2024-04-16T09:15:35.043Z

Allgemeines
Auf Asche gebettet: Vereinsvorsitzender David Hippenstiel präsentiert das besondere Ballgefühl in der „Södde-Arena“.
Auf Asche gebettet: Vereinsvorsitzender David Hippenstiel präsentiert das besondere Ballgefühl in der „Södde-Arena“. – Foto: hb

"Södde-Arena" ist für Fußball-Romantiker

SSV Meiswinkel/Oberholzklau kickt immer noch auf Asch

Bodenständig sind sie in der Tat, die Fußballer des D-Kreisligisten SSV Meiswinkel/Oberholzklau. Das sieht man schon an der Namensgebung ihrer Spielstätte, der „Södde-Arena“ hoch über Meiswinkel, dem mit dem benachbarten Buchen nördlichsten Siegener Stadtteil, in trauter Nachbarschaft mit den Klubhäusern des ortsansässigen Schützen- bzw. Hundevereins.

„Op dr Södde“ hieß die Gemarkung schon im Jahre 1948, als der SSV Meiswinkel/Oberholzklau gegründet wurde und dort einen eher holprigen Fußballplatz installierte. Mit dem Wort „Södde“ bezeichnet der Ur-Siegerländer in der Regel ein eher sumpfiges und matschiges Gelände. „Häsde schoar wearer e dr Södde gespeelt?“ So wurden die Kinder in jenen Nachkriegsjahren von ihren Eltern geschimpft, wenn sie mit verdreckter Kleidung von ihrem täglichen Freizeitvergnügen in Zeiten ohne Ganztagsschule nach Hause kamen, weiß der viele Jahre in der Oberholzklauer Kirchengemeinde aktive Fußball-Methusalem Alfred Sünkel (89) zu berichten.

Doch erst seit einigen Jahren, als die meisten der traditionsreichen Fußballstadien in der Bundesliga im Hinblick auf üppig sprießende Sponsorengelder in entsprechende „Arenen“ umgetauft wurden (Bayer 04 Leverkusen war da sicherlich mit der BayArena einer der Vorreiter bzw. -spieler), da wollte auch der SSV Meiswinkel/Oberholzklau nicht zurückstehen. In „Södde-Arena“ wurde die traditionsreiche Kampfstätte des Haubergsligafußballs umbenannt und flugs mit einigen (notwendigen) Werbetafeln versehen.
Sonst blieb aber alles beim alten. Der Matsch ist zwar (meistens) weg, doch immer noch wird auf roter Asche gespielt. Mit dem Sportplatz am Fuße des Haardter Berges in Weidenau, den der CCS Siegerland nutzt, gehörte die „Södde-Arena“ damit zu den beiden letzten noch verbliebenen Aschenplätzen im Siegerländer Haubergsligafußball.
Und das soll auch so bleiben, wie der seit einem Jahr amtierende neue 1. SSV-Vorsitzende David Hippenstiel berichtet. Wir trafen den 31-jährigen Rechtsanwalt und Pastorensohn, der im Januar des vergangenen Jahres dem verstorbenen Vereinsvorsitzenden Dirk Otto nachfolgte, bei Aufräumungsarbeiten rund um das direkt neben der Arena gelegene vereinseigene Sportheim. Dichter Nebel umwaberte die „Södde“, und frostige Außentemperaturen ließen den Atem nahezu gefrieren.

Doch schnell ist zu merken: Die „Södde-Arena“ ist nicht nur David Hippenstiels „Lieblingskind“. „Ich hänge mit ganzem Herzen an dem Platz“, sagt der frühere eisenharte Linksverteidiger des SSV Sohlbach/Buchen. Sein langjähriger Mitspieler und Physiotherapeut Peter Billig, einer der sieben in der bisherigen Saison eingesetzten Torwarte des D-Liga-Tabellenführers, ergänzt: „Der Platz passt ganz gut zu uns. Denn wir spielen Männerfußball.“

Vereinsboss David Hippenstiel, der in seiner Jugend bei den österlichen Passionsspielen der ev. Kirchengemeinde Buschhütten, wo sein Vater viele Jahre als Pfarrer tätig war, regelmäßig die Christusfigur verkörperte und in dieser Eigenschaft für allerlei Wunder zuständig war, sieht im Hinblick auf eine moderne „Aufpeppung“ der Södde-Arena allerdings kaum „Heilungschancen“.

Seine konkrete Zustandsbeschreibung des fußballsportlichen „Aschenputtels“: „Hintergrund ist, dass das Sportgelände gepachtet wurde und sich nicht im Eigentum der Stadt Siegen befindet. So sind wir wie andere Vereine auch finanziell auf die Zuwendung Dritter angewiesen. Dies erlaubt uns momentan nicht die Errichtung eines Kunstrasenplatzes. Ebenso sind die örtlichen Gegebenheiten schwierig, ein solches Projekt umzusetzen.“

Doch sieht der junge Anwalt auch durchaus den ein und anderen Silberstreif am Horizont über der „Södde-Arena“, die laut Inschrift auf dem Vereinsheim als „geilste Sportanlage in Si-Wi“ gepriesen wird. „Obwohl es nicht leicht ist, neue Spieler für unseren Verein zu finden, ist unsere Mitgliederzahl in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Dies führt auch zu einem aktiven Vereinsleben. So hat der Verein nicht nur wieder zwei Seniorenmannschaften im Spielbetrieb, sondern er hat sogar eine Altherrenmannschaft (Ü 32) gemeldet und plant sogar ein Ü40-Team.“

Und in Richtung der „Opas auf den Sofas“ weist David Hippenstiel ergänzend auf den Livestream im Internet hin, der den aufstrebenden SSV-Fußball auch ins Wohnzimmer und sogar in die Ställe der Dorfbevölkerung bringt. Ein ganz wichtiges und in der Tat notwendiges Projekt ist für David Hippenstiel und sein Vorstandsteam der Bau einer Umkleidekabine für die Gastmannschaften. Kaum zu glauben, aber wahr: Bisher müssen sich noch alle Gästemannschaften im drei Kilometer entfernten Langenholdinghausen umziehen und von dort aus zur „Södde-Arena“ fahren.

Aufrufe: 030.1.2020, 14:00 Uhr
hbAutor