Im Stuttgarter Gazi-Stadion auf der Waldau treffen am Sonntag um 14 Uhr die Kickers (33 Punkte) als Tabellenvierter auf den Dritten, den SSV Reutlingen 05 (35 Punkte). Dabei haben die Gäste von der Kreuzeiche die Möglichkeit, bei einem Sieg, die Tabellenführung zu übernehmen und auf dieser zu überwintern.
„Unser Teamspirit in den letzten Wochen war überragend, nur mit ihm funktioniert es. Wir glauben an uns und geben nie auf“, sieht Reutlingens Sportlicher Leiter, Giuseppe Ricciardi, den Grund für das aktuell gute Abschneiden der Kreuzeichekicker und ergänzt: „Auch die Spieler auf der Bank freuen sich und fiebern mit. Wir sind eine Einheit, eine Familie.“ In der Tat läuft es bei den Achalmstädtern gar nicht schlecht. Aus den ersten 17 Meisterschaftsspielen konnten satte 35 Punkte eingefahren werden. Besonders auffällig ist dabei, dass man den SSV nie abschreiben darf. Diese bittere Erfahrung musste die Neckarsulmer Sportunion – führte in Reutlingen bis zur 75. Minute 3:1 (Endstand 4:3 für den SSV) – und der TSV Ilshofen – führte bis zur 87. Minute mit 1:0 (Endstand 2:1 für den SSV) – machen. Aber auch bei den Spielen gegen den 1. CfR Pforzheim und Normannia Gmünd (beide Endstand 1:1) hätte man sich im SSV-Lager nicht beschweren dürfen, wenn man am Ende mit leeren Händen dagestanden wäre.
Hinzu kam, dass man den aktuellen Tabellenführer, SGV Freiberg, beim 4:0-Heimerfolg regelrecht aus dem Stadion schoss und sich spätestens dort in den Kreis der Aufstiegsfavoriten spielte.
Welche Bedeutung dieses Spiel auch für die Fans aus beiden Lagern hat, zeigt ein Blick auf den Ticket-Vorverkauf. Anfang der Woche waren bereits 3000 Karten für das Schlagerspiel in Degerloch verkauft. Experten rechnen damit, dass die magische Zahl von 5000 wohl geknackt wird. Da sonst nahezu kein regionaler Fußball am Sonntag stattfindet, liegt dies durchaus im Bereich des Machbaren. Reutlingens Cheftrainer Teodor Rus verbindet mit den Kickers ein Spiel der 2. Bundesliga, das sich vor 25 Jahren ereignet hat: „In der Saison 1993/94 konnte ich mit dem FC Homburg gegen die Kickers mit 3:2 gewinnen. Mit diesem Ergebnis könnte ich gut leben.“ Sein Gegenspieler hieß damals Fredi Bobic, der heutige Sportliche Leiter von Eintracht Frankfurt.
Personell kann Rus nicht auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. Neben den langzeitverletzten Spielern Sidy Niang (Knorpelschaden), Denis Lübke (Kreuzbandriss) und Marco Di Biccari (Sehnenriss) stehen hinter zahlreichen Akteuren noch Fragezeichen. „Pierre Eiberger konnte Anfang der Woche nicht trainieren, da ihn eine Muskelverhärtung außer Gefecht setzte. Hinzu kommt, dass Luca Wöhrle, Daniel Elfadli und Janik Schramm die Woche über krank waren und nur eingeschränkt trainieren konnten“, erläutert Rus im Vorfeld auf das Spitzenspiel.
Die Kickers hingegen können nahezu aus dem Vollen schöpfen. Der Ex-Reutlinger Tobias Feisthammel kehrt nach seiner Gelb-Rot-Sperre zurück. Lhadji Badiane muss beim Topspiel zuschauen, da er in der vergangenen Woche mit Gelb-Rot vom Platz flog.