2024-04-25T14:35:39.956Z

Team Rückblick
Ausgelassener Jubel nach dem Schlusspfiff am 9. Juni 2013
Ausgelassener Jubel nach dem Schlusspfiff am 9. Juni 2013

Rückblick Saisonfinale: 9. Juni 2013

SSV Merten III - Salia Sechtem 2:1 (0:0)

Am Sonntag, den 7.6. um 11:00 Uhr steht für die Dritte Mannschaft des SSV Merten das entscheidende Spiel über den Klassenverbleib an. Vor fast auf den Tag genau zwei Jahren musste sich das Team einer ähnlichen Konstellation stellen und blieb in einer Nervenschlacht der strahlende Sieger. Wir blicken zurück auf den Spielbericht eines Spiels, das heute Legende ist.

Ein Punkt Vorsprung musste gegen Ippendorf II verteidigt werden

Als Mertens Erste bereits den Aufstieg in die Mittelrheinliga feierte, stand für die Drittvertretung noch das Finale-Furioso, das Spiel gegen den ungeschlagenen und souveränen Meister aus Sechtem an, was zeitgleich ein Fernduell mit Ippendorf II um den Relegationsplatz war, der in der Rückschau aufgrund des Rückzugs von Meckenheim II den Aufstieg bedeutete. Merten hatte sich mit einer starken Rückrunde ein Pünktchen Vorsprung herausgearbeitet und musste aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber Ippendorf gewinnen, um sicher auf Platz 2 über die Ziellinie zu laufen. Dazwischen stand nun eine Mannschaft, die bis dahin 25 Saisonsiege, 2 Remis und keine einzige Niederlage auf dem Konto hatte und auf deren Schultern die letzte Hoffnung des Vereins aus dem weit abgelegenen Ortsteil von Bonn ruhte. Diese Hoffnung äußerte sich auf dem eigenen Facebook-Account beispielsweise mit dem Slogan „Salia I love Sechtem“.

Sechtem schenkte Merten keinen cm² Rasenfläche

Der souveräne Meister zeigte von Spielminute eins, warum er seit Wochen Titelträger ist. Mit seiner gewohnt zweikampfstarken Spielweise wurde über die 3-4 herausragenden Einzelkönner im Team ein hoher Druck auf Merten ausgeübt. Es war schnell klar, dass Sechtem ungeschlagen in die Sommerpause wollte. Merten hat bekannterweise keine herausragenden Einzelkönner, hielt aber mit Kampfkraft dagegen, was ein hohes, aber ausgeglichenes Foulverhältnis zur Folge hatte. Sechtem war es auch, das die einzige echte Torchance der ersten Hälfte hatte, als man aus 17 Metern einen Flachschuss ansetzte, der auf dem rutschigen Boden nur abgeklatscht werden konnte. Den Nachschuss aus spitzem Winkel parierte Keeper Jacobs so gerade noch zur Ecke. Torlos ging es in die Pause. Da im Parallelspiel bis dahin ebenfalls keine Tore gefallen waren, konnte dies zunächst als Erfolg bewertet werden. Niemand ahnte in diesem Augenblick, was noch folgen sollte. In den ersten 10 Minuten der zweiten Halbzeit spielte sich das Spielgeschehen zwischen den beiden Strafräumen ab. Beide Mannschaften rangen verbissen um Spielanteile. So war es nicht verwunderlich, dass eine überragende Einzelaktion zum ersten Tor des Tages führte. Sechtems Käpt’n ließ in der 55. Spielminute auf Mertens rechter Abwehrseite gekonnt zwei Gegner ins Leere laufen und zog mit hohem Tempo nach innen. Aus ca. 25 Metern setzte er zu einem perfekten Schlenzer an, der unhaltbar zum 0-1 im Mertener Tor einschlug. In Ippendorf stand es weiterhin 0-0. Daher stand nun Ippendorf auf Platz 2. Merten war nun gezwungen, das Spiel stärker in die Sechtemer Hälfte zu verlagern, um das nun notwendige Tor zu erzielen. Dies gelang zunächst kaum, da Sechtem weiterhin zeigte, warum sie der Meister sind. Etwa ab der 70. Spielminute spürte man aber, dass Sechtem körperlich dem intensiven Spiel Tribut zollte. Eine ähnliche Entwicklung wie im Hinspiel. Merten bekam langsam aber sicher mehr Spielanteile, Sechtem verlagerte sich auf brandgefährliche Konter, die zu diesem Zeitpunkt fast den K.O. für Merten bedeutet hätten.

Entscheidung in den Schlussminuten

Was sich ab der 77. Spielminute dann ereignete, war wohl die dramatischste Schlussphase der letzten Jahre in Merten: Ausgangslage: 77. Spielminute: Merten 0-1, Ippendorf 0-0, beide 60 Punkte, Ippendorf auf Platz 2. 77. Spielminute: Merten hat einen seiner dutzend Standards in den Sechtemer Strafraum gewuchtet. Der Ball wird zu kurz abgewehrt, von A. Huthmacher im Strafraum angenommen und von zwei Sechtemern in die sprichwörtliche Zange genommen. Der Schiedsrichter entscheidet auf Strafstoß. Ungermann läuft an und setzt den Ball an den Innenpfosten. Alles verloren? Nein, glücklicherweise ist Sechtem zu früh in den Strafraum gestartet, was eine Wiederholung zur Folge hat. Eine regelkonforme Entscheidung, die in der Kreisliga selten von einem Schiedsrichter getroffen wird. Ungermann tritt wieder an und verwandelt zum 1-1 Ausgleich. Situation: Merten 1-1, Ippendorf 0-0, Merten 61 Punkte, Merten auf Platz 2. 80. Minute: Ippendorf gelingt die Führung gegen Rösberg. Situation: Merten 1-1, Ippendorf 1-0, Ippendorf 62 Punkte, Ippendorf auf Platz 2. 82. Minute: Ippendorf gelingt das 2-0. Situation: Merten muss nun unbedingt gewinnen. 84. Spielminute: Merten wirft alles nach vorne und Sechtem verteidigt mit Mann und Maus. Nach einem Eckball wird Ungermann 17 Meter zentral vor dem Strafraum robust bei der Ballannahme angegangen. Es wird auf Freistoß entschieden. Vielleicht die letzte echte Chance zu Sieg. Der vierzigjährige Altstar übernimmt wieder selbst die Verantwortung und läuft an. Er trifft den Ball perfekt mit seinem linken Zauberfuß. Der Ball ist eine unendliche Sekunde in der Luft, nimmt eine perfekte Flugbahn und schlägt perfekt und unhaltbar im linken Torwinkel ein. Ein Freistoß wie ein Gemälde! Währenddessen ist das Spiel in Rösberg bereits abgepfiffen worden. Die gesamte Liga schaut nun auf Merten 3. Situation: Merten 2-1, Ippendorf 2-0, Merten 63 Punkte, Merten auf Platz 2. Nun galt es den Sieg über die Zeit zu bringen. Merten erwartete nun eine Schlussoffensive des Meisters. Diese kam aber irgendwie nicht mehr. Das lag auch daran, dass man nun untypischerweise begann, die Zeit clever herunterzuspielen. Sechtem kam nicht mehr näher als 20 Meter an das Mertener Tor heran und hatte zudem kaum noch Ballbesitz. Außerdem wartete auf Sechtem schon das Abholkommando mit dem Traktor. Nachdem 4 Minuten nachgespielt wurden, pfiff der Schiedsrichter die reguläre Saison ab und der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Mein einhundertstes Meisterschaftspiel für Merten war tatsächlich das dramatischste, das man sich vorstellen konnte und krönt eine Rückrunde der Superlative. Leider muss man an dieser Stelle aber auch mal ein paar Sätze zum Thema Fairplay/ Fairness verlieren: Am 11.11.12 hatte Merten 1-3 verloren und 11 Punkte Rückstand auf die Sportfreunde aus Ippendorf. Platz 2 war also praktisch nicht mehr zu erreichen gewesen. Das Ippendorf im Anschluss die Punkte reihenweise abschenkte, ist nur teilweise in der Verantwortung von Merten 3 (1 Sieg + Remis im direkten Vergleich) zu suchen. Daher war das, was Ippendorfs Anhänger in Merten veranstalteten, jenseits von allem, was einen fairen Umgang miteinander ausmacht. Mannschaften anfeuern (hier Sechtem) ist absolut OK. Jeden einzelnen Mertener Spieler auf das übelste bei jedem Ballkontakt zu beleidigen, ist hingegen absolut unsportlich. Weiterhin wurden nach dem Siegtreffer Trommelstöcke auf Spieler sowie Schiedsrichter geworfen und einigen Mertener Spielern Prügel angedroht. Hier fragt man sich schon, ob dies die Art und Weise ist, mit der man den sportlichen Erfolg der eigenen Mannschaft unterstützen will. Wie Fairness aussieht, kann Ippendorf gerne in Merten erfragen. Merten hat nämlich in diesem Spiel neben dem Relegationsplatz zudem noch den Spitzenplatz in der Fairplaywertung vom Kreis Bonn verteidigt.

Wiederholung gefällig? Sonntag, 07. Juni um 11:00 Uhr auf dem Mertener Sportplatz.

Aufrufe: 03.6.2015, 09:55 Uhr
Christoph BorsAutor