2024-04-25T14:35:39.956Z

Relegation
Die Mannschaft des SSV Jahn feiert den Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga. F: Leifer
Die Mannschaft des SSV Jahn feiert den Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga. F: Leifer

SSV Jahn schafft die Sensation

Mit dem 2:0-Sieg im Rückspiel in München steigt Regensburg in die 2. Liga auf. Für die Löwen wird ein Alptraum Realität.

Der SSV Jahn Regensburg schafft sensationell den direkten Durchmarsch in die 2. Liga. Erst im vergangenen Sommer waren die Oberpfälzer aus der Regionalliga Bayern aufgestiegen. Nun kämpften sie in der Relegation gegen den TSV 1860 München wieder um den Aufstieg. Im Hinspiel am Freitag hatte es ein 1:1 geben. Das Rückspiel am Dienstagabend gewannen die Regensburger mit 2:0 (2:0) und treten in der kommenden Saison damit in der zweithöchsten deutschen Fußball-Spielklasse an.

„Es ist ein sehr emotionaler Moment“, meinte Jahn-Trainer Heiko Herrlich nach der Partie: „Das erfüllt mich mit Demut und Dankbarkeit. Ich freue mich einfach, dass ich heute hier ein Teil davon sein darf.“

Herrlich hatte sein Team im Vergleich zum Hinspiel auf einer Position verändert. Jann George war wieder fit und rückte für Uwe Hesse in die Startelf. Unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Fans aus beiden Lagern – rund 7000 Zuschauer waren aus Regensburg angereist –, ging es los. Die Spieler des Jahn schienen von der gigantischen Kulisse von insgesamt 62 200 Zuschauern zu Beginn der Partie etwas beeindruckt zu sein. Die Löwen-Fans wollten den Ball da förmlich ins Tor des Jahn hineinschreien. Diese erste Drangphase des TSV 1860 war nach ein paar Minuten aber wieder beendet. Die Regensburger hatten nun ihren Kurs gefunden und hielten voll dagegen.

Die Trainer tigerten auf und ab

Wie viel auf dem Spiel stand, war alleine an der Körpersprache beider Trainer abzulesen. Die tigerten in ihren Coachingzonen wie Raubkatzen unruhig auf und ab. Auf dem Spielfeld schienen die Regensburger gerade alles gut im Griff zu haben, als die Löwen zu ihrer ersten großen Chance kamen. Knapp eine halbe Stunde war gespielt, da dribbelte sich Florian Neuhaus durch die Jahn-Abwehr und bediente Levent Aycicek. Der wurde erst in letzter Sekunde vom Regensburger Keeper Philipp Pentke gestoppt. Kurz danach gab es dann ein Tor – allerdings auf der anderen Seite. Erik Thommy vernaschte zwei Münchner Spieler, zog auf und davon und legte für Kolja Pusch auf. Der nahm Maß und jagte den Ball wie an der Schnur gezogen zum 1:0 für den Jahn in den Winkel (30.).

Zehn Minuten später legte der Jahn sogar noch nach. Zunächst hatten die Sechziger die große Chance zum Ausgleich, Christian Gytkaer scheiterte aber an Pentke. Im Gegenzug raste der Ball kombinationssicher durch die Reihen der Regensburger, bis ihn am Ende Marc Lais mit einem wunderschönen Kopfball im Tor der Löwen unterbrachte (41.).

Viele Löwen-Fans gehen früher

2:0 für den Jahn stand es zur Halbzeit. Die Münchner brauchten wegen der Auswärtstorregel nun mindestens drei Tore. Alle ihre Fans schienen nicht mehr daran zu glauben, so mancher verließ bereits die Tribüne.

In der zweiten Hälfte hatte Regensburgs Marco Grüttner sogleich die Chance zum 0:3, wurde im letzten Moment jedoch abgeblockt. Ein weiteres Tor war aber gar nicht mehr nötig, da der Jahn den Sieg total souverän nach Hause brachte. Weil die Löwen-Fans kurz vor Ende völlig ausrasteten, musste das Spiel allerdings lange unterbrochen werden.

Für den TSV 1860 München wird nun ein Alptraum Realität. Durch den Abstieg der ersten Mannschaft in die 3. Liga muss auch die U21 die Regionalliga Bayern verlassen, da zwischen beiden Teams mindestens eine Spielklasse sein muss. Zudem wird spekuliert, dass Investor Hasan Ismaik sein Engagement zurückfahren könnte. Während die vielen Löwen-Fans angesichts der unsicheren Zukunft ihres Klubs den Tränen nahe waren, herrschte bei den Regensburger Anhängern grenzenloser Jubel. Minutenlang feierten sie nach dem Abpfiff ihre Aufstiegshelden – denen in der Heimat nun ein großer Empfang bevorstehen dürfte. Am Mittwochabend soll eine öffentliche Aufstiegsfeier am Regensburger Haidplatz stattfinden.

Erste Rücktritte bei 1860 München

Nach dem Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga steht der TSV 1860 München vor einem größeren personellen Neubeginn. Präsident Peter Cassalette erklärte am Dienstagabend nach dem 0:2 (0:2) im Relegations-Rückspiel gegen den SSV Jahn Regensburg seinen Rücktritt. Schon vor dem Spiel hatte Ian Ayre seine Position als Geschäftsführer zur Verfügung gestellt, wie der Verein wenige Stunden nach dem Sturz der „Löwen“ in die 3. Liga mitteilte.

Die Veröffentlichung des Rückzugs von Ayre sei bis nach der Partie zurückgehalten worden, um die Mannschaft und das Umfeld vor dem wichtigen Spiel gegen Regensburg nicht zu belasten, begründete 1860. Cassalette wolle einem Neuanfang nicht im Wege stehen, hieß es. Ayre und er würden ihre Ämter nach einer geordneten Übergabe niederlegen.

Geschäftsführer Ayre war beim Spiel schon nicht mehr im Stadion. Der 54-Jährige hatte sein Amt bei den „Löwen“ erst im April angetreten. 1860-Investor Hasan Ismaik holte den Engländer vom FC Liverpool, dem Premier-League-Club, bei dem Jürgen Klopp Trainer ist.

Nach der Niederlage gegen Regensburg hatte Trainer Vitor Pereira die sportliche Verantwortung für den Abstieg übernommen. Die Aussagen des Portugiesen in der Pressekonferenz klangen auch bei ihm nach einem Abschied. „Leider hat es nicht gereicht, die Ziele zu erreichen“, sagte Pereira. Der 48-Jährige bedankte sich bei allen im Verein. Sein Projekt mit 1860 München erklärte er für „gescheitert“. Fragen wollte er nach seinem Eingangsstatement nicht beantworten.

„Ich habe schon vor zwei, drei Jahren gesagt, dass der Jahn ein schlafender Riese ist. Jetzt ist er aufgewacht, jetzt steht er da. Nun schauen wir mal, dass wir in der 2. Liga eine gute Rolle spielen“, meinte Jahn-Präsident Hans Rothammer nach der Partie. Herrlich bilanzierte, „dass wir in der Relegation über beide Spiele die bessere Mannschaft waren. Ich freue mich einfach für uns und unsere Gemeinschaft“. Für den TSV 1860 hatte er - auch mit Blick auf die Ausschreitungen – mitfühlende Worte: „Das ist ein Traditionsverein. Es tut weh, was hier passiert ist“. Löwen-Coach Vitor Pereira gratulierte Herrlich fair: „Der Jahn war die bessere Mannschaft. Sie haben den Aufstieg verdient.“ Jahn-Torwart Philipp Pentke fasste die Glücksgefühle der Mannschaft in einem Satz zusammen: „Es ist einfach unbeschreiblich, was wir in dieser Saison geschafft haben.“

Aufrufe: 030.5.2017, 23:37 Uhr
Jürgen ScharfAutor