2024-04-24T13:20:38.835Z

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Sein Rat und seine fußballerischen Fähigkeiten sind gefragt: Wolfgang Rösch, hier mit Tobias Raffalt und Daniel Steck (von links) ist seit einem Vierteljahrhundert nur für die SpVgg Wiesenbach am Ball. Das Foto entstand 2015.  Archivfoto: Ernst Mayer
Sein Rat und seine fußballerischen Fähigkeiten sind gefragt: Wolfgang Rösch, hier mit Tobias Raffalt und Daniel Steck (von links) ist seit einem Vierteljahrhundert nur für die SpVgg Wiesenbach am Ball. Das Foto entstand 2015. Archivfoto: Ernst Mayer

Für sie geht Vereinstreue über alles

Wolfgang Rösch ist seit einem Vierteljahrhundert ununterbrochen für Wiesenbach am Ball +++ Christian Sturm spielt schon ewig für den SC Mönstetten +++ Was die beiden Kicker immer noch antreibt

„Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt“

In dieses Lied, mit dem sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Jahr 1974 auf die Weltmeisterschaft im eigenen Land einstimmte, könnten auch sie einstimmen: Wolfgang Rösch von der SpVgg Wiesenbach und Christian Sturm vom SC Mönstetten. Sie leben (im Gegensatz zu den Nationalspielern) zwar nicht vom, dafür jedoch für den Fußball. Und das seit langer, langer Zeit. Doch nicht nur das, Rösch und Sturm zählen in ihren Vereinen zu den dienstältesten Akteuren.

Der 55-jährige Wolfgang Rösch hat im Jahr 1973 in der C-Jugend der SpVgg Wiesenbach mit dem Kicken begonnen und ist seinem Heimatverein – abgesehen von zwei einjährigen Gastspielen beim damaligen Bayernligisten FC Augsburg (Saison 1985/86) und dem Landesligisten TSV Mindelheim (91/92) – treu geblieben. Seit 1992 schnürt er gar lückenlos die Fußballstiefel für den Verein aus dem 950-Seelen-Dorf. Viele Jahre war er der Leistungsträger schlechthin beim Bezirksligisten und Bezirksoberligisten. Wenn er sich auch im fortgeschrittenen Alter in die zweite Mannschaft zurückgezogen hat (Rösch: „Es fällt immer schwerer, mit den jungen Gegenspielern läuferisch mitzuhalten und sich zu regenerieren“): An seiner Fußball-Verrücktheit hat sich nicht das Geringste verändert. „Fußball ist mein Lebensinhalt, Fußball ist eine Sucht“, versichert der 55-jährige Fertigungsmonteur im Omnibusbau, der trotz beruflicher Belastung durch Akkordarbeit Sonntag für Sonntag versucht, seine Leistung zu bringen und während der Woche die Trainingseinheiten zu absolvieren.

„Wir kämpfen und geben alles bis dann ein Tor nach dem andern fällt“

Auch auf Christian Sturm vom SC Mönstetten trifft diese Passage aus der „Nationalmannschafts-Hymne“ von einst voll zu. Während andere Mitspieler aus der Jugendzeit schon längst dem Fußball ade gesagt und sogar dem Verein ganz den Rücken gekehrt haben (Sturm: „Ich finde das schade!“), stellt sich der 38-Jährige, der seit 2011 auch Abteilungsleiter ist, immer noch in den Dienst der Mannschaft. 21 Spiele hat er in der abgelaufenen Saison für den A-Klassisten bestritten. Dabei wollte er eigentlich nur noch „von der Bank weg“ spielen. Aber Sturm kann halt nicht nein sagen, wenn er sieht, dass Not am Mann ist.

Seine fußballerische Laufbahn begann 1998. Zunächst spielte er bei der SpVgg Gundremmingen in der C- und D-Jugend, dann wechselte er nach Mönstetten. Sturm wohnt im Aislinger Ortsteil Baumgarten und von dort ist es nur ein Katzensprung bis zum Mönstetter Sportplatz. „Alle Baumgartener spielten damals schon in Mönstetten und so zog es auch mich dahin“, so Sturm. Hier hat er dann auch Wurzeln geschlagen, vor allem weil er hier schon als freigemachter A-Jugendlicher in der ersten Mannschaft eingesetzt wurde und den Sprung vom Jugend- ins Seniorenlager problemlos gemeistert hat.

„Einer für alle, alle für einen. Wir halten fest zusammen“

Ja, Zusammenhalt ist das, was Rösch und Sturm immer vorgelebt haben. „Mönstetten ist ein kleiner Verein. Und je kleiner der Verein, desto mehr muss man zusammenhalten“, so lautet die Devise des Mönstetter Urgesteins, dem es ein großes Anliegen ist, auch seinen Kindern eine ähnliche fußballerische Zukunft vor Ort bieten zu können, wie er sie erlebt hat.

Vereinstreue geht bei Wolfgang Rösch über die fußballerischen Aktivitäten hinaus: „Wenn zum Beispiel Arbeiten am Sportplatz oder Sportheim anstehen, fühlst du dich verpflichtet, Hand anzulegen. In größeren Vereinen schaltet man da vielleicht eine Firma ein, in Vereinen wie Wiesenbach werden die Arbeiten dagegen gemeinsam erledigt. Das schweißt zusammen.“

Und natürlich schweißen auch Erfolge zusammen. Deren hat vor allem der Wiesenbacher Routinier einige in allerbester Erinnerung. So den 1:0-Sieg im Pokal gegen den FC Augsburg nur wenige Monate nach seiner Rückkehr von seinem Augsburg-Gastspiel oder die drei Tore innerhalb von 30 Minuten im Qualifikationsspiel zur neu geschaffenen Bezirksoberliga gegen den TSV Ottobeuren. Überhaupt: Innerhalb von neun Jahren Sieg er mit den Wiesenbachern viermal auf.

„Ein jeder Gegner will uns natürlich schlagen, er kann’s versuchen, er darf es ruhig wagen“

Versucht und gewagt hat mancher Verein noch mehr: nämlich gute Spieler abzuwerben. Der FC Gundelfingen wollte sich einst den A-Jugendlichen Christian Sturm angeln und auch der damalige Kreisligaverein SpVgg Gundremmingen hat seine Fühler nach dem Mönstetter Mittelfeldspieler ausgestreckt. Vergeblich: Er ist seinem Heimatverein treu geblieben.

Auch Wolfgang Rösch ist bei mehreren klassenhöheren Verlockungen standhaft geblieben. Der FC Memmingen sowie die württembergischen Klubs SpVgg Au, FV Illertissen und SSV Ulm 1846 warben vergeblich um den Wiesenbacher. Der war damals Mitglied der Schwaben-Auswahl, was ihn mit besonderem Stolz erfüllte. „Die schwäbischen Farben zu vertreten war mir wichtiger, als in Illertissen, Au oder Ulm zu spielen.“

Wie die Zukunft der Beiden aussieht? Rösch will weiterhin in der zweiten Mannschaft aushelfen. Gleiches hat auch Sturm vor. Praktizierte Vereinstreue eben.

Aufrufe: 018.6.2017, 19:17 Uhr
Günzburger Zeitung / Alois ThomaAutor