2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines
Der SSV Eggenfelden geht als Meisterschaftsanwärter Nummer 1 in die Restrückrunde der Bezirksliga West
Der SSV Eggenfelden geht als Meisterschaftsanwärter Nummer 1 in die Restrückrunde der Bezirksliga West – Foto: Charly Becherer

»Vom Reden ist noch keiner Meister geworden«

Trotz einer Top-Ausgangsposition bleiben die Verantwortlichen des SSV Eggenfelden auf dem Boden

Letzte Woche war bereits der erste Teil des großen Interviews mit dem SSV Eggenfelden zu lesen. Im zweiten Teil plaudern Coach Marcel Thallinger (34) und Manager Joe Stinglhammer (35) unter anderem über die Pläne und Visionen des derzeitigen Rangersten der Bezirksliga West.

Finanziell sind beim SSV angeblich keine großen Sprünge möglich. Wie schafft ihr es dann, so gute Spieler zu bekommen und den aktuellen Kader beisammen zu halten?
Johannes Stinglhammer: Weil wir Verantwortungsträger extrem viel arbeiten und einen wahnsinnigen Aufwand betreiben. Wir können nur durch gute Bedingungen und Arbeit Spieler für uns gewinnen und natürlich auch halten. Finanziell ist bei uns nicht viel möglich, das ist Fakt.


Marcel Thallinger: Wie andere Vereine arbeiten, können wir nicht beurteilen. Wenn ich einen Spieler haben möchte, probiere ich ihn durch andere Dinge wie Geld zu überzeugen. Wir wollen durch unsere Strukturen punkten, zudem zeige ich den jeweiligen Spieler Möglichkeiten auf, wie er sich bei uns weiterentwickeln kann. Es liegt dann an dem Spieler selbst, ob er sich dann für unseren Weg entscheidet.


Aktuell seid ihr nicht nur die Nummer eins der Bezirksliga West, sondern auch das beste Team im Rottal. Welche Bedeutung hat das für den Verein und habt ihr es im Kreuz, vielleicht sogar mittel- und langfristig der führende Verein im Landkreis zu werden?
Stinglhammer: Natürlich registrieren wir das und es war immer ein persönliches Ziel von mir, die Nummer eins im Rottal zu werden. Aktuell sind wir der von der Tabellenkonstellation führende Verein im Landkreis und möchten das gerne auch bleiben. Das Potenzial dafür ist da, wobei Vereine wie Pfarrkirchen und Simbach jahrelang vor uns waren. Für uns war das immer ein Anreiz, dieses Niveau zu erreichen oder sogar mal vorbeiziehen zu können. Wir müssen und werden aber weiter sehr demütig bleiben.

Thallinger: Wir sind das aber noch nicht, denn Pfarrkirchen und Simbach spielen in der gleichen Liga wie wir. Es hört sich immer sehr reißerisch an, sich als Nummer eins zu sehen oder als solche bezeichnet zu werden. Für mich sind solche Dinge nicht interessant. Pfarrkirchen ist aktuell fünf Punkte hinter uns, dieser Vorsprung kann auf ein paar Spieltage aufgebraucht sein.

Thallinger: »Wichtig ist mir, dass die Jungs weiterhin Bock auf die Spiele und Trainingseinheiten haben.«

Ihr geht als Tabellenführer in die letzten zehn Partien. Ist der Aufstieg mittlerweile ein Thema? Es wäre ja naiv, wenn ihr euch mit dieser Sache nicht beschäftigen würdet...
Marcel Thallinger: Grundsätzlich ist es so, dass man das aus zwei Gesichtspunkten sehen muss. Wenn ich den leistungsorientierten Maßstab ansetze, dann können wir mit der laufenden Runde jetzt schon zufrieden sein, egal wie es am Ende ausgeht. Wenn man die Entwicklung der Mannschaft und der einzelnen Spieler betrachtet, ist eine stetige Steigerung erkennbar. Wenn ich den erfolgsorientierten Maßstab ansetze, sieht es etwas anders aus. Wir sind nach 20. Spieltagen Erster und haben die beste Ausgangslage. Davon können wir uns aber nichts kaufen. Wichtig ist mir, dass die Jungs weiterhin Bock auf die Spiele und Trainingseinheiten haben. Ist das der Fall, dann werden wir auch unsere Leistung abrufen. Dinge wie Verletzungen und Spielglück kann man nicht beeinflussen. Es wird uns in den verbleibenden zehn Partien niemand etwas schenken und fünf Punkte Vorsprung können auf zwei Spiele weg sein. Wir müssen unser Ding durchziehen und dann werden wir sehen, was am Ende dabei herauskommt. Ich bin aber so oder so kein Freund davon, viel von solchen Dingen zu reden. Wer sich zu viel damit beschäftigt, der vergisst oft andere Sachen. Entscheidend ist die Performance auf dem Platz. Vom Reden ist noch keiner Meister geworden.


Angenommen es sollte mit dem Sprung in die dritthöchsten Amateurliga klappen. Könnte das aktuelle Team dort bestehen oder wären Verstärkungen unabdingbar?
Thallinger: Wenn wir es schaffen sollten, dann würden wir Verstärkungen brauchen. Die Landesliga Südost ist brutal stark, gerade die Münchner Vereine sind extrem gut und haben viele Spieler in ihren Reihen, die bei Profiklubs ausgebildet worden sind. Das wertet die ganze Liga extrem auf. Ich habe mit dem SV Hebertsfelden zwei Jahre in dieser Klasse gespielt und weiß daher, wie groß dieser Sprung ist. Spielerisch und auch taktisch ist das ein ganz anderes Niveau als in der Bezirksliga. Wir würden mit Sicherheit nicht den halben Kader austauschen, aber punktuell müssten wir uns auf der einen oder anderen Position verstärken. Aber die aktuelle Mannschaft hat es mit Sicherheit im Kreuz, auch eine Etage höher zu bestehen. Wer aufsteigt, kann das auch schaffen.

Stinglhammer: »Sollten wir den Aufstieg wirklich schaffen, werden wir gut gewappnet sein.«

Ist die Landesliga überhaupt ein erstrebenswertes Ziel? Euren Landkreiskontrahent ASCK Simbach wurden in der Vorsaison in dieser Klasse beispielsweise ziemlich die Grenzen aufgezeigt.....
Stinglhammer: Wenn wir es sportlich schaffen, nehmen wir den Aufstieg selbstverständlich mit. Wir betreiben viel Aufwand und die Jungs spielen ja Fußball, um erfolgreich zu sein. Es sind aber noch 30 Punkte zu vergeben und dementsprechend liegt unser Hauptaugenmerk auf die letzten zehn Spiele. Sollten wir den Aufstieg wirklich schaffen, werden wir gut gewappnet sein.


Welche Rolle spielt Marcel Thallinger in den SSV-Planungen und wie lange glaubst du, ihn noch halten zu können?
Stinglhammer: Ich hoffe, so lange es geht. Marcel hat die Entscheidung bei sich selbst. Wir planen mit dem bestehenden Trainerteam und wünschen uns, dass es uns noch möglichst viele Jahre erhalten bleibt. Marcel ist ein sehr guter Trainer, ein ganz feiner Mensch und die aktuelle Konstellation passt zu 100 Prozent. Mannschaft, Chefcoach und Co-Spielertrainer Valdrin Blakaj sind eine absolute Einheit.

Thallinger: »Ich bin der Meinung, dass man sich als Trainer nicht immer so wichtig nehmen soll.«

Und wie sehen die Zukunftspläne des Trainers aus?
Thallinger: Länger als ein Jahr kann man ohnehin nicht vorausplanen. Mir macht es großen Spaß, die Entwicklung der Spieler und des Vereins mitgestalten zu dürfen. Ich bin der Meinung, dass man sich als Trainer nicht immer so wichtig nehmen soll. Meine Hauptaufgabe ist es, mit System und Struktur die Basis zu schaffen, dass sich ein Akteur weiterentwickeln kann. Die Spieler sind die Hauptdarsteller und füllen das ganze mit Leben. Mir macht es Spaß, diesen Weg mitprägen zu können. Natürlich habe ich auch sportliche Ziele und gewisse Träumereien sind ganz normal. Es wäre schön, wenn ich irgendwann noch die eine oder andere Liga höher trainieren könnte. Aber das sind Hirngespinste, die für mich derzeit nicht relevant sind. Viel mehr reizt es mich, in Eggenfelden etwas zu formen und dem Ganzen eine Handschrift zu verpassen. Wie lange das noch gehen wird, kann ich nicht sagen. Wir schauen von Jahr zu Jahr.



Das Interview führte Thomas Seidl.

Aufrufe: 011.2.2020, 11:35 Uhr
Thomas SeidlAutor