2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Walter Geiring

Walter Czech: Ein Relegations-Experte mit einem Trennungstrauma

Trainer, die man kennt (12): Der 67-Jährige feierte mit seinen Vereinen zahlreiche Aufstiege, musste allerdings auch eine bittere Entlassung verkraften

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im zwölften Teil berichtet Walter Czech (67) von seinen unvergesslichen Erfolgen in der Relegation und erklärt, warum er ein Fan von Ottmar Hitzfeld und Lukas Lechner ist.

Schönste Saison deiner Trainer-Laufbahn....
Die Arbeit mit den Spielern hat mir immer viel Freude gemacht, sicher gab es ab und zu auch mal Ärger. Eine besondere Saison fällt mir dabei nicht ein, aber der Aufstieg 1993 mit dem TSV Triftern in die Kreisliga war schon toll. Gemeinsam mit Abteilungsleiter Klaus Bauer habe ich eine großartige Mannschaft zu einer verschworenen Gemeinschaft geformt, die nach dem Abstieg ein Jahr zuvor den sofortigen Wiederaufstieg schaffte. Noch heute reden die damaligen Spieler vom letzten Saisonspiel in Postmünster. Denn das Warmmachen und die Abschlussbesprechung erfolgten auf dem TSV-Platz in Triftern, danach fuhren wir mit dem Bus ins sieben Kilometer entfernte Postmünster und trafen erst kurz vor Spielbeginn dort ein. Wir holten das notwendige Unentschieden und die nachfolgende Feier war großartig.

Welcher Spieler hat dich in deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt....
Als Trainer hatte ich das Glück, zwischen 1982 und 2007 viele gute Fußballer aus unserer Region zu trainieren und gegen die besten Mannschaften aus Niederbayern in der Bezirks- oder Bezirksoberliga zu spielen. Es macht mich ganz besonders stolz, dass viele meiner Spieler eine Trainerausbildung (z. B. Hans-Günther Strasser, Marcel Thallinger, Christian Dorner oder Sebastian Matyschock) gemacht haben und heute als Trainer an der Linie stehen. Aber auch ehemalige Spielergrößen wie Hansbert Grötzinger wirken mit hoher Kompetenz und viel Erfahrung bei Vereinen.

Bei welchem Verein hattest du deine schönste Zeit....
Es ist schwierig, einen einzelnen Verein zu benennen, weil alle verantwortlichen Personen immer das Beste für den Klub erreichen wollen. Besonders hervorheben möchte ich aber die gute Zusammenarbeit mit dem TSV Massing mit den Vorständen Dr. Rudi Praller und Horst Reimann. Der Verein hat mir 1982 den Einstieg ins Trainergeschäft ermöglicht. Mit 29 Jahren übernahm ich den Aufsteiger in die Kreisliga Passau. Bei der Bewältigung der Aufgaben half mir ganz besonders Abteilungsleiter Schorsch Traunthaler. Eine weitere Saison war allerdings nicht mehr möglich, weil ich an der FOS/BOS in Weiden als Lehrer arbeitete und während der Woche das Training nicht leiten konnte. Bis heute habe ich noch viele Freunde in Massing und meine Frau und ich sind eng mit einigen Familien verbunden. Hier möchte ich die Familie Grötzinger mit Thomas und Hansbert nennen, die ein wichtiger Baustein des Massinger Fußballs in der Bezirksliga waren.

Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast du besonders gerne zusammengearbeitet...
Auch hier muss ich mehrere nennen. Mit Klaus Bauer vom TSV Triftern verband mich eine langjährige Fußballfreundschaft, da wir über viele Jahre in der ersten Mannschaft zusammengespielt haben. Er hatte einen guten Draht zu den Spielern und konnte dadurch bei Problemfällen ausgleichend Einfluss nehmen. Beim ASC Simbach durfte ich fünf Jahre lang Trainer sein und hier große Fußballkompetenz im Führungsbereich mitnehmen. Vorstand Joker Deisböck war ein unglaublicher Unterstützer meiner Arbeit und sorgte dafür, dass stets ein gut besetzter Spielerkader für den gewünschten Aufstieg in die Bezirksliga zur Verfügung stand, den wir 2001 dann auch realisieren konnten. Besonders hilfreich begleiteten das Team auch Abteilungsleiter Herbert Eherer und Medizinmann Wigo Lertinant, die beide leider schon verstorben sind. Beim SSV Eggenfelden war neben Vorstand Klaus Rieger vor allem Abteilungsleiter Alex Köberl enorm wichtig. Er war beruflich sehr stark gefordert, stand aber als sportlicher Leiter immer seinen Mann.

Welcher Trainer hat dich in deiner aktiven Zeit besonders geprägt...
Mein A-Jugendtrainer Heini Lehner hat nie aufgehört, mich anzutreiben. Leider hat es oft nicht geklappt, weil ich andere Interessen hatte und selten bis an die Grenze gegangen bin. Horst Reimann war derjenige, der mich motiviert hat, dass ich die Trainer-A-Lizenz erwarb. Mit diesem Trainerschein war ich berechtigt, internationale Trainerkongresse zu besuchen, was wir beide zusammen oft gemacht haben und zwischendurch auch Golf spielten.


Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut...
Ich kann getrost sagen, dass ich sowohl als Spieler als auch als Trainer meine Möglichkeiten sicher nicht ausgeschöpft habe. Trotzdem bin ich aber mit meinen Mannschaften - beide Funktionen zusammengenommen - von der A-Klasse bis in die Bezirksoberliga aufgestiegen. Was mich besonders freut, dass ich mit meinen Teams keines unserer Relegationsspiele verloren habe.


Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst....
Die Relegationsspiele waren einfach großartig. In einigen Spielen standen wir am Abgrund, konnten die Partie aber in den letzten Minuten noch drehen. 2005 kämpften wir beispielsweise mit dem SSV Eggenfelden gegen die SpVgg Lam um den Aufstieg in die BOL. In der 117. Minute nutzte einer unserer eingewechselten Spieler eine Unachtsamkeit in der Lamer Abwehr und wir gewannen 2:1. Nach Spielende stellte sich dann heraus, dass Lam aufgrund des Ergebnisses im Parallelspiel trotz der Niederlage in der BOL bleiben konnte. Legendär war in meiner Massinger Zeit auch das Siegtor von Hansbert Grötzinger gegen den TSV Grafling in der 119. Minute, das den Aufstieg in die damalige A-Klasse Passau (heute Kreisliga) bedeutete.



Früher war im Fußball alles besser - wie denkst du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung....
Ich denke, dass heute das Spiel insgesamt schneller und fairer ist. Entscheidend waren dafür die reformierten Regeln. Damit wurde klar, was die Spieler bei Verstößen zu erwarten haben. Meiner Meinung nach sind die Schiedsrichter besser auf die höheren Anforderungen vorbereitet.

Welche Art der Mannschaftsführung favorisiert du bzw. hast du favorisiert...
Für mich war es wichtig, dass ich meinen Spielern meine Meinung sage, die manchmal nicht deckungsgleich war mit der des Spielers oder der Mitspieler. Trotzdem muss einer entscheiden und diese Entscheidungen sind manchmal hart. Meine Erfahrungen als Lehrer haben mir dabei geholfen. Mit den allermeisten Spielern kann ich mich aber heute problemlos treffen und unterhalten.


Wie hat dich ein Spieler auf die Palme bringen können?
Wenn ein Spieler meinen Anweisungen nicht gefolgt ist und diese auch nicht akzeptiert hat


Gibt es im Profibereich einen Trainer, den du richtig gut findest...
Meine Lieblingstrainer sind Ottmar Hitzfeld, Jupp Heynckes und Jürgen Klopp. Ottmar Hitzfeld hielt einmal auf dem Internationalen Trainerkongress in Düsseldorf einen Vortrag über die Anfänge seiner Profikarriere als Trainer. Wir Zuhörer waren gefesselt, welch spannende Geschichten er uns erzählte.

Größte Enttäuschung deiner Karriere...
Als Trainer muss man wissen, dass es Entlassungen gibt. Wenn es aber passiert, fällt es schwer dies zu akzeptieren. Einmal wurde ich entlassen und ich brauchte ein halbes Jahr Erholung, um nach einem Gespräch mit dem ersten Vorsitzenden Gerhard Huber vom ASC Simbach wieder einzusteigen. Der ASC hatte sich damals gerade von seinem Trainer getrennt, sodass mich Gerhard gefragt hat, ob ich diese Aufgabe übernehmen möchte. Ich habe nicht lange überlegt und der Verbleib in der BOL war relativ schnell geschafft.

Was hältst du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?
Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass ein junger Spielertrainer Fußballfachleute an seiner Seite hat, mit denen er sich austauschen kann und die keinen Unfrieden schüren. Das Wesentliche ist aber ein großes fußballerischen Können verbunden mit hoher Kommunikationsfähigkeit. Lukas Lechner ist da ein schönes Beispiel für einen fachlich hochqualifizierten Spielertrainer, der wegen seiner pädagogischen Ausbildung und dem fußballerischen Können dieser Herausforderung gewachsen ist. Er vereinigt Praxis und Theorie ideal. Letztlich musst du als Coach ein Gespür dafür entwickeln, was ehrlich oder was gespielt rüberkommt. Manchmal sind Trennungen sogar für beide Seiten gut. Ein großer Trainer hat einmal gesagt: "Man ist erst dann ein richtiger Trainer, wenn man einmal abgestiegen ist, eine Meisterschaft mit seiner Mannschaft feiern konnte und mindestens einmal entlassen wurde." Dieses Anforderungsprofil habe ich erfüllt.


Zur Person:
Bereits mit 24 Jahren erwarb Walter Czech die B-Lizenz und coachte ab 1977 diverse Jugendmannschaften des TSV Triftern, für den er als Spieler ausschließlich aktiv war. 1982 übernahm er dann beim TSV Massing in der A-Klasse (damals Kreisliga) zum ersten Mal das Kommando für eine Seniorenmannschaft, musste dieses Engagement allerdings aus beruflichen Gründen nach nur einem Jahr wieder beenden. Nach dem Erwerb der A-Lizenz beim bayerischen Landestrainer Horst Stütze und Holger Osieck, dem späteren Co-Trainer von Franz Beckenbauer bei der WM 1990, betreute der Lehrer, der in dieser Zeit an verschiedenen beruflichen Oberschulen in Bayern tätig war, in der Saison 1985/86 den SV Wittibreut.

Von 1992 bis 1995 fungierte Czech dann als Trainer der ersten und zweiten Mannschaft bei seinem Heimatverein TSV Triftern, beendete jedoch diese Zusammenarbeit nach Reibereien mit der Vorstandschaft. Anschließend kehrte er zum TSV Massing zurück, den er in einer aussichtslosen Tabellensituation übernahm und nach dem Abstieg aus der A-Klasse Passau in der darauffolgenden Saison 1996/97 den sofortigen Wiederaufstieg schaffte. Ab Januar 1997 betreute er zusätzlich die Damenmannschaft des TSV Anzenkirchen und feierte mit dieser den Aufstieg in die Bayernliga.

Danach folgten fünf Jahre als Chefanweiser beim ASC Simbach, ehe er in der Spielzeit 2002/03 als Trainer am DFB-Stützpunkt Pfarrkirchen arbeitete. Von 2003 bis 2006 coachte Walter Czech den SSV Eggenfelden, den er 2005 als Vizemeister über die Relegation in die Bezirksoberliga führte. Kurz vor Ende der Saison 2005/06 wurde Czech dann aber überraschend entlassen und hatte danach nur mehr ein Kurzzeit-Engagement als Interimscoach be seinem früheren Klub ASC Simbach, mit dem er 2007 den Klassenerhalt in der BOL sicherte.

– Foto: Walter Geiring

Aufrufe: 012.6.2020, 13:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor