beim U11-Eurocup in Elchingen.
Dieter Simon als Teamguide beim U11-Eurocup in Elchingen. – Foto: Stefan Kümmritz

Es war eine Zeit, in der die Spatzen einige Jahre lang zwischen der Oberliga – eine Regionalliga und eine dritte Liga gab es damals noch nicht – und zweiten Liga hin und her pendelten. Dieter Simon hat damals in Ulm bekannte Spieler kennen und schätzen gelernt: Marcus Sorg, inzwischen Assistent von Bundestrainer Joachim Löw, und dessen Sturmpartner Uwe Spies zum Beispiel, oder Torhüter Alfred Weh, Klaus Perfetto, Dieter Kohnle und Walter Kubanczyk. Aber auch Berühmtheiten ihrer Zeit wie Fritz Walter und Manni Kastl.

Es waren also aufregende Jahre für den damals jungen Fußballspieler. Auch einige Trainer hat er erlebt, unter anderen neben Berger und Nickel auch Klaus Toppmöller oder Erich Steer. „Mein Lieblingstrainer war aber Klaus Niemuth“, so Dieter Simon, der später unter Paul Sauter zum Libero umfunktioniert wurde, weil Hansi Seuferlein nach einem Kreuzbandriss lange ausfiel: „Niemuth war überragend. Er war fachlich sehr gut und menschlich absolut in Ordnung.“

„Die schönen Sachen bleiben in Erinnerung“, sagt Simon. „Manche schlechten aber auch. So wurde ich am Ende der Zweitligasaison 1986/87 zusammen mit Kohnle und Sorg von Nickel aussortiert, obwohl ich 21 Spiele bestritten und drei Tore gemacht hatte.“ Simon ging deswegen für ein Jahr nach Biberach und kehrte nach Ulm zurück, als Klaus Toppmöller dort Trainer wurde. 1993 spielte er mit den Spatzen wieder einmal in der Aufstiegsrunde zur zweiten Liga. Am letzten Spieltag hätte Ulm bei 1860 München gewinnen müssen, aber es reichte nur zu einem torlosen Unentschieden.

Nach der Ulmer Zeit ging es zum FC Memmingen

Simon, im Hauptberuf kaufmännischer Angestellter, bekam dann in Ulm als 31-Jähriger keinen Vertrag mehr und ging zum FC Memmingen, für den er zuvor schon gekickt hatte. Anschließend verdingte er sich erst als Co-Trainer beim TSV Neu-Ulm und dann als Trainer in Pfaffenhofen, Söflingen, Oberelchingen und Burlafingen.

Vor eineinhalb Jahren war damit Schluss, aber dem Fußball blieb er treu. Die beiden Söhne spielen in Thalfingen, wo die Familie auch wohnt. Dieter Simon ist regelmäßiger Zuschauer in der Bezirksliga, zudem ist er seinem Sport als Teamguide beim U11-Eurocup in Elchingen treu geblieben.


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Aufrufe: 016.2.2021, 07:03 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Stefan KümmritzAutor