2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Höchstädts dunkelhäutiger Spieler Abdul Wahab Ibrahim-Ussif war Opfer von angeblichen Rassismusvorwürfen.
Höchstädts dunkelhäutiger Spieler Abdul Wahab Ibrahim-Ussif war Opfer von angeblichen Rassismusvorwürfen. – Foto: Karl Aumiller

Zweifel an Rassismusvorwürfen

Höchstädt klagt über Beleidigungen beim Spiel in Möttingen +++ Der Schiedsrichter kann das nicht bestätigen

Für einige Turbulenzen bis auf höchste Verbandsebene sorgt das am Sonntag in der Halbzeit beim Stand von 2:0 abgebrochene Kreisliga-Spiel zwischen dem TSV Möttingen und der SSV Höchstädt. Die Schilderungen der Beteiligten sind dabei widersprüchlich. Während die Gäste in einer bereits vorliegenden ausführlichen Stellungnahme von einer „diskriminierenden und in höchstem Maße rassistischen Äußerung“ von zwei Möttinger Zuschauern gegenüber einem ihrer Spieler sprechen, will man vonseiten der Gastgeber nichts dergleichen gehört haben. Auch Schiedsrichter Peter Strobel (Kirchheim am Ries) hat die im Elektronischen Spielberichtsbogen (ESB) vorgesehene Frage nach rassistischen Vorfällen verneint. Ihm werfen die Höchstädter Vereinsverantwortlichen zudem vor, seine Stellungnahme „frei erfunden“ zu haben.

Was war passiert? Höchstädts dunkelhäutiger Spieler Abdul Wahab Ibrahim-Ussif hatte nach einem Foulspiel in der 36. Minute die Gelbe Karte erhalten, der Ball war anschließend in Richtung einer Möttinger Zuschauergruppe geflogen. Ob absichtlich vom Spieler geschossen oder unabsichtlich infolge der Aktion, darüber herrscht Uneinigkeit. Zwei Möttinger Zuschauer, die in dieser Gruppe standen, hätten nach Höchstädter Aussagen anschließend deutlich hörbar „Komm doch her, du brauner Affe“ gerufen. Der Spieler zeigte ihnen den Mittelfinger und erhielt dafür vom Schiedsrichter die Rote Karte.

Als es zehn Minuten später in die Halbzeitpause ging, sorgte die Szene für hitzige Diskussionen zwischen Vereinsvertretern und dem Schiedsrichtergespann. Weil der Unparteiische angab, keine rassistischen Äußerungen wahrgenommen zu haben, und deshalb auch keine Veranlassung sah, die Personalien der betreffenden Zuschauer aufzunehmen oder vom Ordnungsdienst aufnehmen zu lassen, entschied sich die SSV Höchstädt dafür, zur zweiten Halbzeit nicht mehr anzutreten. In der von Thomas Kehrle, Thomas Korittke und Johannes Ebermayer unterzeichneten Stellungnahme erklärt der Verein: „Unseren Spielern mit Migrationshintergrund war es sicherlich nicht zumutbar, weitere 45 Minuten vor so einem Publikum zu absolvieren.“

Möttingens Trainer Gerhard Wiedemann ist extrem verärgert, dass die Höchstädter mit einem „so sensiblen Thema“, das der Fußball-Verband als besonders wichtig auf seiner Agenda habe, wahrheitswidrig umgehen würden. Er selbst habe sich in unmittelbare Nähe der fraglichen Vorfälle befunden und auf gar keinen Fall habe es rassistische Äußerungen gegeben. Es sei doch auch völlig unlogisch, nach einem vermeintlich so gravierenden Vorfall noch zehn Minuten weiterzuspielen und anschließend in der Kabine zu bleiben, meint der Trainer.

Bei rassistischen Äußerungen von Zuschauern müsse der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen und die Personalien der betreffenden Personen aufnehmen, erläutert Kreisspielleiter Franz Bohmann (Wertingen) das Regelwerk. Anschließend werde das Spiel fortgesetzt. Das Kreissportgericht wird nun entscheiden müssen, welche Darstellung der Vorfälle es als glaubwürdig erachtet.

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Aufrufe: 019.11.2019, 09:39 Uhr
Rieser Nachrichten / Robert MildeAutor