2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligabericht
Jahn-Geschäftsführer Christian Keller kann sich über einen Geldregen durch die TV-Erlöse freuen. Foto: Eibner
Jahn-Geschäftsführer Christian Keller kann sich über einen Geldregen durch die TV-Erlöse freuen. Foto: Eibner

Der Jahn und seine TV-Millionen

In der 2. Liga kassiert der SSV 6,6 Millionen – im Vergleich zur Vorsaison ein großer Sprung. Auch die Ausgaben steigen.

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Vor gut einem Jahr kickten die Spieler des SSV Jahn Regensburg noch in der Regionalliga Bayern gegen Teams wie den SV Schalding-Heining, den FC Memmingen oder den FV Illertissen. Einnahmen durch TV-Gelder spielten bei den Oberpfälzern zu diesem Zeitpunkt wohl noch kaum eine Rolle – damals erhielt der SSV Jahn nur eine verschwindend geringe Summe im vierstelligen Bereich. Nach dem Durchmarsch in die 2. Bundesliga bewegen sich die Regensburger aber nun in völlig anderen Sphären – und das nicht nur sportlich, sondern auch finanziell.

Während der Jahn in der 3. Liga 711000 Euro erhielt, kassiert der Klub jetzt satte 6645391Euro an TV-Geldern. „Wenn man die reinen Fernseh-Erlöse vom letzten und von diesem Jahr miteinander vergleicht, dann ist der Sprung schon riesig“, erklärt Christian Keller, Geschäftsführer des SSV Jahn. Mit dem Geld um sich werfen wird er auch in der 2. Bundesliga dennoch nicht können. Für die Verteilung der Medienerlöse für die Spielzeiten von 2017 bis 2021 hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) ein völlig neues Modell entwickelt. Gestaffelt über jährliche Steigerungen werden die Gelder aus dem frischen Fernsehvertrag an die 36 Profiklubs der beiden höchsten Ligen vergeben. Nach Informationen des „Kicker“ sind das für die neue Saison exakt 1194235000Euro. Aus diesen knapp 1,2 Milliarden gehen etwas über 186Millionen an die Vereine aus der 2. Bundesliga.

Das Vier-Säulen-Modell der DFL

Wie die DFL auf Anfrage unseres Medienhauses mitteilte, würden zum Schlüssel der Verteilung der nationalen Erlöse auch weiterhin Teile der vorherigen Regelungen zählen, wie beispielsweise die „Heranziehung einer Fünf-Jahres-Wertung“. Darüber hinaus sollen künftig aber ligaübergreifend zusätzliche Parameter miteinbezogen werden. Das soll anhand eines „Vier-Säulen-Modells“ funktionieren. Durch die Säule „Sportliche Nachhaltigkeit“ und die damit verbundene Einführung einer 20-Jahres-Betrachtung will die DFL den langfristigen Beitrag eines Klubs zur Entwicklung der ersten und zweiten Liga honorieren. Anhand des Kriteriums der „Nachwuchsförderung“ sollen dagegen erstmals Einsätze von U23-Spielern belohnt werden. Mit der Säule „Wettbewerb“ verspricht sich die DFL die „gezielte Förderung der Attraktivität in den unteschiedlichen Tabellenregionen“. Auf zunächst in Erwägung gezogene Kriterien wie die Anzahl der Fans oder die Einschaltquoten der jeweiligen Partien wurde dagegen verzichtet.

Keller sagt, dass auch er den Beschluss der DFL grundsätzlich befürwortet: „Ich denke, dass es gut ist, sich auf mehr als nur ein Kriterium zu stützen. Vor dem neuen Verteilungsschlüssel war der Erfolg der einzelnen Vereine in den letzten fünf Jahren ein Hauptkriterium.“ Allerdings würde der Verteiler „im Sinne einer möglichst großen Wettbewerbsausgeglichenheit die Schere zwischen großen und kleinen Klubs noch weiter aufgehen lassen“, kritisiert der Geschäftsführer der Regensburger. „Das halte ich für suboptimal.“ Die knapp 6,6 Millionen Euro, die der SSV Jahn demnach für die Saison 2017/18 erhält, klingen zunächst enorm – sind es allerdings nicht. Tatsache ist, dass die Regensburger im TV-Ranking der 2.Bundesliga gemeinsam mit Mitaufsteiger Holstein Kiel (rund 6,5 Millionen Euro) einsam am unteren Ende liegen. „Es gibt Klubs, die fast 17 Millionen Euro bekommen. Der Jahn ist da ein extrem kleines Licht“, so Keller. Gemeint ist der FC Ingolstadt, der laut „Kicker“ mit exakt 16994330 Euro am meisten der 18 Zweitligisten erhält. Im Vergleich zur Bundesliga sind das aber nur Peanuts: Bezüglich der Medienerlöse ist der FC Bayern München dort einsamer Spitzenreiter. Der Rekordmeister erhält eine Summe von 95,84 Millionen Euro.

Rückzahlungen an DFB und DFL

Der Bruchteil, der für den SSV Jahn aus dem Geldtopf der DFL übrig bleibt, ist also vergleichsweise klein. Wo diese zusätzlichen finanziellen Mittel bei den Regensburgern hinfließen, ist für Keller leicht zu beantworten. Ein wesentlicher Teil der Medienerlöse würde für den „Personalaufwand“ verwendet werden, „der andere Teil fließt in Sachaufwand“, wie es der SSV-Geschäftsführer ausdrückt. Zudem würde ein erheblicher Betrag der 6,7 Millionen auch wieder an die Verbände zurück gehen. „Das ist gemeinhin nicht bekannt, aber allein den Jahn betreffend sind das rund 800 000 Euro“, so Keller. Etwa 50 Prozent davon würden an die DFL gehen, die anderen 50 Prozent an den DFB. „Es ist also schon mal wieder viel weg, ohne dass überhaupt etwas gemacht wurde“, erklärt Keller. Zudem steigt nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga auch die Stadionmiete für die Continental-Arena. Während 2016/17 pro Spieltag eine Zahlung von 5000 Euro an die Stadt Regensburg fällig war, erhöhte sich dieser Betrag mit dem Aufstieg auf 15 000 Euro. In der 3.Liga benötigte der SSV Jahn rund 6,5 Millionen Euro für eine Saison. Nach Informationen unsers Medienhauses gingen davon knapp drei Millionen auf den Betrieb der Profimannschaft. In der 2.Bundesliga wird auch der benötigte Gesamtetat der Regensburger wesentlich steigen – Experten gehen vom Doppelten aus.

Durch die Teilnahme am DFB-Pokal erhoffen sich die Regensburger zusätzliche Einnahmen. In der ersten Runde kassiert der SSV Jahn nach Kellers Angaben 159 000 Euro. Zuzüglich der Zuschauergelder sei das eine „beträchtliche Summe“, so der Geschäftsführer. „Klar ist natürlich auch, dass das als Dritt- oder Viertligist noch viel relevanter ist. Aber auch in der 2. Liga ist das eine wichtige Ertragssäule, die man wieder entsprechend einsetzen kann, um die Weiterentwicklung des Klubs voranzutreiben.“ In Darmstadt, dem ersten Gegner der Regensburger, sieht Keller einen ernstzunehmenden Gegner. Aufgrund des Heimrechts des SSV Jahn stellt sich für ihn aber die Frage: „Wieso nicht für eine kleine Überraschung sorgen?“ Schließlich wäre beim Einzug in die nächste Runde eine erneute Zahlung des DFB an den SSV Jahn fällig.

Aufrufe: 011.7.2017, 12:00 Uhr
Alex Huber, MZAutor