2024-04-25T14:35:39.956Z

Pokal
Kein alltägliches Debüt: Im ersten Pflichtspiel für die Oberligamannschaft des FV Ravensburg bekam es Julian Flock (li., gegen Ulms Robin Heußer) gleich mit einem namhaften Regionalligisten zu tun.
Kein alltägliches Debüt: Im ersten Pflichtspiel für die Oberligamannschaft des FV Ravensburg bekam es Julian Flock (li., gegen Ulms Robin Heußer) gleich mit einem namhaften Regionalligisten zu tun. – Foto: Foto: Rolf Schultes

An Größe verloren

Eine Erkenntnis aus dem Pokalspiel gegen den SSV Ulm 1846: Der Oberligist Ravensburg muss in der Defensive nach- und zulegen. Ein Linksverteidiger feierte derweil ein beachtliches Debüt.

Verlinkte Inhalte

Ravensburg / sz - Beim ersten Pflichtspiel nach mehr als viereinhalb Monaten Zwangspause haben die Fußballer des FV Ravensburg durchaus überzeugen können. Zwar ging das Viertelfinale im Verbandspokal gegen den Regionalligisten SSV Ulm 1846 verloren, doch das 1:5 spiegelte nicht den Spielverlauf wider. Dazu lieferte die Partie Erkenntnisse – teils überraschende, teils weniger überraschende. Und aus Sicht der Amateurvereine vielleicht eine der wichtigsten Erkenntnisse: Auch unter strengen und manchmal nicht nachvollziehbaren Hygiene- und Sicherheitsregeln kann im Stadion Stimmung aufkommen.

Bemerkenswertes Debüt:

Jascha Fiesel ist nach seinem Knorpelschaden zwar wieder im Training. An ein Pflichtspiel ist beim langjährigen Stamm-Linksverteidiger des FV Ravensburg aber noch lange nicht zu denken. Dazu fiel nun auch Moritz Strauß aus. FV-Trainer Steffen Wohlfarth setzte daher auf Julian Flock – und der 22-Jährige enttäuschte nicht. Zwar brauchte Flock, der seit drei Jahren in der Ravensburger U23 spielt, ein bisschen, um ins Spiel zu finden. Wenn die Ulmer in der ersten Halbzeit gefährlich wurden, dann meist über Flocks linke Seite. "Er hat sein erstes Pflichtspiel für uns gemacht, da ist doch klar, dass er sich erst reinfuchsen musste", sagte Wohlfarth. "Aber das war ein richtig ansehnliches Spiel von ihm." Trotz der Pokalniederlage war Flock beim FV einer der Gewinner dieses Spiels.

Klasse am Ball:

Der zweite Gewinner war Jonas Wiest. "Ihm fehlt die Trainingszeit, er konnte in der Vorbereitung leider nicht viel trainieren", meinte Wohlfarth, Deshalb saß der Mittelfeldspieler gegen Ulm zunächst auf der Bank. Nach einer halben Stunde kam er aber schon rein – weil sich Moritz Jeggle verletzte. Wiest war sofort präsent, versuchte es mit einem Heber aus 30 Metern und traf in der zweiten Halbzeit sehenswert zum 1:1. Technisch ist der 28-Jährige einer der besten Ravensburger. Konditionell kann und muss Wiest wie andere Ravensburger noch zulegen. "Wir haben 42 Spiele in der Liga, da brauchen wir jeden einzelnen auf gutem Niveau", sagte Wohlfarth.

Bedarf in der Defensive:

Das ist kein Geheimnis: Ohne Sebastian Mähr (Karriereende) und Bartosz Broniszewski (zum SC Pfullendorf) hat der FV Handlungsbedarf in der Verteidigung. "Wir brauchen mindestens einen neuen Innenverteidiger, am besten zwei", sagte Wohlfarth. Der junge Manuel Geiselhart machte seine Sache gegen seinen Ex-Club Ulm zwar gut – an die Präsenz und die Kopfballstärke von Broniszewski kommt der 20-Jährige (noch) nicht hin. Im Vergleich zur vergangenen Saison hat der FV massiv an Größe verloren. Das wurde am Samstag besonders deutlich, als erst der zwei Meter große Jeggle raus musste und der deutlich kleinere Wiest reinkam, und später Daniel Schachtschneider für Burhan Soyudogru Platz machte. "Natürlich macht es sich bemerkbar, wenn ein Spieler wie Jeggle ausfällt", sagte Philipp Altmann. Bezeichnend: Drei der fünf Ulmer Tore fielen, weil die Ravensburger im eigenen Strafraum die Kopfballduelle verloren. Ein paar Spieler waren auch schon im Probetraining, noch ist aber keiner gefunden worden, der dem FV direkt weiterhelfen kann.

Stimmung im Stadion:

Es sah schon etwas skurril aus mit den Klappstühlen rings um das Feld. Dadurch, dass sich die Zuschauer aber verteilen mussten, sah es fast nach mehr Besuchern aus als den erlaubten 300. "Das war eine richtig schöne Stimmung", sagte der ehemalige Sportliche Leiter Peter Mörth. "Schade, dass das Ergebnis am Ende ein bisschen zu hoch ausgefallen ist.

Das Hygienekonzept:

Stadionsprecher Ralf Reimann bat oft, beim Verlassen der personalisierten Plätze den Mundschutz aufzuziehen. Die meisten Besucher hielten sich daran. Der reibungslose Ablauf – es gab unter anderem fünf Eingänge – war auch mit Blick auf den Beginn der Oberliga Ende August wichtig. "Jeder wird auf uns schauen", hatte FV-Manager Fabian Hummel vor dem Spiel gesagt. Vertreter des Württembergischen Fußball-Verbands waren da. "Wir haben eine Vorreiterrolle", meinte Hummel. Und diese Rolle spielte der FV gut. Auch das war ein gutes Zeichen.

Aufrufe: 03.8.2020, 16:04 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor