2024-04-23T13:35:06.289Z

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– Foto: Pressefoto Eibner

SpVgg Unterhaching - von der B-Klasse über die Bundesliga an die Börse

Von einem klassischen Vorortverein mit Freizeitfußballern hin zu einem bundesweit angesehenen Außenseiter im Oberhaus

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Der größte Moment der Vereinsgeschichte unseres kommenden Gegners SpVgg Unterhaching ist eine Deutsche Meisterschaft. Nun, nicht die eigene, sondern „nur“ die des bayrischen Nachbarns FC Bayern München, aber immerhin.
Mit dem Titelgewinn der „Roten“ am letzten Spieltag der Saison 1999/2000 war auch Unterhaching in aller Munde. Damit gut zehn Kilometer weiter im Münchener Olympiastadion gefeiert werden konnte, war die Schützenhilfe des kleinen Nachbarn nötig. Die SpVgg hatte an diesem 20. Mai 2000 den Spitzenreiter Bayer 04 Leverkusen zu Gast im mit 15.000 Zuschauern ausverkauften Sportpark. Ein Eigentor des Leverkusener Nationalspielers Michael Ballack und das 2:0 durch Markus Oberleitner sorgten für einen überraschenden Heimerfolg des Aufsteigers, während parallel der FC Bayern durch einen 3:1-Heimsieg gegen Bremen den Drei-Punkte-Rückstand auf Bayer 04 wettmachte und dank der Tordifferenz den Titelgewinn bejubelte. Auch Unterhaching feierte mit – schließlich verbanden den Verein nicht nur freundschaftliche Beziehungen mit dem Meister, man war auch selbst in der bundesweiten Wahrnehmung der „grauen Maus“ zu einem beachteten Farbtupfer der Liga geworden.

Aus der B-Klasse in die Bundesliga, von einem klassischen Vorortverein mit Freizeitfußballern hin zu einem bundesweit angesehenen Außenseiter im Oberhaus – diese Entwicklung machte die SpVgg Unterhaching in relativ kurzer Zeit durch. Gegründet 1925, blieb der Verein nicht nur in den Vorkriegsjahren ein lokal unbeachteter Club, wie es an der Peripherie einer Großstadt wie München Dutzende gibt. Auch in den ersten 30 Nachkriegsjahren pendelte der Verein durchgehend zwischen der B-Klasse und der Kreisliga. Nachdem Bürgermeister Engelbert Kupka 1973 das Präsidentenamt übernommen hatte (das er knapp 40 Jahre lang inne hatte), wurde aus dem Vorstadtverein ein ambitionierter Fußballverein. Im Zuge des 50-jährigen Jubiläums kamen 1975 der FC Bayern und der TSV 1860 zu Freundschaftsspielen. Oberhalb der Bezirksebene tauchte die SpVgg erstmals 1979 mit dem Aufstieg in die Landesliga auf. Schon zwei Jahre später gelang der Sprung in die damals drittklassige Bayernliga. 1983, 1988 und 1989 feierte die Mannschaft den Titelgewinn in dieser Spielklasse, scheiterte nach den ersten beiden Meisterschaften aber in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga recht deutlich. 1989 setzten sich die Hachinger dann aber in einer Gruppe mit Hessen Kassel, SSV Reutlingen und SV Edenkoben durch und waren erstmals auf der Bundesebene angekommen.

In der 2. Bundesliga waren die Oberbayern zunächst eher als unattraktiver Außenseiter wahrgenommen – auch weil im damals genutzten Sportpark Grünau (ein besserer Sportplatz ohne nennenswerte Tribünen) knapp außerhalb der Münchener Stadtgrenzen nur selten zweitligareife Stimmung aufkam. Trotz einiger Achtungserfolge wie beim 2:1 gegen Schalke 04 oder beim 1:1 beim späteren Meister Hertha BSC stieg die SpVgg als Tabellenletzter gleich wieder ab. Nach einer Vizemeisterschaft hinter 1860 gelang 1992 – in der Aufstiegsrunde gegen Aschaffenburg und Reutlingen – der Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga. Erneut war den Rot-Blauen aber nur ein Jahr auf der Bundesebene vergönnt – als Siebtletzter stieg die SpVgg in der 24er-Staffel (bedingt durch die deutsche Vereinigung) direkt wieder ab.

Das zweite Zweitliga-Jahr absolvierte Unterhaching aber immerhin schon in einem richtigen Stadion. Der 1992 eröffnete Sportpark Unterhaching bot rund 11.000 Zuschauern (die freilich auch im Unterhaus nicht in dieser Anzahl kamen) Platz, sieben Jahre später erfolgte nach dem Sprung in die Bundesliga der Ausbau mit einer weiteren Tribüne und der zweiten Hintertorseite auf insgesamt 15.053 Plätze. Mit insgesamt dem top-gepflegten Hybridrasen im Stadion und vier Nebenplätzen bietet die Anlage dem Verein und seiner Nachwuchsabteilung auch gute Trainingsmöglichkeiten, wobei der SpVgg-Nachwuchs sogar noch zwei weitere Sportanlagen nutzen kann.

Nachdem 1994 der direkte Wiederaufstieg verpasst worden war, ermöglichte – wie übrigens auch unserem VfB Lübeck – die Liga-Neuordnung vor der Saison 1994/95 einen direkten Aufstieg in die 2. Bundesliga. Die SpVgg holte den Meistertitel in der nunmehr drittklassigen Regionalliga Süd und mischte diesmal auch nach dem Aufstieg prächtig mit. Die dritte Zweitliga-Saison wurde mit dem vierten Tabellenplatz abgeschlossen. Nach den Plätzen 6 und 11 in den Folgejahren gelang der große Wurf überraschend im Jahr 1999. Noch immer als Außenseiter wahrgenommen, schaffte die Mannschaft von Trainer Lorenz-Günther Köstner mit der Zweitliga-Vizemeisterschaft den erstmaligen Sprung in die Bundesliga.

In der Eliteklasse kamen auch namhafte Akteure wie Ex-Nationalspieler „Wiggerl“ Kögl oder André Breitenreiter nach Unterhaching. Und es war nicht nur das abschließende 2:0 gegen Leverkusen, das den Oberbayern Respekt einbrachte. Die SpVgg schlug sich im Oberhaus prächtig und beendete die Saison auf einem respektablen 10. Tabellenplatz – vor Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt und Schalke 04. In der folgenden Saison wurde der damals nicht unbedeutende DFB-Hallenpokal gewonnen. In der Bundesliga stand allerdings nach einer abschließenden 3:5-Niederlage bei Vier-Minuten-Meister Schalke 04 der Abstieg als Tabellen-16.

In der Folgesaison wurde die SpVgg gleich direkt in die Regionalliga durchgereicht, wo der Verein allerdings die erfolgreichste DFB-Pokal-Saison seiner Geschichte (Aus im Viertelfinale gegen Leverkusen nach Elfmeterschießen) spielte und den direkten Wiederaufstieg schaffte. Vier Jahre hielt sich Unterhaching anschließend in der 2. Bundesliga. Die angestrebte Rückkehr in die Zweitklassigkeit wird sein 13 Jahren regelmäßig verpasst. Zwei Jahre lang waren die Hachinger zwischen 2016 und 2018 sogar viertklassig.

Eine Besonderheit bei der angestrebten Rückkehr unter die 36 Lizenzvereine des deutschen Fußballs: Die SpVgg ist seit 2018 eine GmbH, die seit Juli 2019 an der Börse vertreten ist, um Kapital für die sportliche Entwicklung zu generieren. Die Aktien der SpVgg sind zu 58 Prozent weiterhin im Besitz des e.V. Einer der Hauptaktionäre ist auch der frühere Nationalspieler und Vereinspräsident Manfred Schwabl, der über rund 19 Prozent der Anteile verfügt. In der vergangenen Woche wurden die einst für 8,10 Euro ausgegebenen Aktien, die im letzten Saisondrittel 2019/20 bei Aufstiegschancen bis auf 9,60 Euro gestiegen waren, mit einem Kurs von 5,20 Euro gehandelt.
Aufrufe: 026.1.2021, 07:35 Uhr
VfBAutor