2024-03-28T15:56:44.387Z

FuPa Portrait
Feierte gestern seinen 70. Geburtstag: Hans Meichel. F: Würthele
Feierte gestern seinen 70. Geburtstag: Hans Meichel. F: Würthele

Hans Meichel – eine Legende wird 70

Als der Eisenbahnersohn mit 19 Jahren zum Jahn kam, begannen dort die besten Jahre. 500 Spiele rackerte er für die Rothosen.

Hans Meichel ist ein Mann mit Bodenhaftung. In einer bescheidenen Doppelhaushälfte in Laub lebt er seit fast 30 Jahren mit Frau Marianne. Hündin Loba hält ihn fit, die Biokost seiner Frau hält ihn gesund und die Spieler des SV Fortuna halten ihn jung. Er ist ihr Team-Manager.

Seine 1,69 Meter hatten es in sich. Aufgrund seiner Sprungkraft und seines Timings ließ er größere Stürmer alt aussehen. Vom ständigen Kopfballspielen hat Meichel ein Überbein auf der Stirn bekommen, das Andenken hat er sich vor seinem Geburtstag wegoperieren lassen. Die Fäden sind noch drin. 70-Jährige saßen früher auf der Parkbank, den Stock in der Hand. Meichel trägt Turnschuhe, weißes Sporthemd, einen roten Anorak und ab heute fährt er einen schwarzen Porsche Macan auf Leasingbasis. Das Geburtstagsgeschenk hat sich der langjährige Vermittler der Arbeitsagentur selbst gemacht. „Die 70 spüre ich nicht. Im Kopf bin ich jung.“

Im defensiven Mittelfeld eine Bank

Sein Haus steht neben dem Feuerwehrgerätehaus. Meichel hat beim Jahn gelöscht. Einen älteren Regensburger überkommt sofort ein Gefühl von Ruhe, wenn er den Namen hört. Hans Meichel war als defensiver Mittelfeldspieler und Verteidiger eine Bank. Hatte er den Ball am Fuß, war die Gefahr gebannt. Man konnte nach vorne blicken. Wunderschön spielte er dem Ritschel Mane und dem Braun Schore in den Lauf. An seiner Seite spielte Alfred Kohlhäufel. Hinter ihm standen Horst Eberl und Peter Stokowy, sein bester Freund.

40 Jahre ist das her. Doch sein Ruhm dauert an. Das haben Legenden so an sich. In seinen 38 Jahren als Vermittler beim Arbeitsamt öffnete ihm seine Jahn-Vergangenheit manche Tür. „Ah, der Meichel, vom Jahn“, hieß es in den Metallbetrieben. Wenn ihn Club-Legende Dieter Nüssing (1968 bis 1977 beim 1. FC Nürnberg) heute mit seiner Fortuna bei Spielen der Landesliga Mitte trifft, schreit er schon von weitem: „Hans, du alter Klopper! Wann trinken wir wieder einmal ein Bier miteinander?“

Spieler heute haben es schwer, lokale Helden zu werden. Hans Meichel hat die einfache Erklärung dafür: „Sie bleiben ein, zwei Jahre, dann gehen’s wieder. Ich war elf Jahre aktiv beim Jahn.“ Es waren Glanzzeiten. Und es gab Dunkelheiten. Seine schwärzeste Stunde war die Schmach von Stuttgart. „Der Jahn war schon abgestiegen, die Mannschaft befand sich in Auflösung und dann kam das 0:8 in Stuttgart gegen den Tabellenführer VfB. Sechs Tore schoss alleine ein Spieler namens Ottmar Hitzfeld.“ Das schlimmste kam nach dem Abpfiff. Ein Zuschauer rief ihn zum Zaun. „Sie sind doch der Kapitän. Hier sind 500 Mark für die Mannschaftskasse, weil ihr so offensiv gespielt habt.“

Ein standorttreuer Spieler

Mit 30 Jahren beendet er seine Zeit beim Jahn und wurde Spielertrainer in Zeitlarn. 1989 kehrte er zurück an die Prüfeninger Straße. Beim Jahn war er bis 1994 alles außer Präsident: Abteilungsleiter, Manager, Interims-Trainer und Spieler. Hans Meichels jahnsinnige Karriere begann mit sechs Jahren unterm Turm. Onkel Sepp nahm ihn mit auf den Jahnplatz. „Wir standen links neben der Anzeigetafel. Mein Onkel besorgte mir ein Bierkistl, dass ich aufs Spielfeld schauen konnte“, erinnert sich der Meichel Hans. Dort unten zogen Hubeny, Popp, Niemann, Schamriß unter Trainer Bimbo Binder in der II. Liga Süd ihre Kreise. „Auf diesem Rasen möchte ich auch mal spielen“, sagte sich Hans Meichel.

Er war ein fußballnarrisches Kind des Nachkriegs-Deutschland. Seine Eltern Adolf und Wilhelmine stammen aus dem deutschen Dorf Sulz bei Odessa. Ihre erste Wohnung in Kumpfmühl waren zwei Zimmer in einem Behelfsheim. Hans war der Zweitälteste, wuchs mit den Brüdern Adolf, Helmut und Rudi auf. Als Fußballer stand er tagtäglich auf der Wiese. Die Tore zimmerten sie sich selbst. Einer brachte den Ball mit. Es war ein Kampf Straße gegen Straße. Meichel sorgte für den Ruhm der Karl-Stieler-Straße. Er begann als eine Bank im Tor: „Ich identifizierte mich mit Harry Gregg, dem Tormann von ManU und Keeper der nordirischen Nationalmannschaft. Ich hatte ein grünes T-Shirt und malte mir das rote Kreuz auf die Brust. Doch dann wurde es mir im Tor zu langweilig.“

Hans Meichel hat seinen Fußball-Traum gelebt. „Die Rothosen, das war was. Es gab nichts Höheres in der Oberpfalz.“ 1966, im Jahr des Durchmarsches von der Landesliga über die Bayernliga in die zweite höchste deutsche Spielklasse, wechselte der Kumpfmühler von TuS Süd zum Jahn. Der wendige, laufstarke Spieler schlug granatenmäßig ein. Meist war er „Aufleger“. Doch Meichel schoss zwei entscheidende Tore gegen die SpVgg Weiden. „Eines mit dem Kopf und eines flach ins Eck.“ Hans Meichel stieg mit dem Jahn sofort in die zweithöchste Spielklasse und wurde Teil der Jahn-Euphorie der 60er und 70er Jahre.

Kommt sie wieder? Die Legende ist optimistisch: „Der Jahn spielt einen begeisternden Fußball, steht sehr kompakt.“ Im VIP-Raum der Continental-Arena hat Hans Meichel einen eigenen Stuhl. Er trägt die Rückennummer 6. Der Meichel Hans gehört zur Jahrhundert-Elf des SSV Jahn Regensburg.

Aufrufe: 016.3.2017, 05:00 Uhr
Helmut Wanner, MZAutor