Wer besitzt das größere Selbstvertrauen?

TSV Steinbach II – VfL Biedenkopf (So., 15 Uhr): Nach Jahren des Misserfolgs im „Hexenkessel“ Burgsolms hat der TSV Steinbach doch den Bock umgestoßen, mit 3:2 gewonnen und besitzt nun beste Aussichten im Titelkampf. „Die erste Halbzeit war richtig gut“, sah Trainer Maik Six das Geschehen mit Zufriedenheit. „Nach der Pause kam von Burgsolms mehr, und wir haben unsere Chancen nicht mehr so zielstrebig verwertet.“ Und Hitzigkeit kam ins Spiel. „Die Jungs haben auch Ohren. In diesem Fall hat es uns angestachelt, was von außen ins Spiel getragen wurde. Das Publikum in Burgsolms geht immer extrem mit, aber auch diese Herausforderung haben wir gemeistert“, blickt Six zurück. Nach dem Spiel seien beide Lage wieder vernünftig miteinander umgegangen.

Eine andere Art der Herausforderung wartet auf seine Mannschaft nun gegen den Tabellenvierzehnten Biedenkopf. „Vor solchen Mannschaften müssten wir eigentlich mehr Angst als vor Topteams haben“, erinnert Six an Niederlagen seiner Elf in Heuchelheim oder gegen Lahnfels. „Der Sieg in Burgsolms wäre nichts wert, wenn wir gegen Biedenkopf nicht nachlegen würden.“ Die große Kunst würde vermutlich darin bestehen, nicht zu bequem zu werden. „Niemand darf in diesem Spiel den einen Schritt zu wenig gehen“, mahnt Six. „Wir besitzten die Qualität, um vorn mitzuspielen, aber wir müssen auch konstant punkten“, sagt er.

Wen den wegen einer Roten Karte gesperrten Sechser Maik Diede ersetzen wird, darüber macht sich Six diesmal keine Sorgen. In Furkan Yaglu, Pierre Bellinghausen, Tim Reeh oder Haris Salcinovic drängt sich für diese Mittelfeldposition gleich eine ganze Mittelfeldreihe auf.

Fünfmal in Folge ungeschlagen! Die jüngste Bilanz verleiht dem VfL Biedenkopf Selbstvertrauen. Zu Übermut taugt sie im Vorfeld der Reise am Sonntag zu Aufsteiger TSV Steinbach II aber kaum. VfL-Trainer Vladi Kovacevic sagt: „Die Trainingsbeteiligung lässt bei uns wieder nach. Das darf nicht sein, denn wir müssen gerade jetzt wieder mehr tun. Der Höhenflug darf nicht verdecken, dass wir noch immer ganz dick im Tabellenkeller stecken. Die Top-Leistung, die wir zuletzt gegen einen personell sehr gut besetzten FC Ederbergland II brachten, muss am Sonntag bei Steinbach II unser Maßstab sein.“

Was aber genau will er von seinen Jungs sehen? „Wir brauchen gegen diesen Gegner mit hoher individueller Klasse einen ganz dicken Bohrer, der aus Leidenschaft, Teamgeist, einer breiten Brust und einer noch besseren Chancenverwertung besteht“, verlangt Kovacevic.

Der eine oder andere Urlauber in seinem Kader kehrt wieder zurück. Ob diese Rückkehr direkt in die Startelf führt, hängt auch davon ab, ob aus den übrigen personellen Fragezeichen jeweils ein Ausrufezeichen wird oder nicht. Fraglich ist beispielsweise der Einsatz von Dennis Rakowski, Jannis Lüftner und Marvin Achenbach.

SSC Burg – TSV Michelbach (So., 15 Uhr): Aufsteiger SSC Burg hat sich angesichts von vier Siegen, zwei Unentschieden und fünf Niederlagen in der Gruppenliga nicht schlecht geschlagen. Der TSV Michelbach, ebenfalls neu in dieser Spielklasse, hat es mit sieben Siegen, einem Remis und vier Niederlagen noch besser hinbekommen. Burgs Trainer Steffen Hardt stellt den Gast als eine erfahrene Mannschaft mit einigen früheren Verbandsliga-Spielern vor, die vor allem bei Standardsituationen und in Kopfballduellen vor dem gegnerischen Tor brandgefährlich ist.

Seine Mannschaft wiederum blickt nach fünf knappen Niederlagen in den jüngsten sechs Spielen auf eine kleine Durststrecke zurück. „Aber das habe ich Kommen sehen, dass es eine solche Phase geben wird, in der wir weniger stark punkten werden“, macht sich Hardt in dieser Hinsicht wenige Sorgen. Er weiß auch: „Ich kann meiner Mannschaft wenige Vorwürfe machen, denn wir haben unsere Tormöglichkeiten herausgespielt. Die Spiele, die wir verloren haben, waren mindestens ausgeglichen.“ Unter dem Strich bleibt für ihn stehen: „Die meisten unserer Niederlagen waren vermeidbar. Vorn haben wir einige Treffer zu wenig erzielt, hinten einige Male zu oft gepatzt.“

Personell gibt es im Moment keine Probleme. „Im Training ist die Hütte voll“, sagt Hardt. „Alle ziehen mit.“ Und die Stimmung ist ebenfalls gut. Am Freitagabend geht es traditionell mit 50 Mann plus Spielerfrauen aufs Oktoberfest nach Herborn. Und am Sonntag soll es wieder etwas zu feiern geben: ein erfolgreiches Heimspiel.

Der TSV Michelbach wiederum gab seine Tabellenführung durch eine 1:3-Niederlage bei der Spielvereinigung Leusel ab. Trainer Kai Ranke sagt: „Viel mehr als der Verlust der Tabellenspitze ärgert mich die unnötige Niederlage an sich, weil sie auf individuellen Fehlern basierte. Wir brauchen am Sonntag bei Mitaufsteiger SSC Burg mehr Konzentration, mehr Motivation und die Situation, dass wir endlich auch im Kopf den an sich guten Flow nach dem Aufstieg ausnutzen.“

Personell krochen die Michelbacher zuletzt auf dem Zahnfleisch. In Leusel saß der 41-jährige Ranke sogar als einer von zwei Einwechselspielern auf der Bank. Im Training fehlten ihm bis zu zehn Leute. „Bei Burg müssen wir die im Zentrum und auf den Flügeln gleichermaßen gute Offensive in den Griff bekommen. Und unsere Defensivschwäche, die sieben Gegentore in den letzten zwei Partien brachte, sollte aufhören“, fordert Ranke.