2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Der Anfang vom Ende an der Kreuzeiche: SSV-Torwart Milan Jurkovic (Mitte) erleidet im Zusammenprall mit Mitspieler Vogler eine Kopfwunde, muss von Mannschaftsarzt Dr. Gunnar Teucher (links) und Physiotherapeut Peter Gräschus (rechts) behandelt werden. Zur Pause wurde der Keeper ausgewechselt und sein 19-jähriger Nachfolger Dominik Traub leitete das 0:1 unglücklich ein.  Grundler
Der Anfang vom Ende an der Kreuzeiche: SSV-Torwart Milan Jurkovic (Mitte) erleidet im Zusammenprall mit Mitspieler Vogler eine Kopfwunde, muss von Mannschaftsarzt Dr. Gunnar Teucher (links) und Physiotherapeut Peter Gräschus (rechts) behandelt werden. Zur Pause wurde der Keeper ausgewechselt und sein 19-jähriger Nachfolger Dominik Traub leitete das 0:1 unglücklich ein. Grundler
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Heimfluch bleibt: Auch Derby vergeigt

Oberliga: SSV Reutlingen - TSG Balingen 0:2

Oberliga Baden-Württemberg 0:2-Pleite gegen TSG Balingen. Überlegener SSV Reutlingen vergisst das Toreschießen und wird in der Schlussphase bestraft. Von Alexander Mareis und Wolfgang Gattiker

So langsam sollten sich die SSV-Fans entweder mit Regio-Spartickets von Bus und Bahn eindecken oder Fahrgemeinschaften zu Auswärtsspielen bilden. Denn auch nach dem elften Spieltag gilt: Daheim gibt es keinen Sieg zu feiern. Im sechsten Heimspiel wurde der erste Dreier abermals verpasst, auswärts hingegen sind die Class-Schützlinge nach fünf Auftritten noch unbesiegt.

SSV-Trainer Jochen Class analysisierte die 0:2-Heimpleite gegen Balingen wie folgt: „Wir haben vorne das Spiel verloren, denn so viele Chancen müssen Tore ergeben. Ich kann meinem Team nur den Vorwurf machen, kein Tor erzielt zu haben. Die Jungs haben gekämpft, alles gegeben. Nach der Pause hatten wir die Balinger im Griff, wir ließen nichts zu.”

Dass trotz der ungünstigen Vorzeichen auf einen Heimsieg immerhin noch 1233 Zuschauer gestern Abend zum Derby gegen die TSG Balingen an die Kreuzeiche pilgerten, belegt die ungemeine Leidensfähigkeit des Reutlinger Publikums, das hierfür fast schon eine Auszeichnung verdient. Ein echter Leckerbissen wurde den Leidgeprüften auch gestern Abend nicht serviert. In der Not, noch irgendwo das Positive bei Heimauftritten heranzuziehen, trösteten sich die Augenzeugen mit der Tatsache, dass die Gastgeber im Duell mit dem Tabellenzweiten von der Zollernalb (jetzt 23 Punkte und damit neun mehr als die Achalmstädter) nicht das schlechtere Team waren und sogar ein leichtes Chancenplus verbuchten.

„Ich bin ehrlich. Wir haben glücklich gewonnen, der Sieg war nicht zwingend verdient“, gab einer der fünf Ex-Reutlinger im Balinger Shirt, TSG-Kapitän Manuel Pflumm, zu. Im 16. Duell seit gemeinsamer Oberligazugehörigkeit im Jahr 2010 zogen die Reutlinger gestern zum neunten Mal den Kürzeren, nur fünf Mal schlugen sie die TSG Balingen bei zwei Remis. Damit endete gleichzeitig eine Serie von fünf SSV-Partien ohne Niederlage, weil es in den zwei Heimspielen zuvor (gegen Neckarsulm und Oberachern) jeweils ein Remis gab.

Auch gestern deutete vieles auf ein abermaliges Unentschieden hin. Beide Teams ließen sowohl im Spielaufbau, im Spiel in die Spitze wie auch in der Chancenverwertung das letzte Quäntchen an Klarheit, Entschlossenheit und Konsequenz vermissen.

Bitteres Debüt

Bis in die Schlussphase: Beim SSV hatte der erst 19-jährige Torwart und Oberliga-Debütant Dominik Traub den durch beim Zusammenprall mit Mitspieler Vogler in der 21. Minute am Kopf verletzten Routinier Milan Jurkovic (spielte mit einem „Turban“ bis zur Pause weiter) abgelöst und in der 84. Minute durch eine vollkommen missglückte Fußabwehr einen gänzlich unnötigen Eckball für Balingen verschuldet. Den nach innen geschlagenen Ball wehrte die SSV-Abwehr vor die Füße von Lukas Foelsch ab, der aus 15 Minuten mit einem alles andere als scharfen Schuss durch Freund und Feind hindurch ins rechte untere Eck platziert einlochte. Die rund 200 Balinger Schlachtenbummler auf dem rechten Teil der Tribüne feierten die Führung ausgelassen. Und es sollte noch besser kommen. Als der SSV alles nach vorne warf, leitete ein unnötiger Ballverlust nach einem Reutlinger Eckball den Konter zur Entscheidung ein. Patrick Lauble startete dabei aus der eigenen Hälfte und schien frei vor Torwart Traub fast am Ende seiner Kräfte, schloss aber dann doch noch mit rechts zum 0:2-Endstand ab. Auf SSV-Seite ärgerten sich neben Keeper Traub vor allem Onesi Kuengienda (68.), Sidy Niang (68. und 45.), Tom Schiffel (45. + 4), Pierre Eiberger (44.) und Daniel Seemann (43.) über ihre verpassten Chancen.

„Meiner Meinung nach war dies unser bislang bestes Heimspiel. Bitter, dass wir unsere Chancen nicht verwerteten und dann durch ein Kullerball-Tor in Rückstand gerieten“, klagte Pierre Eiberger.

Filip Milisic wurde noch deutlicher: „Das 0:1 war doch der erste Balinger Schuss auf unser Tor - und gleich war der Ball drin. Das ist doch unglaublich.“

Balingens Trainer Ralf Volkwein blieb kritisch trotz des Erfolgs: „Wir haben nicht gut gespielt, nur Langholz. Schließlich hatten wir viel Glück, dass der SSV nach der Pause nicht traf, vorher war das Spiel ausgeglichen.“

Aufrufe: 014.10.2017, 10:47 Uhr
SWP / Alexander MareisWolfgang GattikerAutor