Abschiedsgedanken und die Frage: Was kommt danach? Im zweiten Teil des großen Interviews mit Oliver Hein erzählt der 30-Jährige, warum für ihn nächstes Jahr beim SSV Jahn Schluss sein wird, und warum dabei das tägliche Treppensteigen keine unwesentliche Rolle spielt. Zudem hat der gebürtige Salchinger (Lkr. Straubing-Bogen) schon klare Pläne, was er in Zukunft machen will - und so viel sei verraten: Es hat eher weniger mit dem runden Leder zu tun...
FuPa: Oliver, der Jahn hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt. Was war das sportliche Highlight schlechthin für dich?
Rein sportlich definitiv die drei Aufstiege, die ich mit dem Jahn miterleben durfte. In der Relegation gegen Karlsruhe waren wir der absolute Underdog. Wir wussten natürlich, wie extrem schwer diese beiden Spiele werden würden und dass wir unser Bestes geben müssen, um den Aufstieg am Ende auch zu schaffen. Durch mein Tor im Rückspiel zum 1:0 hat der Aufstieg für mich nochmal einen anderen Stellenwert bekommen. In erste Linie aber auch deshalb, weil es am Ende des Tages schon überraschend war, als Abstiegskandidat Nummer eins, der wir für viele zu Beginn der Saison waren, die Relegation zur zweiten Liga zu erreichen und dann eben auch für uns zu entscheiden.
Schwere Knieverletzungen haben dir in den letzten Jahren zugesetzt. Was war deine Motivation, dich immer wieder zurückzukämpfen? Gab`s einen Moment, in dem du hinwerfen wolltest?
Natürlich war es keine leichte Zeit, aber den Moment, in dem ich darüber nachgedacht hätte alles hinzuwerfen, gab es währenddessen eigentlich nie. Für mich war es wichtig, immer mein Bestes zu geben, um der Mannschaft und dem gesamten Klub so schnell wie möglich wieder helfen zu können. Wenn man Woche für Woche sieht, mit welchem Einsatz und welcher Leidenschaft die eigene Truppe auf dem Platz steht, will man natürlich ein Teil davon sein. Die Verletzungen hatten, wenn man so will, dahingehend aber auch etwas Positives, weil ich den sportlichen Alltag immer mal wieder aus einem Blickwinkel betrachten konnte. Diese Perspektive hat man als Profi sonst normal nicht, wenn man mittendrin ist. Ich habe in der Zeit dann auch das Gespräch mit meinen Mannschaftskollegen gesucht und meine Erfahrungen und auch meine Eindrücke als quasi Außenstehender eingebracht, einfach, um trotz meiner Verletzung weiterhin meinen Beitrag für die Mannschaft, den Verein und auch für unsere Fans leisten zu können.
Wie sähe das perfekte Ende deiner Jahn-Laufbahn aus?
Ich würde zum Abschluss meiner Karriere gerne in den kommenden beiden Saisons den Klassenerhalt erreichen, um den Jahn noch nachhaltiger in der zweiten Liga zu etablieren. Wenn wir es weiterhin schaffen, eine Mannschaft zu stellen, die den gleichen begeisternden Fußball spielt wie bereits in den vergangenen Jahren, kann ich meine Schuhe auch guten Gewissens an den Nagel hängen. Im Moment befinden wir uns auf einem guten Weg und für mich geht es im kommenden Jahr einfach darum, mein Bestmögliches dafür zu tun, dass der Jahn sportlich und wirtschaftlich gesehen weiterhin genauso gut oder sogar noch besser dasteht.
Hast du schon berufliche Pläne für deine Zeit nach dem professionellen Fußball?
Der aktuelle Plan ist, nach meiner Spielerkarriere ein Osteopathiestudium in Angriff zu nehmen. Das war bisher immer etwas, das für mich persönlich parallel zum Fußball und zum Privatleben nicht unter einen Hut zu bringen war. Da hab ich mir dann auch immer wieder die Frage gestellt, wann ich diesen Schritt wagen möchte, und der ist nun 2021 für mich gekommen.
Zu guter Letzt: Schaust du noch öfters bei deinem Heimatverein in Salching vorbei? Und könntest du dir vorstellen, in absehbarer Zeit im Straubinger Fußball mitzumischen?
Ich war schon länger nicht mehr bei einem Spiel beim SV Salching dabei, auch weil ich einfach nicht mehr so häufig zuhause bin und sich mein privater Lebensmittelpunkt etwas nach Dingolfing, wo meine Frau und ich mittlerweile leben, verschoben hat. Man soll im Fußball niemals nie sagen, aber im Moment kann ich mir nicht vorstellen, zeitnah nach meinem Karriereende im Amateurfußball tätig zu sein. Für mich ist es auch wichtig, nach 2021 ein bisschen Abstand zu gewinnen, da der Fußball ja doch schon seit meiner Jugend ein täglicher Begleiter war. Die neu gewonnene Freizeit, die durch den Wegfall des Fußballeralltags entstehen wird, möchte ich einfach nutzen, um vieles besser reflektieren zu können und mir einfach bewusst zu machen, was in meiner Karriere und vor allem auch in der Zeit beim Jahn alles passiert ist.
Das Interview führte Mathias Willmerdinger.