2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligabericht
Der Regensburger Keeper wurde in München zum Helden.        Foto: Staudinger
Der Regensburger Keeper wurde in München zum Helden. Foto: Staudinger

Der Held von München: Philipp Pentke

Der Torhüter des SSV Jahn Regensburg ist einer, der sich nicht leicht erschüttern lässt. Selbst wenn Stangen fliegen. 

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Der rechte Arm von Philipp Pentke ist vom Handgelenk an bis zur Schulter hoch tätowiert. „Da stehen Sachen drauf, die mir wichtig sind, Dinge an die ich glaube“, sagt er – zum Beispiel: „Roll on!“ Das sei sein Motto fürs Leben, erzählt der Torwart des SSV Jahn Regensburg. Von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lassen, den Kopf oben halten, weiterrollen eben.

Am Dienstagabend zeigte Pentke, dass seine Vorsätze nicht leere Worte sind. Der 32-Jährige behielt im Fan-Chaos von München kühlen Kopf und sorgte mit seinem mutigen Verhalten maßgeblich dafür, dass das Spiel zu Ende gebracht werden konnte.

Es lief die 81. Minute des Relegationsspiels in München, als es hinter dem Kasten von Pentke plötzlich rund ging. Einige Löwen-Fans tickten völlig aus. Sie warfen unablässig Becher, Sitzschalen und Stangen auf den Platz. Der Schiedsrichter unterbrach die Partie. Ein ganzer Trupp an Polizisten marschierte auf und postierte sich vor der Tribüne. Die Fans randalierten und warfen dennoch weiter. Nach einer Viertelstunde wurde die Partie aber wieder angepfiffen. Es sollte zumindest einen Versuch geben, das Spiel irgendwie über die Bühne zu bringen.

Nach der Partie berichtete Pentke, dass er eine mehr als unorthodoxe Absprache mit dem Schiedsrichter hatte. „Wir haben vereinbart, solange ich nicht getroffen werde, soll ich alles schnell beseitigen.“ Pentke ging also in den Strafraum, in den weiter alle möglichen Gegenstände flogen. In bewundernswerter Ruhe hob er die Sitzschalen oder Stangen dann auf und warf sie zurück ins Toraus. Nach dem Abpfiff erzählte er dann ganz gelassen von seinem turbulenten Arbeitstag: „Was da in der Schlussphase abging, das war schon ein bisschen crazy.“

Pentke wurde in Freiberg in der ehemaligen DDR geboren. Vor seiner Zeit beim SSV Jahn spielte er beim FC Augsburg, bei Energie Cottbus – und auch beim TSV 1860 München. Mit seinem ehemaligen Verein, den er mit dem Jahn nun in die 3. Liga geschossen hatte, fühlte er mit. „Und ich kann den Unmut der Fans verstehen“, sagte er, „aber dass es derart ausartet, ist natürlich nicht schön. Das ist ein Unding, aber wir haben uns auch davon nicht unterkriegen lassen.“

Überhaupt sei er riesig stolz auf seine Mannschaft: „Was wir geschafft haben in dieser Saison ist einfach unbeschreiblich.“ Nur nach dem Spiel am Dienstag habe er ein paar Schwächen entdeckt, erzählte Pentke. „Es gab einen kleinen Fauxpas, denn wir haben nur alkoholfreies Bier in der Kabine“, verriet er. Er hatte aber gleich einen Vorschlag: „Deshalb glaube ich, dass wir erstmal die nächste Tankstelle plündern müssen.“ Der Held von München scheint in der Tat ein Mann für alle Fälle zu sein. Trainer Heiko Herrlich hatte schon vor Monaten ein definitives Urteil über seinen Torwart gefällt: „Gut, dass wir ihn haben."

Aufrufe: 031.5.2017, 15:32 Uhr
Jürgen Scharf und Felix KronawitterAutor