2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Mittendrin im Aufstiegsrennen um die zweite Liga: Kolja Pusch (v.li.), Marco Grüttner und Erik Thommy. F: Staudinger
Mittendrin im Aufstiegsrennen um die zweite Liga: Kolja Pusch (v.li.), Marco Grüttner und Erik Thommy. F: Staudinger

Der Jahn – ein Team, das Spaß macht

Selbst der Gästetrainer schwärmt vom Fußball, den die Regensburger bieten. Der hat sie auf einen Aufstiegsplatz hochgespült.

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Die Tabelle lügt nicht, heißt es in einer Fußball-Weisheit. Bezogen auf die 3. Liga heißt das dann wohl nichts anderes, als dass die Kicker des SSV Jahn Regensburg richtig gut Fußball spielen können. Am Ostersamstag gewannen die Oberpfälzer mit 3:1 (1:0) gegen den SV Werder Bremen II. Dadurch rückten sie in der Tabelle auf den zweiten Platz vor. Wenn sie diesen in den noch fünf ausstehenden Saisonspielen halten, dann hätten sie es tatsächlich geschafft: innerhalb von nur zwei Jahren von der Regionalliga über die 3. Liga in die 2. Liga durchzumarschieren.

„Nandzik, Nandzik“-Sprechchöre gab es kurz nach dem Abpfiff in der Regensburger Continental-Arena zu hören. Auf Krücken war der im Spiel zuvor verletzt ausgewechselte Außenverteidiger auf den Platz gehumpelt, um gemeinsam mit seinen Teamkameraden zu den Fans zu gehen. Die Jahn-Anhänger feierten ihn lautstark – und spendeten auch sonst viel Applaus für eine Mannschaft, die ein tolles Fußballspiel geboten hatte.

Für dieses hatte sich auch Philipp Pentke fit gemeldet. Der Torwart litt unter der Woche unter einem Magen-Darm-Virus, sein Einsatz stand lange auf der Kippe.Am Ende bezog er aber seinen gewohnten Posten im Jahn-Tor.

Die Regensburger brauchten einige Zeit, um ins Spiel zu finden. Erst nach etwa 20 Minuten gaben sie richtig Gas. Ab diesem Zeitpunkt erspielten sie sich aber eine Chance nach der anderen. Drei davon konnten die Jahn-Angreifer nutzen. Das 1:0 erzielte Kolja Pusch mit einem wunderbaren Freistoßschlenzer (28. Minute). Beim 2:0 köpfte Erik Thommy nach präziser Flanke von Jann George ein (55. Minute). Und beim 3:0 war wieder Pusch zur Stelle. Zunächst ließ er seinen Gegenspieler mit einem Super-Trick aussteigen, dann zirkelte er den Ball gefühlvoll ins lange Toreck (61. Minute).

Führung etwas sorglos verwaltet

Nun hätte die Messe eigentlich komplett gelesen sein müssen. Die Jahn-Spieler gingen mit der Führung aber etwas sorglos um. Ousman Manneh konnte auf 1:3 verkürzen. Danach hatten die Bremer sogar noch weitere gute Möglichkeiten, scheiterten aber stets am glänzend aufgelegten Pentke.

Dass die Gäste überhaupt noch einmal ins Spiel zurückgekommen waren, regte Jahn-Coach Heiko Herrlich mächtig auf. Es habe ihn „maßlos geärgert“, sagte er nach der Partie, dass seine Mannschaft die Führung scheinbar mit gedrosselter Leistung über die Ziellinie schaukeln wollte. Ohnehin könne er sich nicht „hundertprozentig über den Sieg freuen, da wir mit Alexander Nandzik wieder einen Spieler mit einer Verletzung verloren haben“.

Während der Trainer direkt nach der Partie in eine analytische Aufarbeitung einstieg, genossen die Fans auf den Rängen einfach den Moment. Die Regensburger Mannschaft hatte nicht nur wieder ein echtes Spektakel geboten, sie hat sogar Magdeburg und Kiel, die beide nicht gewinnen konnten, überholt und steht jetzt in der Tabelle auf dem zweiten Platz. Der würde den direkten Aufstieg bedeuten.

Unter Druck setzen lassen wollen sich die Regensburger Spieler nun aber nicht. „Nein, um Gottes willen“, entfuhr es Pusch im Gespräch mit Reportern auf die Frage, ob denn jetzt am Ende der Saison ein vierter oder fünfter Platz sogar eine Enttäuschung wäre. „Wir sind sehr stolz, es macht riesig Spaß, dass wir Woche für Woche geilen Fußball spielen. Egal wie die Saison ausgeht, keiner ist enttäuscht, weil wir einfach ein Riesen-Feuerwerk jedes Spiel abgeliefert und alles gegeben haben“, sagte Pusch – und fasste die Gesamtlage dann kurz und bündig zusammen: „Wir haben einfach gerade Spaß dran, Fußball zu spielen.“

Und es macht auch Spaß, dem Jahn dabei zuzusehen. Nicht nur den über 6000 Zuschauern auf den Rängen, die für eine tolle Atmosphäre sorgten, sondern sogar dem Gästetrainer. „Das ist wirklich schöner Fußball, gegen den man hier spielt“, schwärmte Florian Kohfeldt nach der Partie.

„Wir sollten bescheiden bleiben“

Zumindest nach außen hin völlig unaufgeregt nimmt Jahn-Coach Herrlich die Euphorie um seine Mannschaft zur Kenntnis. Und von theoretischen Hochrechnungen, wie viele Punkte der Jahn in den kommenden fünf Spielen holen sollte, um auf dem zweiten Platz zu bleiben, hält er ohnehin nichts. Seit Wochen predigt er, dass es nur einen Weg gibt, in dieser engen Liga den Überblick zu bewahren. Der bestehe darin, von Spiel zu Spiel denken. Überhaupt gebe es trotz der tollen Zwischenbilanz noch keinerlei Anlass zu Jubelarien: „Wir sollten auf dem Boden und bescheiden bleiben.“

Aufrufe: 017.4.2017, 07:00 Uhr
Jürgen ScharfAutor