2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines

"Wir sind gekommen um zu bleiben"

Im ersten Teil unseres großen Interviews gaben der sportliche Leiter Ansgar Schnabel und Teammanager Gerhard Meyer Einblicke in die Strukturen des SSV Jeddeloh und gingen auf viele Fragen rund um den Kader ein. Lest im zweiten Teil, wo sich der SSV noch verbessern will und wie das Geld aus dem DFB-Pokal investiert wird.

Frage: Besteht denn dann nicht zu befürchten, dass das Niveau der Spieler im Laufe der Zeit sinkt?

Schnabel: Nein, warum sollte es? Die Spieler halten sich auch an trainingsfreien Tagen individuell fit. Spielabläufe, Laufwege und Standardsituationen werden im Training häufig geübt.

Frage: Was muss sich denn an den Trainingsbedingungen ändern, die in Jeddeloh ja nun wirklich nicht regionalligareif sind?

Meyer: In absehbarer Zeit wird der VfL Edewecht drei neue Rasenplätze und einen Kunstrasenplatz bauen. Die drei Rasenplätze werden dem VfL gehören, der Kunstrasenplatz der Gemeinde. Wir haben dann dort ein Vorrecht zur Nutzung und werden dort bei schlechtem Wetter unsere Trainingseinheiten abhalten können. Der VfL Edewecht und der SSV Jeddeloh haben ja auch zusammen mit dem TSV Klein Scharrel den Jugendförderverein Edewecht gegründet. Auch dies ist ein Teil der Philosophie unseres Vereins. Wir wollen Jugendlichen die Chance geben, im Verein Fußball zu spielen.

Frage: Kommen wir zum Thema Finanzen zurück: So ein Kader mit 24 Spielern muss natürlich auch finanziert werden.

Meyer: Natürlich ist der Aufwand im finanziellen Bereich viel höher als er damals in der Oberliga war. In unserer ersten Oberliga-Saison hatten wir einen Etat mit dem wir in der Etat-Tabelle weit hinten lagen.

Frage: Und dann kam das Geld des Hauptsponsors?

Meyer: Ich kann das langsam nicht mehr hören! Natürlich ist es so, dass wir mit Rolf Bley einen Hauptsponsor haben. Wir haben aber auch mit der Firma Hoppmann-Bau einen zweiten Trikotsponsor für unser Auswärtstrikot. Wir haben einen Sponsor auf dem Ärmel, wir haben zwei Sponsoren auf der Hose und mit der Ammerländer Molkerei einen Exklusivpartner. Dazu kommen die Einnahmen aus der Vermarktung des Stadionsnamens. Sechs weitere Premium-Sponsoren unterstützen uns, dazu kommen 32 weitere größere Sponsoren. Des Weiteren haben wir inzwischen 59 mittlere Sponsoren und 26 Werbepartner. Das macht in der Summe 130 Sponsoren, die unseren Etat decken. Wir werden nicht den Fehler machen, den anderen Mannschaften vor uns schon gemacht haben und uns auf Gedeih und Verderb an einen Geldgeber binden. Wir stellen das Ganze von vornherein auf eine breite Basis. Rolf Bleys Anteil an unserem Etat liegt bei ungefähr zehn Prozent. Dazu kommen dann noch die Zuschauereinnahmen.

Frage: Hat sich denn durch die jüngsten Erfolge das Sponsoren-Interesse am SSV Jeddeloh verstärkt?

Meyer: Es ist deutlich mehr geworden. Wir haben viele Anfragen, auch von kleineren Firmen, die bei uns Werbung machen wollen, sei es im Stadionsheft, auf einer Bande oder mit einem Banner. Selbst für kleinere Sponsoren finden wir eine Möglichkeit, mit ihm zu werben. Wir hören uns alle Anfragen von Sponsoren an, ich denke das zeichnet uns aus.

Frage: Das klingt nach viel Arbeit?

Meyer: Ja, das ist es auch. Deswegen wird uns Aaron Thalmann demnächst in diesem Tätigkeitsfeld unterstützen.

Frage: Das heißt, der SSV Jeddeloh stellt Aaron Thalmann für die Sponsoren-Akquise ein?

Meyer: Nein, es ist keine Festanstellung. Genau wie bei mir oder Ansgar Schnabel wird Aaron das in seiner Freizeit machen.

Frage: Moment, die ganze Arbeit von der Kaderplanung bis zur Sponsorenbetreuung läuft komplett ehrenamtlich?

Meyer: Unglaublich, aber genau so ist es. Bei uns gibt es wirklich Regionalliga ohne Profibedingungen. Es läuft fast alles auf ehrenamtlicher Basis in der Freizeit. Natürlich wird dieser Aufwand entschädigt, aber wir haben weder einen hauptberuflichen Geschäftsführer noch einen Vermarktungsstrategen.

Frage: Aber gerade bei der Kaderplanung ist es doch wichtig, dass ihr viele Spieler sichtet?

Schnabel: Wir legen immer noch unser Hauptaugenmerk darauf, dass der Spieler hier aus der Region kommt und auch menschlich zu unserem Team passt. Ich denke ein Geheimnis unseres derzeitigen Erfolges ist der clever zusammengestellte Kader, in dem es trotz aller Rivalität um die Plätze nicht zum Streit kommt. Auch das Trainerteam harmoniert sehr gut zusammen und vermittelt dem Team sehr klar ihre Ziele. Ich gucke mir viele Spiele live oder am Laptop an und sichte aktuell jede Woche. Von der U19 über Landes- und Oberligaspielen bis hin zu Regionalligaspielen. Zudem helfen vertrauenswürdige Kontakte, die einem ehrlich die Meinung über Spieler sagen, weiter. Ehrlich ist die Meinung meist erst, wenn keine monetären Gedanken dahinter stecken. Deshalb arbeiten wir fast immer ohne Spielerberater.

Frage: Mit den zu erwartenden Einnahmen aus dem DFB-Pokal muss es für einen sportlichen Leiter doch schön sein, einkaufen zu gehen.

Meyer: Wir werden nur einen kleinen Teil in den Kader investieren, der größte Teil des Geldes wird in die Infrastruktur des Platzes gesteckt. Wir haben unsere Ziele mit dem Erreichen der Regionalliga zwar erreicht, aber wir sind gekommen, um zu bleiben. Um weiter Gelder zu generieren, müssen wir den Zuschauern mehr Komfort bieten. Wir werden in naher Zukunft den VIP-Bereich ausbauen, wir werden eine Sitzplatztribüne errichten und diese zum Teil auch überdachen. Wir müssen dahin kommen, den Zuschauerschnitt zu steigern. Wir liegen zwar knapp über dem Regionalliga-Durchschnitt von 700 Zuschauern pro Spiel, aber ich denke das eine Steigerung noch möglich ist, wenn wir den Komfort erhöhen.

Schnabel: Natürlich werden wir auch den Kader genau durchleuchten und sehen, wo wir uns noch verstärken können. Wir haben gegen die Top-Mannschaften der Liga bis jetzt kein Spiel gewonnen. Es war nicht so, dass wir deutlich schlechter waren, aber wir haben die Partien verloren. Wir möchten dahin kommen, Siege in solchen Spitzenspielen mit unseren Fans in der 53acht-Arena zu feiern.

Meyer: Wir wollen sportlich und wirtschaftlich weiter wachsen. Dazu gehört auch, dass wir unser Gehaltsgefüge nicht für einen Spieler sprengen werden. Wer für den SSV spielen will, muss sich mit den hier gegebenen Rahmenbedingungen arrangieren. Ein Vollprofitum wird es auf absehbare Zeit nicht geben.

Frage: Das heißt also, dass die Zuschauer sich noch lange auf Spiele gegen den VfB Oldenburg freuen können, so dieser denn die Klasse hält.

Schnabel: Ich würde mich ehrlich freuen, wenn der VfB auch in der nächsten Saison in der Regionalliga spielt. Solche Traditionsvereine braucht diese Liga, um weiter attraktiv zu sein. Aufgrund der Nähe zur Stadt Oldenburg ist das für uns natürlich ein besonderes Spiel, auch weil viele Spieler in Oldenburg wohnen oder schon dort aktiv waren.

Meyer: Auch ich drücke natürlich die Daumen, dass der VfB in der Liga bleibt. Ich war ja selbst dort für einen kurzen Zeitraum tätig und habe viele Menschen im Umfeld des VfB schätzen gelernt.

Frage: Würdet ihr einen Aufstieg des VfL Oldenburg in die Regionalliga begrüßen?

Schnabel: Von 2003 bis 2009 hatte ich sechs tolle und erfolgreiche Jahre beim VfL Oldenburg. Der Kontakt zu den Verantwortlichen ist seit dem nie abgebrochen. Allen Verantwortlichen, Fans und der Mannschaft würde ich den Aufstieg absolut gönnen und mich sehr darüber freuen!

Meyer: Ein Aufstieg des VfL würde auch gut für die Zuschauerzahlen aller drei Regionalligisten sein. Es gäbe für jedes Team ein Spiel mit Derbycharakter mehr in der Saison. Dazu kommen solche Highlight-Spiele wie gegen Lübeck, die von vielen Fans begleitet werden. Wir selbst stellen bei uns fest, dass immer mehr Zuschauer aus der weiteren Umgebung zu uns finden.

Aufrufe: 019.4.2018, 15:30 Uhr
Volkhard PattenAutor