Das Gelände ist hübsch, erst recht an einem so warmen Septembersonntag. Zabo Eintracht verfügt über zwei Spielfelder, einen hervorragenden A-Platz mit saftig-grünem Rasen und einen etwas besorgniserregenden B-Platz mit roter VW Golf-Ruine. Ein paar Bänke stehen am Rand des A-Platzes, und in einem der hohen Laubbäume zwitschert ein aufgeregter Vogelschwarm, der gar nicht fassen zu können scheint, auf was für einem schönen Baum er sich gerade niedergelassen hat. Noch dazu an einem solchen Tag. „Für so einen Tag machst du das alles“, sagt Flo Kürzinger, dritter Vorstand bei Zabo Eintracht.
„Das alles“ steht für die viele ehrenamtliche Arbeit, die Kürzinger und eine Handvoll eingeschworener Zaboraner in ihren Verein stecken. Selbst dann, wenn nicht eitel Sonnenschein über der Fallrohrstraße herrscht. Mit „so einem Tag“ meint der Vorstand mehr als nur den 3:2-Heimsieg im Derby gegen DJK Falke II. Er spricht von der Zweiten, die vor heimischem Publikum gegen die Turnerschaft Fürth gewann, vom frischgebackenen Tischtenniskreismeister Andreas Handt — und von einem Tag, an dem die kleine Zabogemeinde sich noch einmal selbst feierte. Das Duell in der A-Klasse? Kaum mehr als Kulisse.
Der Ort der Wahl ist eine kleine Fläche am Rande des A-Platzes. Drei Biertischgarnituren stehen auf ihr, außerdem ein kleiner Imbiss, aus dem heraus einige Frauen Kuchen und Wurstsemmeln, Limo und Bier verkaufen. Für Sandra, Marina, Marie, Diane, Chrissi und Kerstin sind die Heimspiele in der A-Klasse Fixpunkte: „Wir sind beruflich stark eingespannt, aber zu den Heimspielen kommen wir immer zusammen“, sagt Sandra.
Bei Wind und Wetter stellen sie sich in den Stand, den sie vor zwei Jahren auf die Beine gestellt haben und seitdem ehrenamtlich und in Eigeninitiative betreiben. Kuchen und Semmeln machen die Frauen selbst, die Getränke stellt der Wirt. „Nicht einen Tag“, sagt Sandra, hätten sie lieber woanders verbracht als hier, wo noch rund 20 andere Zaboraner gutgelaunt das Spiel verfolgen. Im Grund spielt es für die Gruppe keine Rolle, in welcher Liga ihre Erste spielt. Oft genug bekommen sie vom Spiel erst etwas mit, wenn auf dem Platz lauter Jubel ausbricht. Mitgelitten und mitgefiebert, mitgejubelt und -gefeiert wird aber immer. Und im Hintergrund singt sich Helene Fischer durch ihre atemlose Nacht.
Als „DVD“ stellt sich Friedbert Nitsche derweil scherzhaft vor, als „Depp vom Dienst“. Seine Haut ist sonnengebräunt, gegerbt in vielen Stunden, die er auf dem Zabo-Gelände verbracht hat. Der Pensionär wohnt nur ein paar Meter entfernt vom Sportgelände, er ist da, wenn man ihn braucht. Er mäht den Rasen, wischt Spielerkabinen aus, kümmert sich um organisatorischen Krimskrams, Meldungen, Turniere. Vorstandsmitglied ist er, und ja, das gibt er fast kleinlaut zu, die Trikots der Ersten wäscht er auch. „Am schlimmsten ist es, wenn der Platz nass und matschig war. Da wird ein Sonderwaschgang fällig“, sagt das Urgestein mit Kennermiene.
Seit 51 Jahren ist „Friedel“ aktives Mitglied bei Zabo Eintracht. „Voriges Jahr gab es so eine Ehrung“ – die Verleihung der silbernen Ehrennadel, aber das nimmt Nitsche nicht so genau. So wie die Frotzeleien, denen er als Bayernfan in einem Pulk eingefleischter Clubberer ausgesetzt ist: „Im Moment haben die wenig zum Lachen.“ Wirklich anfeinden würde man sich unter den Zaboranern sowieso nie: „Wir sind eine verschworene Gemeinschaft“, sagt Norbert Föttinger, Leiter der Tischtennisabteilung. Er ist Zaboraner seit 1988 und wird es bleiben.
So wie Florian Schulz, der seine Heimatverbundenheit mit einem schwarzen Shirt zur Schau trägt: „Home is where your heart is — Zabo forever“. Die Zaboraner kennen sich — und rücken enger zusammen, wenn es um den Verein nicht ganz rosig bestellt ist. Im Schatten des großen Nachbarn Mögeldorf 2000 mit seinem proppenvollen Jugendbereich, verbucht es Zabo Eintracht als Erfolg, dass erstmals seit Jahren drei Jugendspieler in die Erste aufgerückt sind. Auf absehbare Zeit werden ihnen keine folgen.
Schon mehrmals hat der Nachbar die Fühler ausgestreckt, einen Zusammenschluss sähe man zumindest jenseits des Zauns gerne. Sagen die Zaboraner. Die aber beharren darauf, der familiäre kleine Verein aus dem Viertel für das Viertel, Zabo und nicht Mögeldorf zu sein. Deshalb sind die Spiele der Ersten in der A-Klasse so wichtig und an anderen Tagen dann doch mehr als eine schöne Kulisse. Sie dienen dem Vereinsleben und der Identitätspflege.
Wie sehr die Gedanken an die Zukunft die Zaboraner umtreibt, zeigt schon, dass sie von ganz allein auf das Thema zu sprechen kommen. „So lange es noch geht, bleiben wir die netten Gallier aus Zabo“, sagt Flo Kürzinger. Und fügt hinzu: „Bevor wir fusionieren, sperren wir hier zu.“ Es wäre schade drum. So lange nur mehr solche Tage kommen wie der vergangene Sonntag aber auch: unwahrscheinlich.