Es schien so, als ob Herrlich keine große Sache aus der Niederlage gegen Kiel machen wollte. Zwar seien seine Schützlinge enttäuscht gewesen, doch er habe der Partie auch Positives abgewinnen können. „Dass nach dem Spiel keiner in der Kabine saß und juhu geschrien hat, dürfte klar sein. Da muss man sich einfach den Mund abputzen“, erklärt Herrlich. Mehr Ballbesitz und hochkarätige Möglichkeiten – einzig die Chancenverwertung blieb in der Analyse des Regensburger Traines ein großes Manko. „Wenn wir ein Tor gemacht hätten, wäre das ein Dosenöffner für uns gewesen.“
Um weiter in Schlagdistanz zu bleiben, soll das in Erfurt wieder besser klappen. Schließlich steht Herrlich neben Geipl auch Spielmacher Kolja Pusch nach seiner Gelbsperre wieder zur Verfügung. „Auch er ist natürlich eine Alternative für die Startelf. Die beiden waren ja auch nicht verletzt. Ich schaue mir aber das Abschlusstraining noch einmal an“, erklärt der Coach. Nach der Verletzung gegen Kiel gibt Herrlich auch bei Marcel Hofrath Entwarnung. Er sei zwei Tage intensiv behandelt worden und war bereits wieder voll im Training. Bangen müssen die Regensburger dagegen um Erik Thommy. „Er hat im Training über eine Verhärtung geklagt. Wir haben ihn deshalb rausgenommen. Aber das war eine reine Vorsichtsmaßnahme“, erklärt der Trainer des SSV Jahn. Nichtsdestotrotz gehe er davon aus, dass auch Thommy in Erfurt auflaufen kann.
Durch den wieder einsatzbereiten Geipl wird Herrlich in seiner Mannschaft vermutlich rotieren. Klar ist bislang nur, dass der 25-Jährige Mittelfeldstratege auf jeden Fall spielt. Laut Herrlich kann es deshalb gut sein, dass Marvin Knoll wieder als Innenverteidiger in die Viererkette rückt. Weil dem SSV-Coach im Vergleich zur Partie gegen Kiel wieder mehr Akteure zur Verfügung stehen, steigen auch seine Erwartungen: „Es geht um drei Punkte – und die wollen wir holen!“ Dennoch warnt Herrlich vor Übermut, insbesondere aufgrund der individuellen Klasse im Erfurter Kader. Gegen die RWE-Offensivabteilung um Carsten Kammlott, Sebastian Tyrala und Okan Aydin wird die Jahn-Defensive besonders gefordert sein. Dem 29-jährigen Tyrala, der in seiner Karriere immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde, bescheinigt Herrlich sogar Bundesliganiveau. Die Marschroute ist deshalb klar: Erfurt von Beginn an in den Griff bekommen und zugleich das eigene Spiel aufdrücken. „Wir müssen versuchen, der Partie in bestimmten Momenten eine Richtung zu geben“, fordert der Jahn-Coach.
Einen besonderen Stellenwert hat die Begegnung aber nicht nur im Hinblick auf den Aufstiegskampf. Gegen Rot-Weiß kommt es für die Fans des SSV zu einem Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Andre Laurito. Der Innenverteidiger war bei der letzten Zweitligasaison der Regensburger vor vier Jahren Kapitän des Jahn, wechselte nach dem Abstieg aber zu Erfurt. Geschenke wollen ihm die SSV-Kicker aber nicht machen. „Schließlich haben wir auch noch etwas aus dem 0:1 im Hinspiel gutzumachen“, so Herrlich.